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Tigermücke breitet sich im Land aus

Blutdurstig stürzt sich die Tigermücke auf die Haut ihrer Opfer. Die eingewanderte Mückenart kann unangenehme Krankheiten verbreiten. Foto: imago/stock&people
imago stock&people)Stuttgart. In den letzten Jahrzehnten haben sich laut Umweltbundesamt Stechmückenarten von ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in Asien und Afrika in Baden-Württemberg ausgebreitet: So der Japanische Buschmoskito und die Asiatische Tigermücke, die 20 verschiedene Krankheitserreger übertragen können, etwa Zika-, Dengue-, West-Nil- und Chikungunya-Viren.
Stehende Gewässer und milde Winter vergrößern die Population
Laut der Klimaanpassungsstrategie des Landes kommt die Tigermücke in 21 der 44 Stadt- und Landkreise vor, in 13 gilt sie als etabliert. Laut Biologe Wolfgang Hoffmann von der Uni Tübingen brauchen die Stechmücken stehende Gewässer für ihre Larven sowie milde Winter für das Wachsen der Populationen. Mit dem Umbau vieler Kommunen nach dem Schwammprinzip könnten sich aus Sicht des Forschers die Möglichkeiten dazu durch versickerungsfähige Mulden, Rigolen, urbane Grünflächen und Feuchtgebiete erweitern. Mit einer wachsenden Zahl an Mücken erhöht sich laut Hoffmann auch die potenzielle Gefahr des Auftretens von bislang hier nicht vorkommenden Krankheitserregern. Um das zu verhindern, könnten betroffenen Kommunen professionelle Dienstleister beauftragen, mögliche Brutplätze regelmäßig zu kontrollieren.
Mit dem biologischen Mittel Bacillus thuringiensis israelensis, kurz BTI, das spezifisch gegen Mückenlarven wirkt, lassen sich die Insekten effektiv bekämpfen. So etwa geschehen in Dörfern um Tübingen, wo Hoffmann zufolge ehemalige, mit Wasser gefüllte Fäkalgruben Brutreservoire für Anopheles-Mücken bieten. Das Insekt kann theoretisch einzellige Parasiten wie den Malaria-Erreger Plasmodium übertragen. „Dazu muss die Mücke aber zuvor einen Wirt stechen, der den Erreger in sich trägt“, so Carsten Köhler. Laut dem Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin an der Uni Tübingen fehlen dafür aber die passenden Pathogene. Infektionen sind bisher Einzelfälle von Reiserückkehrern.
Experte schlägt ständiges Gremium zum Seuchenschutz vor
Damit das so bleibt, müssen für den Gesundheitsschutz relevante Aspekte in allen kommunalen Handlungsfeldern als Querschnittsaufgabe mitgedacht werden, betont Köhler. Er möchte ein ständiges Gremium einrichten, das ähnlich wie in der Pandemie Sachgebiete und Verwaltungsebenen zusammenbringt. So könnten Tierärzte, Biologen, Mediziner, Lokal- und Kreisverwaltungen passgenaue Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen entwickeln. So verbessere sich das Management im Umgang mit gebietsfremden Mücken und die Handlungsfähigkeit bei Krankheitsausbrüchen. Da viele Mückenbrutplätze auf Privatgrundstücken liegen, könnte die Einbindung der Bevölkerung konstruktive Handlungsansätze entwickeln.
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