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Ulm bereitet sich auf eine Zeit der Großbaustellen vor
Ulm. Berühmte Architekten haben in Ulm immer wieder gebaut, Richard Meier das Stadthaus neben dem gotischen Münster oder Gottfried Böhm, der die Glaspyramide der Zentralbibliothek am historischen Rathaus. In einigen Jahren dürfte eine weitere Architektur-Attraktion hinzukommen, das Albert-Einstein-Discovery-Center, das Daniel Libeskind für einen Verein errichten will. Damit bekommt der berühmteste Sohn der Stadt ein Gebäude, in dem das Leben und seine Bedeutung für unsere Weltsicht dargestellt wird und wo wohl nicht nur junge Menschen experimentieren können.
Der Entwurf von Libeskind, dem Generalplaner des neuen World-Trade-Centers in New York und Architekten des Jüdischen Museums in Berlin hat nun einen Entwurf vorgestellt, ist von Einsteins Idee der Raum-Zeit-Krümmung inspiriert zu sein. Gebogene und gedehnte Kanten bilden ein bis zu 50 Meter hohes Bauwerk mit fünf Ebenen und 8000 Quadratmeter Nutzfläche, die der Star-Architekt jüngst bei einem Open-Air-Event vorgestellt hat. Ein Verein treibt in Ulm die Idee voran und will die Kosten, 90 Millionen Euro sind wohl im Gespräch, mit Spenden finanzieren.
Stadt stellt für Einstein-Center das Grundstück zur Verfügung
Am Projekt hat auch die Stadt Ulm einen Anteil. Sie stellt per Erbpacht das Grundstück am Bahnhof zur Verfügung, auf dem noch das Gebäude der Stadtwerke steht. Bis das abgerissen und der Grund von Altlasten befreit ist, dauert es wohl bis 2029. Deutlich schneller könnte es mit einer anderen Visitenkarte der Stadt gehen, der Fußgängerzone zwischen Bahnhof und Münsterplatz.
Dort will die wohl ab Frühjahr 2026 rund 11 300 Quadratmeter Straßenfläche neu gestalten. Bis zu 50 Bäume sollen den Abschnitt klimatauglich machen. 21 Millionen Euro Kosten sieht der Planentwurf vor, 14 der Haushalt, über die Höhe und Ausgestaltung entscheiden die Stadträte beim Haushaltsbeschluss. Fertigstellung wäre dann 2023.
Unklar ist aber, ob der Umbau tatsächlich 2026 oder erst 2030 beginnen soll. Einzelhändler und Freie Wähler wollen den späteren Baubeginn, weil gleichzeitig die Mega-Baustelle der B 10 Kunden aus Ulm abhalten könnte. Die Verwaltung will schnell bauen, weil es um marode Leitungen und ein Kostenplus bei einer Verzögerung gehe. Bundesstraße und Fußgängerzone gleichzeitig zu bauen, verkürze die Belastung.
Belastend wird der Neubau an der B 10 allemal. Bis zu 86 000 Kraftfahrzeuge täglich nutzen die Verbindung zwischen der A 8 und der A 7 durch die Stadt. Sie werden in den kommenden Jahren über Ersatzbrücken und -straßen oder Umfahrten gelenkt. Ein Tunnel soll vor dem historischen Blaubeurener Tor die Brücke ersetzen, ein Kreisverkehr dort wird aufgelöst, der Verkehr neu geregelt sowie die Brücke über die Bahngleise neu gebaut. Die Mittel von rund 210 Millionen Euro, die Hälfte dafür gab es bereits vom Land, dürften nicht reichen, heißt es von der Stadt. Bis 2029 soll das Ulmer Verkehrsentree stehen.
Stadt muss die Finanzierung der Gartenschau auf neue Beine stellen
Doch auch wer mit der Bahn nach Ulm fährt, erreicht eine Baustelle. Die Bahn baut den Hauptbahnhof um. Neu gestaltete Halle, Rolltreppen, Gewerbeeinrichtungen: Bis 2027 investiert der Konzern 30 Millionen Euro.
Damit wären zur Landesgartenschau 2030 einige Großbaustellen Geschichte. Für die Gartenschau werde intensiv geplant, die Ergebnisse samt Kostenrechnung würden im zweiten Quartal 2025 vorliegen, so die Stadt. Die Festungsbauten der Stadt bilden das Rückgrat der Schau, ein grünes Band zwischen dem Hauptgelände am Bergrücken der Wilhelmsburg und der Donau steht weiterhin im Raum. Ob die Finanzlage das erlaubt, ist fraglich. 63 Millionen Euro hatte die Stadt bei den Stadtwerken geparkt, das Geld, das für die Gartenschau gedacht war, braucht nun die Stadttochter für die Energiewende. In Ulm geht es also bald darum, wo man spart oder sich verschuldet.
Hohe Investitionen für 2025 geplant
Ulm investiert im kommenden Jahr wie noch nie, aber offenbar kommt die Finanzkraft der Münsterstadt an ihre Grenzen. Für den kommenden Haushalt sieht der Erste Bürgermeister Martin Bendel 171 Millionen Euro an Investitionen vor, das sei mehr als das Doppelte, das Städte ausgeben, die mehr 50 000 Einwohner haben. Personalkosten, Digitalisierung, Sozialleistungen und Zuschüsse belasten den Haushaltsentwurf für Ulm. Dort stehen 661 Millionen Euro Erträge den 665 Millionen Euro Aufwendungen gegenüber – ein Defizit von drei Millionen.