Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Auch die Schlösser im Land müssen mit der Zeit gehen
Bruchsal. Was für eine barocke Pracht. Das Bruchsaler Schloss ist eigentlich eine bischöfliche Residenz. Wer im prachtvollen Treppenhaus steht, eines der Hauptwerke des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann, bekommt eine Ahnung von dem Glanz und der Herrlichkeit, die hier gefeiert wurde, natürlich immer im Namen Gottes.
Was ab 1772 Damian Hugo von Schönborn für die Fürstenbischöfe von Speyer ausbauen ließ, dient heute als Hauptsitz der Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG), der Verwaltung der 63 Schlösser und Denkmäler in Baden-Württemberg. Es ist auch der Arbeitsplatz von Patricia Alberth, die seit März 2023 Geschäftsführerin ist. „Ich empfinde es als ein großes Privileg, dieses Amt ausfüllen zu dürfen“, sagt sie.
Von Bangkok über Paris und Bamberg nach Bruchsal
Zuvor war sie zehn Jahre für die Unesco in Bangkok und Paris tätig, und leitete ab 2013 das Zentrum Welterbe Bamberg. Sie trat die Nachfolge von Michael Hörrmann an, der als ein Hansdampf in allen Gassen galt. Albert hat einen anderen Stil, und will auch einiges anders machen.
Die Besucherzahlen erholen sich langsam nach der Corona-Pandemie, die ein tiefer Einschnitt waren, auch finanziell. Noch liegt man sieben Prozent unter der Vor-Corona-Zeit, dennoch sind 3,6 Millionen Besucher ein solides Ergebnis.
Heidelberg und Schwetzingen als Besuchermagneten
Interessant: Das Schloss Heidelberg ist nach wie vor das meistbesuchte in ganz Deutschland, nach Schloss Neuschwanstein in Bayern folgt danach schon das Schwetzinger Schloss mit seinem wunderbaren Garten. Das sind Pfunde, mit denen man wuchern kann. Doch die Kosten steigen, neben der allgemeinen Inflation nicht zuletzt auch wegen des Klimawandels. „In Schwetzingen leiden viele Bäume besonders stark unter der Trockenheit“, berichtet Alberth. Das erfordert neben mehr Wasser auch mehr Fachpersonal und mehr Grünpflege. Die Bäume seien so ausgetrocknet, dass auch schon die herkömmlichen Schädlinge enormen Schaden anrichten könnten.
Doch das ist nur eine von vielen Baustellen. Natürlich stehen große Events an, wie 300 Jahre Karl Theodor von der Pfalz in Schwetzingen, oder das Mammutprojekt, das Neue Corps de Logis in Ludwigsburg zu sanieren. Auch kommen neue Schlösser dazu, wie 2023 etwa das in Bad Mergentheim, das von der Stadt übernommen wurde. „Es muss im großen Stil die Elektrik saniert werden“, sagt Alberth. Auch der Kur- und Schlosspark Badenweiler zählt zu den neusten „Errungenschaften“ der SSG. Und dann beschäftigt seit längerem schon der Gedanke an ein zentrales Depot die Schlossverwaltung. Bislang verteilen sich die Ausstellungsstücke, die gelagert werden, auf die Standorte im Kraichgau und in Ludwigsburg. Ein zentraler Standort wäre einfacher und effizienter, doch dieser ist schwer zu finden.
Viel Zeit und Energie verwendet Alberth allerdings darauf, die interne Verwaltung der SSG zu modernisieren, die Grenzen zwischen den Abteilungen aufzubrechen und interdisziplinäres Denken zu fördern. Eine kleine Kulturrevolution in der altehrwürdigen Verwaltung. Doch es fällt auf fruchtbaren Boden, wenn man etwa gemeinsame Frühstücke organisiert, in denen sich die Abteilungen und Fachbereiche vorstellen.
Die Experten der Abteilungen und Besucherdienst zusammen bringen
„Ich will die Kompetenzen bündeln, etwa der Fachleute der Konservatoren und derjenigen, die im Publikumsverkehr tätig sind“, sagt Alberth, die auch privat nach Bruchsal gezogen ist und in Sichtweite des Schlosses wohnt. In dem weit verzweigten Geflecht der Abteilungen Kommunikation und Marketing, Finanzen und Personal, Sammlungen, dem Besuchsmanagement und den relativ selbstständigen Ortsverwaltungen der Schlösser ist das ein länger andauernder Prozess.
Aber es gibt auch einfach nur schöne Projekte, wie etwa im Mannheimer Bibliothekskabinett mit 3-D-Brillen Liebesbriefe lesen. Oder wenn der SWR unter dem Stichwort „Bau die Burg“ Gamer einlädt, eine virtuelle Burg aus Datenbergen zu programmieren, nach den Vorgaben einer Jury. Die Arbeit geht nicht aus, und das ist auch gut so.