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Städtepartnerschaften: Kommunen leisten Hilfe in der ganzen Welt
STUTTGART. Aalens Partnerstadt Antakya ist besonders von dem verheerenden Erdbeben in der Türkei betroffen. Die Stadt mit rund 390 000 Einwohnern im Süden des Landes gleicht über weite Strecken einem Trümmerfeld. Im Ostalbkreis hat sich schon kurz nach der Katastrophe Hilfe formiert. Viele Bürger sammelten und spendeten, in den vergangenen Tagen wurden bereits 120 Tonnen Hilfsgüter von Aalen nach Antakya verschickt.
Städtepartnerschaften kommt in Krisenzeiten eine wichtige Rolle zu: Über Vereine, Bürger und Verwaltungen bündelt sich direkte Unterstützung, die in betroffenen Regionen dringend benötigt wird.
15 Städte im Land pflegen Beziehungen in die Ukraine
Auch die interkommunale Hilfe zwischen der Ukraine und Deutschland lässt sich über die Partnerschaften organisieren. So haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky bei ihrem Treffen im Oktober 2022 in Kiew einen gemeinsamen Appell zur Bildung deutsch-ukrainischer Städtepartnerschaften verabschiedet. Diese böten eine Grundlage für gelebte Solidarität im Angesicht des Krieges. Sie legten das Fundament für eine gemeinsame Zukunft und sendeten ein klares Signal an Moskau.
Laut dem Rat der Gemeinden und Regionen Europas pflegen 15 Städte im Südwesten eine Partnerschaft, eine Freundschaft oder einen Kontakt zu Kommunen in der Ukraine. Einer kommt bald hinzu: Karlsruhe hat gezielt nach einer Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt gesucht. Die Kommune wolle international aktiver und sichtbarer werden sowie Verantwortung übernehmen, sagte Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Die Stadt solle nationale wie auch internationale Gäste einladen und aufnehmen. Mittlerweile ist man mit Winnyzja im westlichen Teil der Ukraine fündig geworden. Ende April werde eine Delegation in Karlsruhe erwartet, um die Urkunden zu unterschreiben.
Viele Partnerschaften mit russischen Kommunen sind im Südwesten dagegen ausgesetzt. So hat Karlsruhe die Beziehung zu Krasnodar in Südrussland erstmal gekappt. Auch Heilbronn hat die Partnerschaft mit Novorossijsk seit Kriegsbeginn ruhen lassen.
Die Partnerschaft Freiburgs in den Iran ist umstritten
Die Stadt Mannheim hat im vergangenen Jahr die Freundschaft mit dem ukrainischen Czernowitz intensiviert und einen neuen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Vergangene Woche spendete die Quadratestadt Czernowitz sieben Nutzfahrzeuge, darunter Kehrrichtfahrzeuge, Transporter und Pkw.
Nicht immer sind die Kontakte in Krisenregionen unumstritten: Die Stadt Freiburg hält an der seit 20 Jahren bestehenden Beziehung zur iranischen Kommune Isfahan fest. Diese stand nicht erst seit den massiven Menschenrechtsverletzungen Irans im vergangenen Jahr in der Kritik. Der deutsch-iranische Kulturverein in Freiburg hat angesichts der Massenproteste ein Ende der Beziehungen gefordert. Der Freundeskreis Freiburg-Isfahan dagegen hat sich für einen Fortbestand der Partnerschaft ausgesprochen.
Mit einer Erklärung hatte sich der Gemeinderat in Freiburg nun gegen offizielle politische Kontakte zum iranischen Partner ausgesprochen. Gegen einen Austausch auf bürgerschaftlicher Ebene spricht aus Sicht der Stadträte dagegen nichts.
Der Südwesten war bei Städtepartnerschaften Vorreiter
Baden-Württemberg hatte eine Vorreiterrolle bei den partnerschaftlichen Beziehungen zu Kommunen im Ausland. Hier entstand 1947 die erste deutsch-amerikanische Städtepartnerschaft zwischen Crailsheim und Worthington in den USA. 1950 wurde die erste Städtepartnerschaft mit einer Kommune in Frankreich besiegelt: Die Stadt Ludwigsburg nahm seinerzeit mit der französischen Stadt Montbéliard, deutsch Mömpelgard, eine Städtepartnerschaft auf. Montbéliard war lange eine württembergische Exklave in Frankreich.