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Staatsanzeiger Award 2024: Kreative Ideen stehen im Rampenlicht

Finanzminister Danyal Bayaz überreicht den Staatsanzeiger Award an Mutlangens Bürgermeisterin Stephanie Eßwein.
DANIELFOLTIN.COM)Stuttgart. Kaum war der goldene Umschlag geöffnet, brach Jubel aus: Danyal Bayaz (Grüne) verkündete die ersten Gewinner des Staatsanzeiger Awards . Mit Bürgermeisterin Stephanie Eßwein (parteilos) an der Spitze stürmte der Jugendbeirat Mutlangen auf die Bühne im Alten Schloss in Stuttgart. Sie wurden am Donnerstagabend mit dem Sonderpreis „Jugend und Demokratie“ ausgezeichnet – persönlich überreicht vom Finanzminister des Landes.
Die Gemeinde Mutlangen setzt auf einfache Zugänge, damit sich möglichst viele junge Menschen beteiligen. Wie aber schaffte es die Gemeinde, dass die Jugend über Jahre hinweg engagiert bleibt? Das wollte Staatsanzeiger-Chefredakteur Rafael Binkowski wissen, der gemeinsam mit Geschäftsführer Alexander Teutsch durch den Abend führte: „Wir haben sie immer wieder einbezogen und mitgenommen“, sagte die sichtlich zufriedene Rathauschefin Stephanie Eßwein. Neben Mutlangen schafften es auch der 8er-Rat in Wertheim und die Kampagne zur Europawahl der Akademie Jugendpolitik in Schwäbisch Gmünd in die Endrunde.

Alle Preisträger und Nominierten seien Beispiele für eine moderne Verwaltung und Vorbilder für das ganze Land, lobte Bayaz. Dadurch erhielten Bürger Vertrauen in den Staat und in die Demokratie. „Danke für die megatolle Arbeit in ihrer Gemeinde“, sagte er in Richtung der Preisträger.
Beworben hatten sich 139 Projekte aus ganz Deutschland
Der feierliche Abend im Alten Schloss stand im Zeichen innovativer Kommunalprojekte, die Gesellschaft und Demokratie vor Ort stärken. Neben dem Sonderpreis würdigte der Staatsanzeiger Award in fünf weiteren Kategorien herausragende Initiativen. Beworben hatten sich dafür 139 Projekte aus ganz Deutschland – ein neuer Bewerber-Rekord beim Staatsanzeiger Award. „Sie alle bieten echte Lösungsansätze für Herausforderungen und ebnen den Weg in die Zukunft“, betonte Alexander Teutsch.
Die Jury, besetzt mit Vertretern aus Kommunalverbänden, Initiativen und Ministerien, hatte die schwierige Aufgabe, aus den vielen Bewerbungen die besten auszuwählen. Drei Nominierte pro Kategorie reisten nach Stuttgart, ihre Projekte wurden in kurzen Filmen vorgestellt. Entsprechend groß war die Spannung unter den 145 Gästen und der Jubel bei den Gewinnern.

Kontroverse Kampagne in Reutlingen sorgt für Furore
In der Kategorie Bürgerbeteiligung triumphierte die Stadt Reutlingen. Ihre Kampagne „Reutlingen kannst du nicht mögen – nur lieben“ sorgte für einen Ruck in der Großstadt. Plakatiert wurden zunächst Slogans mit Schmähkritik – ohne den Urheber zu nennen. Ein Beispiel: „Leben, wo keiner Urlaub macht“.
Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) nahm den Preis entgegen und räumte ein, dass er anfangs Bauchschmerzen hatte. Ob das auch wirklich gut ankommt? K aum hingen die Plakate, nahm die Debatte Fahrt auf. Die Bürger fragten sich, wer hat das gemacht? Dann wurde das Geheimnis gelüftet und die Slogans wurden um positive Botschaften ergänzt, die Reutlingen als liebenswerte Stadt zeigen. Die Bedenken des Rathauschefs erwiesen sich als unbegründet: Die Kampagne ging viral und machte Reutlingen bundesweit zur sympathischen Stadt – dank einer ordentlichen Prise Selbstironie.

Podcast bringt Bürgermeister ins Gespräch
Den Preis für die „Bürgermeister:in Mission“ gewann der Bürgermeister Matthias Beer (CSU), der mit seinem Amtskollegen Sebastian Koch (SPD) den Podcast „Lerche und Bär“ betreibt. Beide waren aus Bayern nach Stuttgart angereist. In ihrem Podcast erklären sie locker und entspannt, wer sich hinter dem Amt der Bürgermeister verbirgt – und beleuchten dabei auch die Kommunalpolitik in ihren Gemeinden im Landkreis Regensburg.
Dass es dabei auch mal hitzig zugeht, verschwieg der CSU-Bürgermeister nicht: „Wir streiten uns auch. Schade, dass wir das Gespräch auf der Autofahrt nicht aufgenommen haben“, sagte Beer mit einem Augenzwinkern, der zusätzlich in seinem Tik-Tok-Kanal von den Höhen und Tiefen seines Berufs berichtet.

Schloss Blumenfeld: Ein Projekt für Macher
Den Preis für „Kultur und Tourismus“ erhielt das Gemeinschaftsprojekt Schloss Blumenfeld in Tengen (Kreis Konstanz). Engagierte Bürger, Förderer und die Stadt hauchten dem lange leer stehenden Schloss neues Leben ein. Heute finden dort Workshops, Konzerte und Ausstellungen statt und bringen Menschen aller Altersgruppen zusammen, lobt die Jury des Awards. „ Ein Projekt wie dieses braucht viel Mut – und baden-württembergische Macher“, sagte Architektin Alica Clemens. Und Mitstreiter Thomas Blennemann ergänzte: Es ist ein dynamischer Prozess mit ständig neuen Impulsen, aber auch Herausforderungen.

Demokratiegeschichte in Offenburg hautnah erleben
Preiswürdig ist auch das Demokratieprojekt der Stadt Offenburg. Die Stadt bietet dafür unter anderem Stadtführungen für Migranten an. Geflüchtete und Zugewanderte lernen in unterschiedlichen Touren mehr über die demokratische Entwicklung in Deutschland – sprichwörtlich auf Schritt und Tritt. Stolpersteine und ihre Bedeutung sind genauso Thema wie die 1848er-Revolution, während der die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ im Gasthaus „Salmen“ tagten. Die Stadt kooperiert dabei mit einer Initiative und sozialen Einrichtungen. Die Jury und lobte die integrative Kraft des Projekts, das den Preis in der Kategorie „Kommune für alle“ gewann.

Die Daimlerstadt setzt auf künstliche Intelligenz
In Schorndorf ist künstliche Intelligenz (KI) fester Bestandteil der Verwaltung. Neue Mitarbeiter erhalten in der Daimlerstadt statt einer MS-Office- eine KI-Schulung. Die Stabsstelle Digitalisierung etablierte zudem den „Brunch to Learn“, um gemeinsam in lockerer Runde über Anwendungsbereiche von KI zu diskutieren. Zudem bietet sie Bürgerworkshops zum Thema an. „Das, was wir hier machen, sollte eigentlich selbstverständlich sein“, sagte der Erste Bürgermeister, Thorsten Englert, als er den Award in der Kategorie „Digitalisierung und Innovation“ entgegennahm.
Ein Abend voller Begegnungen und Inspiration
Nach der Preisverleihung klang der Abend in entspannter Atmosphäre aus. Die Nominierten, Preisträger und Gäste von Kommunalverbänden und Initiativen nutzten die Zeit zum Netzwerken. Zu den Klängen der Band „Davenport“ und bei einem guten Glas Wein standen viele noch lange beisammen. Es wurde gelacht, diskutiert und gefeiert, ehe es wieder hinaus in die kalte Stuttgarter Nacht ging.
Bei Impulsvorträgen können Sie die sechs prämierten Projekte hautnah erleben und davon lernen. Melden Sie sich an unter. Einen Bericht über die Gewinnerprojekte finden Sie hier .