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30.000 Bücher in der Unibibliothek Freiburg werden von Schimmel befreit

Im Tiefmagazin der Unibibliothek Freiburg sind rund 30.000 Bände von Schimmel befallen.
Universität Freiburg/Jürgen Gocke)Freiburg. Im November vergangenen Jahres hatten Bibliotheksmitarbeiter Alarm geschlagen. Im geschlossenen Tiefmagazin im zweiten und dritten Untergeschoss der Universitätsbibliothek Freiburg wurde zu einem glücklicherweise frühen Zeitpunkt an Büchern ein Schimmelbefall festgestellt.
Rund drei Millionen Bücher lagern in den Magazinen. Es seien „Bände älterer und besonders schützenswerter Literatur“, meint Pressesprecher Sebastian Strauch. „Die Anzahl der betroffenen Bände liegt im unteren einstelligen Prozentbereich.“ Dass es dann auch noch um rund 30 000 Bände geht, macht die Dimension des Schadens deutlich.
Schimmelsporen sind überall in der Luft
Schimmelbefall ist, so heißt es auf den Seiten der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK), „eines der großen Probleme in Archiven und Bibliotheken“ (siehe Kasten). Ursache: schwankendes Klima in den Räumen, Staub- und Schmutzeinwirkung, hohe Luftfeuchtigkeit oder Wasserschäden können ein Schimmeln des Papiers, der Gewebe- oder Ledereinbände auslösen. Schimmelsporen sind überall in der Luft.
Mit anteiligen Mitteln der KEK und der Gemeinde in Höhe von insgesamt 27 260 Euro wurden etwa 2024 rund 63 laufende Meter Archivgut des Gemeindearchivs in Altdorf (Landkreis Böblingen) gereinigt. Das Schadensbild war divers: neben Schimmelpilz ging es um Verschmutzung, Lagerungs- und Wasserschäden.
Schimmelschäden gab es auch in Waibstadt (Rhein-Neckar-Kreis). Dort war das Archivgut nach einem Hochwasserschaden 1994 zu großen Teilen geschädigt und konnte nicht mehr gerettet werden. Was gereinigt werden konnte, war verklebt, stark in Mitleidenschaft gezogen und auch von Schimmel befallen. 2023 nahm die Kommune 25 000 Euro für die Restaurierung, Reinigung und Schutzverpackung in die Hand und erhielt KEK-Mittel in gleicher Höhe.
In Freiburg sind seit Anfang Februar zumindest die Ursachen des Schimmelbefalls in der neuen Uni-Bibliothek geklärt. Die Untersuchungen wurden von Sachverständigen und Fachplanerinnen für Klima- und Lüftungstechnik durchgeführt. „Sie kommen zu dem Schluss, dass der Befall durch die generellen raumklimatischen Bedingungen in den Tiefmagazinen verursacht wurde“, sagt Strauch. In der Vergangenheit hätten Messungen der Universität Freiburg bei extremen Wetterlagen mehrmals kritische raumklimatische Bedingungen in den Tiefmagazinen ergeben.
„Diese Befunde und entsprechende Handlungsbedarfe hat die Universität stets umgehend an die zuständigen Stellen des Landes als Gebäudeeigner übermittelt“, so Strauch. Das Amt Freiburg von Vermögen und Bau Baden-Württemberg sei seither bestrebt gewesen, die kritischen raumklimatischen Bedingungen zu beheben. Man habe Experten hinzugezogen. Nun laufen die Planungen, um entsprechend den Ergebnissen des Gutachtens die Lüftungsanlage zu ertüchtigen. Damit werde „gewährleistet, dass sich der Schimmel nicht weiter ausbreitet und künftig das Risiko von Schimmelbefall ausgeschlossen ist“, meint Strauch.
Doch bis dahin ist einiges zu tun. Nicht zuletzt müssen die von Schimmel betroffenen Bände gereinigt werden. „Die Reinigung ist ein anspruchsvoller und zeitaufwendiger Prozess“, so Strauch. Ziel ist, den Schimmelbelag zu entfernen, das Material zu konservieren – und zugleich die Gesundheit der Bearbeiterinnen zu schützen, die entsprechende Schutzkleidung, -brille und Maske tragen müssen. „In einer mikrobiologischen Werkbank wird die Oberflächenreinigung der Bücher mit speziellen, antistatischen Bürsten und Mikrofasertüchern durchgeführt“, beschreibt Strauch den Prozess. „Während der Reinigung wird eine Absaugvorrichtung eingesetzt, die Schimmelsporen werden direkt abgesaugt und durch HEPA-Filter geleitet.“ Außerdem werde der gesamte Reinigungsprozess dokumentiert.
Die Gesamtkosten für die Reinigung der Bücher sind noch unklar
250 Bände haben diesen Prozess schon durchlaufen und können wieder ausgeliehen werden. Wie lange es dauert, bis alle betroffenen Bücher gereinigt sind, sei momentan noch nicht abzusehen. Ebenso wenig ist klar, welche Gesamtkosten für die Reinigung der betroffenen Bestände und für die Ertüchtigung der Klimaanlage anfallen werden. „Für akute Kosten insbesondere hinsichtlich der Reinigungsarbeiten geht die Universität Freiburg derzeit in Vorleistung“, sagt Strauch. Die baulichen Kosten für die Ertüchtigung der Lüftungsanlage würden vom Land als Gebäudeeigner übernommen.
Rund 50 Projekte im Land haben von Förderung profitiert
Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) fördert, koordiniert und optimiert den Erhalt schriftlicher Originale. Sie wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Ländergemeinschaft über die Kulturstiftung der Länder finanziert. Seit der Einrichtung 2011 wurden etwa in Bezug auf Schimmelschäden schon 262 Projekte bundesweit gefördert. Insgesamt haben bisher rund 50 Projekte im Land von einer Förderung durch die KEK profitiert.
https://www.kek-spk.de