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Überraschung in Bissingen und Zweikampf in Weinstadt
Bissingen an der Teck/Weinstadt. Das gab es in Baden-Württemberg noch nie. Bei einer Bürgermeisterwahl stimmte die absolute Mehrheit für einen Bürger, der sich gar nicht zur Wahl gestellt hatte. In Bissingen an der Teck (Kreis Esslingen, 3500 Einwohner) war das Wahlvolk am vergangenen Sonntag mit dem Kandidatentableau unzufrieden. Um die Nachfolge von Marcel Musolf bewarben sich zwei Einwohner ohne Verwaltungserfahrung.
Kandidaten liegen weit hinter Wahlsieger
So wollte der stellvertretende Vorsitzende der Gebiets-CDU Teck, der 32-jährige Angebotskonstrukteur Robert Beck, die Musolf-Nachfolge antreten. Andererseits hatte Björn Haigis seinen Hut in den Ring geworfen, ein 47-jähriger Vertriebsexperte im Stahlhandel. Letzterer hatte mit einem Anteil von 22,48 Prozent einen knappen Vorsprung von vier Stimmen vor Beck, den 357 Bissinger gewählt haben (22,23 Prozent). Damit liegen beide weit entfernt vom Ergebnis des eigentlichen Wahlsiegers.
Gut die Hälfte der Wähler wollen den Vize-Bürgermeister
Den Namen Siegfried Nägele notierten 811 Menschen in die leere Zeile des Wahlzettels. Das sind 50,5 Prozent, so das Endergebnis (Beteiligung: 60,03 Prozent). Nägele ist seit 25 Jahren Bürgermeisterstellvertreter, seit 35 Jahren Gemeinderat, wie der „Teckbote“ gezählt hat, und gehört einer Bürgerliste an. Der 61-jährige Kreisvorsitzende des Bauernverbandes arbeitet bei Forst BW.
Entscheidungsfrist läuft eine Woche
Noch am Sonntag hatte sich Nägele Bedenkzeit ausbedungen. Die einwöchige Frist läuft seit der Feststellung des Wahlergebnisses am Montag. Seither ist Nägele für die Presse nicht erreichbar, es stünden intensive Gespräche an, hatte er am Wahlabend laut Berichten angekündigt.
Lob vom neuen Landrat
Ansprechpartner könnte wohl auch der mögliche Amtsvorgänger Musolf sein. Diesen hatte nach 13 Jahren Bürgermeistertätigkeit der Kreistag zum Landrat gewählt, was er offiziell seit Oktober ist. Der Bürgermeisterposten ist vakant, bis ein Gewählter ein Wahlergebnis akzeptiert. Musolf spricht von einer guten, konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Nägele und ihm während seiner Bissinger Amtszeit.
Neu Wahl ist nicht ausgeschlossen
Falls Nägele die Wahl nicht annehmen wird , muss die Bürgermeisterwahl wiederholt werden. Mit der absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang sei die Wahl abgeschlossen, es gibt einen gewählten Kandidaten, so das Esslinger Landratsamt, das als Rechtsaufsichtsbehörde fungiert.
Keinen vergleichbaren Fall in Baden-Württemberg
Einen solchen Fall gab es hierzulande noch nicht. Vergleichbar sei laut Christopher Heck vom Gemeindetag nur die Bürgermeisterwahl von Albstadt 2015. Der CDU-Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow unterlag in der zweiten Wahl dem Freien-Wähler Klaus Konzelmann. Der Stadtrat war im ersten Wahlgang gar nicht angetreten, dennoch stand sein Name in der freien Zeile bei 43 Prozent der Wahlzettel. In Runde zwei erreichte er über 60 Prozent der Stimmen.
Zweikampf im Remstal
In Weinstadt (Rems-Murr-Kreis) tritt bei der OB-Wahl am Sonntag der Amtsinhaber gegen einen Mann aus der Wirtschaft an. Oberbürgermeister Michael Scharmann (Freie Wähler) bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Der 50-Jährige wirbt stark mit Infrastrukturprojekten. Neben dem Erhalt der Kulturlandschaft, die der Stadt den Namen gab, geht es ihm um den Bau von Hallenbad und Feuerwehrhaus, eine neue Einkaufsstraße im Ortsteil Endersbach oder um eine runderneuerte Grundschule in Beutelsbach – für Scharmann auch eine Förderung der fünf Ortsteile. Weinstadt hat 27 000 Einwohner und entstand 1975 bei der Gemeindereform.
Mitbewerber will in Weinstadt echte Auswahl ermöglichen
Der Unternehmer Harald Köck (57) hatte die Idee zur OB-Kandidatur, nachdem sich abzeichnete, dass sich keine Konkurrenz meldet. Die Ratsfraktionen seiner Heimatstadt hatten verzichtet, immerhin wurde OB Scharmann Stimmenkönig bei der Kreistagswahl. Daher stellt sich nun Köck zur Wahl, auch um den Begriff „Wahl“ besser zu begründen. Der Inhaber einer Maschinenbaufirma in Ditzingen will mehr betriebswirtschaftliches Denken in die Verwaltung bringen. Zufriedene Mitarbeiter seinen sein Steckenpferd. Mehr Gewerbe sowie bessere Tourismusvermarktung und ärztliche Versorgung stehen bei ihm auf dem Zettel. Er will ungewöhnliche Ideen entwickeln und auf Machbarkeit prüfen lassen.
Großes Interesse an OB-Posten in Überlingen
Am Bodensee kündigt sich eine spannende OB-Wahl an. Die Überlinger entscheiden am 10. November, ob SPD-Oberbürgermeister Jan Zeitler eine zweite Amtsperiode amtiert oder ob einer der fünf männlichen Herausforderer Rathauschef wird. Darunter ist Martin Hahn, der örtliche Landtagsabgeordnete der Grünen. Dennis Michels, Friseurmeister und Vorsitzender des Überlinger CSD-Vereins, der Immendinger Rechtsanwalt Olaf Wübbe sowie der Raumausstattermeister Thomas Hildebrandt haben ebenfalls die Hand gehoben. Völlig unbekannt scheint Felix Strenger zu sein, dessen Kandidatur mit der Zulassungsentscheidung der Wahlkommission bekannt wurde. Amtsinhaber Zeitler beginnt seine Kampagne mit Losglück: Weil er und MdL Hahn die Wahlunterlagen gleichzeitig abgegeben hatten, wurde Fortuna befragt, wer oben auf dem Wahlzettel steht: Zeitler.
Die aktuellen Ergebnisse der Bürgermeisterwahlen finden Sie hier.