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Gefährliche Insekten

So bekämpfen Kommunen die Tigermücke

Nur eine Mücke – und doch ist sie eine Schlagzeile wert: Wenn die Asiatische Tigermücke in einer Kommune nachgewiesen wird, ist Alarm angesagt. Das stechende Insekt kann Krankheiten übertragen und breitet sich in Baden-Württemberg aus. Die Kommunen sind auf bürgerschaftliches Engagement angewiesen.

Die Tigermücke ist an den weißen Streifen auf den den Beinen und dem Rumpf gut zu erkennen.

dpa Photoshot)
Was ist das, die Asiatische Tigermücke?

Seit 2007, als sie erstmals an einer Autobahnraststätte bei Bad Bellingen nachgewiesen wurde, verbreitet sich die zwei bis zehn Millimeter große Asiatische Tigermücke (Aedes albopicitus). Sie ist tagaktiv und hat auffällige weiße Streifen. Das Insekt stammt aus dem (sub-)tropischen Südostasien und wird durch Reise- und Transportverkehre verschleppt. Durch den Klimawandel findet es in hiesigen Breiten immer bessere Umweltbedingungen vor.

Wie stark ist die Asiatische Tigermücke verbreitet?

In einer Antwort auf eine Landtagsanfrage im September 2023 hat das Sozialministerium festgestellt: Stabile Populationen gebe es am klimatisch begünstigten Oberrhein. In 22 Stadt- und Landkreisen ließen sich asiatische Tigermücken nachweisen, in 16 gebe es etablierte Populationen. Sogenannte „Gunsträume“, klimatisch geeignete Regionen für die Ansiedlung der Tigermücke, sind der Mittlere Neckarraum und die Bodenseeregion.

Warum ist die Verbreitung der Tigermücke problematisch?

Die Stechmücke kann Virusinfektionen wie etwa Zika-, Dengue- und Chikungunya-Fieber übertragen. Bislang gab es noch kein lokal entstandenen Virusgeschehen, doch besteht laut Robert Koch-Institut die Gefahr einer lokalen Übertragung von Krankheitserregern, wenn Tigermücke und eine Infektionsquelle zusammenkommen. Da die Tigermücke sehr stechfreudig ist, hat sie ein hohes Belästigungspotenzial und kann einem den Aufenthalt im Freien vergällen.

Was kann man tun?

Ziel ist, die weitere Ausbreitung sowie die Populationsdichte der Tigermücke durch Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen zu begrenzen. Das Landesgesundheitsamt hält Informations- und Aufklärungsmaterialien vor. Außerdem gibt es Hinweise zum Vorgehen bei möglichen Funden sowie zu Präventionsmaßnahmen im häuslichen Umfeld.

Wie gehen Kommunen und Landkreise mit der Situation um?

Während in manchen Kommunen und Landkreisen die Aktivitäten im Kampf gegen die Asiatische Tigermücke hochgefahren werden, sind andere noch in einer Beobachtungsposition. Der Landkreis Rottweil warnt vor dem Auftauchen der Tigermücke, in Weil am Rhein, Freiburg, Neuenburg, Heitersheim und Breisach haben sich Kommunen und Bürger mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) zusammengetan, um die Ausbreitung der Stechmücke einzudämmen. Die Stadt Heidelberg ruft die Bevölkerung aktuell zur Zusammenarbeit mit den Experten der Firma Icybac, einer KABS-Tochter, auf. Deren Mitarbeiter untersuchen die Außengrundstücke auf Brutstätten der Asiatischen Tigermücke.

Was geschieht, wenn sich Tigermücken ausbreiten?

Als zentrales Element der Prävention gilt die Beseitigung potenzieller Brutstätten – von der offenen Regentonne über das Vogelbad bis zur Gießkanne. Nachdem Neuenburg am Rhein 2023 von einer Tigermückenplage heimgesucht wurde, haben sich Kommune und die Bürgerinitiative (BI) „Neuenburg aktiv gegen die Asiatische Tigermücke“ zusammengetan. Mit dabei ist auch die Firma Icybac. „Die Kommune muss positive Rahmenbedingungen stellen, um die Bekämpfung der Tigermücke zu ermöglichen“, sagt Bürgermeister Jens Fondy-Langela (parteilos). Das bezieht sich einmal auf die Öffentlichkeitsarbeit, aber auch auf die Bereitstellung von Mückenschutznetzen oder Tabletten mit dem biologischen Mittel BTI zur Bekämpfung der Larven.

Wie läuft die Bekämpfung in Neuenburg ab?

BI, Kommune und Experten haben eine Strategie entwickelt. Die Stadt wurde in fünf Zonen eingeteilt. Pro Bezirk gibt es zwei oder drei „Tigermücken-Botschafter“, die mit der Stadt und einem Arbeitskreis das Vorgehen koordinieren. Die Botschafter bauen in ihrem Bezirk Nachbarschaftsbündnisse auf, die von einem Straßenpaten betreut werden. Die Botschafter wurden von den Experten der Firma IciBac geschult, in einem Workshop breit Wissen vermittelt. In einem ersten Schritt sollen potenzielle Brutmöglichkeiten in Gärten und öffentlichen Anlagen durch Private wie Kommune beseitigt werden. Durch ein Monitoring werden aktuelle Hotspots ermittelt und durch die Firma Icybac bekämpft. „Die finanziellen Ressourcen für die Ausstattung der ehrenamtlichen Kräfte mit Geräten und Wirkstoffen stellt die Stadtverwaltung zur Verfügung“, sagt Fondy-Langela. „Den personellen Einsatz mit mittlerweile sicher weit über 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit leistet die Bürgerinitiative.“

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