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Auf der Suche nach dem idealen Raum
Stuttgart. Im Dezember hat die Konzerthaus-Initiative zum „Zukunftslabor“ in den Hospitalhof geladen. Im Mittelpunkt der offenen Veranstaltung stand die Standortfrage. Das Stuttgarter Architekturbüro Bez+Kock hatte im Auftrag der Stadt drei mögliche Standorte für ein Konzerthaus untersucht. Zur Disposition standen der Platz rund um die Liederhalle, das Areal A3 hinter dem neuen Hauptbahnhof und die Wolframstraße an der Schnittstelle zum neuen Rosensteinquartier. „Unser standortunabhängiges Konzept ist so angelegt, dass es eine Wunschvorstellung gibt, die aber modular angepasst werden kann, je nach den Situationen vor Ort“, sagt dazu Ralf Püpcke, Geschäftsführer des Fördervereins „Konzerthaus Stuttgart“.
In der Liederhalle, so Püpcke, gäbe es die Möglichkeit, bestehende Räumlichkeiten umzufunktionieren und zu nutzen, so dass das dann noch benötigte Neubauvolumen kleiner werden würde. „Das ganze Areal Liederhalle könnte zu einem Musikzentrum entwickelt werden“, sagt er.
Die Stadt favorisiert ein Konzerthaus in der Wolframstraße
Die Liederhalle, die der Musikszene zu klein geworden ist und verstärkt für Kongresse und Messen genutzt wird, wie auch das Gebäudeensemble des Boschareals in unmittelbarer Nachbarschaft stehen indes unter Denkmalschutz. Daher war angedacht, mit dem Bauvolumen in die Tiefe zu gehen, dafür müsste aber das Parkhaus wegfallen, die Freifläche würde zugebaut.
Die Stadt favorisiert den Standort in der Wolframstraße am Nordbahnhof. Dort belegen derzeit noch die Gleise der Bahn einen Großteil des Baugrunds, der nach der Fertigstellung von S21 freiwerden soll. „Für uns liegt die Realisierung dort aufgrund der Zeitachse noch in weiter Ferne“, meint Püpcke. „Trotzdem wollen wir die Zeit sinnvoll nutzen, um dann das Thema in ein paar Jahren intensiv im Detail angehen zu können. Bis dahin bleiben wir flexibel, auch hinsichtlich möglicher Zusatznutzungen, um letztendlich das ideale Konzept für den Standort zu entwickeln.“
In Stuttgart stehen viele andere Großprojekte an
Sowieso stehen in Stuttgart erst einmal andere Großprojekte an, etwa die milliardenschwere Sanierung des Opernhauses, der Abriss der Sport- und Konzert-Arena Schleyer-Halle und der damit verbundene Neubau einer neuen Veranstaltungsarena sowie der Umbau der Villa Berg. Letztere soll zu einem „Offenen Haus für Musik und mehr“ umgestaltet werden und 2029 in Betrieb gehen. Und das ist nicht alles. Unlängst hat das Stuttgarter Kammerorchester (SKO) einen Antrag für ein Neubau auf dem ehemaligen Rilling-Areal am Neckarufer gestellt.
Dort soll ein Konzert- und Begegnungsort mit einer Saalkapazität von etwa 1000 Plätzen entstehen. Kooperationen mit Kultureinrichtungen und weiteren Orchestern, etwa den Stuttgarter Philharmonikern, sind erwünscht. Ziel sei ein vielfältiges Musikangebot für alle, wie es in der Presseerklärung heißt. Und auch für Laienensembles, Bands und die freie Szene soll es Proberäume sowie Auftrittsmöglichkeiten geben.
Baukosten sollen mit einem Public-Private-Partnership getragen werden
„Ein neues Konzertforum und damit eine neue Heimat bietet dem SKO die einzigartige Möglichkeit, die Wahrnehmung und Präsenz vor Ort zu stärken und darüber hinaus Stuttgart als Kulturstadt zu bereichern“, sagt der Vorstand des SKO, Nikolaus von Bülow. „Gleichzeitig können wir durch persönliche Begegnungen, neue Konzertformate und Vermittlungsangebote die Nähe zu unserem Stuttgarter Publikum vertiefen.“
Die Baukosten von geschätzten rund 80 Millionen Euro wollen die Initiatoren in einem Public-Private-Partnership aus privaten Spendenmitteln und städtischen Mitteln finanzieren. Der Gemeinderat hat bereits für 2024 und 2025 jeweils 240 000 Euro Förderung bewilligt.
Angesichts ähnlicher Ziele bleibt die Frage, warum keine Bündelung der Projekte erfolgt. „Wir streben einen Konzertsaal mit rund 1800 Plätzen an für großformatige Produktionen im Bereich Klassik, aber auch Pop, Jazz und Weltmusik oder Crossover etwa mit Tanz“, so Püpcke. „Das erfordert eine entsprechende Bühnengröße und ein gewisses Raumvolumen für herausragende Akustik. Das Rilling-Areal hat dafür nicht die notwendigen Kapazitäten.“
Bündnis will „Musikstadt Stuttgart“ mitgestalten und Einfluss nehmen
Dennoch weiß auch er, dass eine Projektrealisierung auf dem Rilling-Areal „auch noch zu bestimmende Auswirkungen auf ein Konzerthaus an der Wolframstraße“ haben wird. Welche genau, wird sich zeigen. Aber eins ist für Püpcke klar: „Als gewachsenes Bündnis für Musik wollen wir die Musikstadt Stuttgart weiter mitgestalten und uns in aktuelle Entwicklungen konstruktiv einbringen.“
Konzerthaus soll modernsten Ansprüchen gerecht werden
Die Konzerthaus-Initiative ist ein Zusammenschluss von Vertretern zahlreicher Konzertveranstalter sowie potentieller Nutzer. Im November 2019 gründeten diese den Förderverein „Konzerthaus Stuttgart“. Die gemeinsame Vision ist ein „lebendiges, attraktives und offenes Musikzentrum für die Stadtgesellschaft, das lokale Akteure einbindet“, heißt es auf der Internetseite. „Wir glauben an die Kraft der Musik“, sagt Geschäftsführer Ralf Püpke, „des Erlebens von Musik in entsprechenden Räumen, die so geschaffen sind, dass es für alle herausragende Bedingungen sind – für die Künstler und das Publikum.“