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Städtepuzzles und Flugsimulationen: Spiele als Abbild der realen Welt
Stuttgart/Mannheim. Anfang der Woche wurde „Sky Team“ aus dem KOSMOS Verlag zum Spiel des Jahres 2024 gewählt – und damit zum fünften Mal ein Spiel aus dem Stuttgarter Verlagshaus ausgezeichnet. Die Spielidee: Die Landung eines Jumbojets wird simuliert, die Spieler müssen im Team zusammenarbeiten, um die glückliche Landung zu erreichen.
Wie die reale Welt in die Welt des (Kinder-) Spiels Einzug hält, zeigt die Ausstellung „Spiel mit! Bauen – Zocken – Knobeln“ im Technoseum Mannheim, die seit Mitte Juni läuft.
Konzept wird von Kommunen und Institutionen aufgegriffen
Doch es geht mehr als ums Spielen. „Spielzeug ist oft ein Abbild der Erwachsenenwelt – manchmal abstrakt und idealisiert, aber auch ganz konkret“, so die Kuratorin Kristin Kube. Und es diene häufig dazu, „Kinder auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorzubereiten“.
Ein Konzept, das öffentliche Institutionen oder Kommunen aufgreifen, um Inhalte zu vermitteln – oder um Marketing zu machen. Rein kommerziell, aber auf einem gewissen Lokalpatriotismus aufbauend, soll in Mannheim – just zum Weihnachtsgeschäft – ein Mannheim-Monopoly auf den Markt kommen. Der Spiele-Klassiker wird wie schon in anderen Städten auf die Quadratestadt angepasst.
Städtepuzzle wie in Stuttgart, eine Baden-Württemberg-Reise als Quiz, um die hiesige Kulturlandschaft spielerisch kennenzulernen: Spiele machen Werbung für die Region.
In Lauda-Königshofen wurde „Der Taubertal-Express“ ein Renner
Das kann durchaus erfolgreich sein. Als vor zwei Jahren die Stadt Lauda-Königshofen in Eigenregie das Strategiespiel „Der Taubertal-Express“ entwickelte, wurde es ein Renner – weil die Spielidee und die Umsetzung überzeugten, die lokale Verhältnisse und Historisches aufgriffen. Mittlerweile gibt es die Erweiterung „Würfelpioniere“ und mit „Die Händler vom Taubertal“ eine Kartenspielvariante.
Beim Bürgerfest des Landtags Ende Juni konnten jüngere Besucher mit „Abgeordnetenrennen“ den Alltag von Landtagsabgeordneten „erwürfeln“: Das Brettspiel wurde vom Hauptstaatsarchiv schon vor zwei Jahren entwickelt. „Es ist ein leichter spielerischer Einstieg für kleinere Kinder zum Thema Arbeit von Abgeordneten“ sagt Nina Fehrlen-Weiss, Archivarin beim Hauptstaatsarchiv. Elemente wie Wahlkampf, Bürgerbetreuung, Mitarbeit in Ausschüssen bis hin zu kinderpolitischen Themen spielten eine Rolle. Das Brettspiel ergänzt das archivpädagogische Angebot. „Die Kinder sollen etwas mitnehmen können mit Bezug zum Landtag wie auch zum Landesarchiv“, so Fehrlen-Weiss.
Auf Vermittlung setzte auch das Europa Zentrum Baden-Württemberg: „LegISLATIVITY – Das Spiel zur EU-Gesetzgebung“ ist ein Strategiespiel, das den Gesetzgebungsprozess in der EU in Szene setzt. Erfolg hat, wer für seine Idee die notwendigen Mehrheiten in Kommission, Ministerrat und Europäischem Parlament organisiert. Es gilt, was Kulturbürgermeister Thorsten Riehle bei der Eröffnung im Technoseum sagte: „Spielen kommt eine große soziale Bedeutung zu, was nicht zuletzt eine wichtige Basis für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft ist.“