Wenn Schuhmode auf Großkonflikte trifft
Der gesellschaftliche Diskurs wird heftiger, und das zeigt sich auch am Demonstrationsgeschehen. Jahrestage wie der des Hamas-Angriffs auf Israel lassen die Zahl der Demo-Anmeldungen hochschnellen. Oft drohen damit Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Zuletzt ist in Mannheim eine Demo pro Palästina sogar am Votum des Bundesverfassungsgerichts gescheitert.
Rechtsgebiet mit Zukunft
Offenkundig ist das Demonstrationsrecht ein Rechtsgebiet mit Zukunft. Verwaltungen tun gut daran, sich hierfür personell so gut wie möglich aufzustellen, auch um schnell zu reagieren. Heute reichen wenige Klicks in den sozialen Medien oder schnelle Aufrufe im Netz, und die Community ist alarmiert. Wie schnell waren die Kids zum Klimastreik mobilisiert, wie effizient zogen deren Aufrufe Kreise in breite Bevölkerungsschichten. Die Berichte über Deportationsfantasien rechter Politiker zu Anfang des Jahres brachten flugs Hunderttausende auf die Straßen, teils organisiert von linken Gruppen, die ohne soziale Medien kaum je die Reichweite dafür erzielt hätten.
Vielfalt statt Kommerz
Das fordert Ordnungsämter und Polizei heraus – und Einzelhändler, die ein Ausbleiben der Kundschaft fürchten, weil diese einen weiten Bogen um das Demonstrationsgeschehen macht. Aber das zeigt eben auch, was Innenstädte von Shopping-Malls unterscheidet. Innenstädte sind ein Ort der Begegnung, die niemals durch Einkaufszentren ersetzt werden, wo es schon deshalb an Vielfalt fehlt, weil es dort ausschließlich um den Kommerz geht.
Atomausstieg und Handlotion
Die Innenstadt dagegen ist noch immer ein Ort, an dem die großen Themen verhandelt werden. Atomausstieg, Arbeits- und Sozialpolitik, Rechtsradikalismus, Krieg und Frieden – und das neben dem Sonderangebot für Handlotion und der neusten Schuhmode. Besser lässt sich an so einem Demonstrationstag nicht illustrieren, wo sich das wahre Leben abspielt. In den Innenstädten.