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Sechs Kandidaten treten für Wolff-Nachfolge an
Bretten. Am Sonntag ist für jeden politischen Geschmack bei der OB-Wahl in Bretten etwas dabei: Kandidaten von außerhalb oder Brettener Insider, erfahrene Verwaltungsrecken oder jugendlicher Esprit, so zumindest die Eigenwerbung der Kandidierenden. Wenn man den Einschätzungen von Wahlkampfbeobachtern glaubt, haben zwei Kandidaten besonders gute Chancen, die Sache unter sich auszumachen, und das wahrscheinlich bei einem zweiten Wahlgang.
Ein Favorit kommt aus Massenbachhausen
Immer wieder wird Nico Morast genannt, der als Bürgermeister der 3700-Seelen-Gemeinde Massenbachhausen (Kreis Heilbronn) ins Chefbüro der 30 000-Einwohner-Stadt im Kreis Karlsruhe wechseln möchte. Mehr Transparenz und Einbindung von Bürgern in die politischen Entscheidungen der Stadt will der 39-jährige Christdemokrat für Bretten etablieren. Bei der Landesgartenschau, die 2031 stattfinden soll, will er alle Fakten auf den Tisch bringen, samt Kosten, hier fehlte es an Öffentlichkeitsarbeit, war ein Ergebnis aus seiner Online-Umfrage. Und die Verwaltung solle am Dienstleistungscharakter arbeiten.
Kandidat sammelte seine ersten Berufserfahrungen in Bretten
Morast, der an der Dualen Hochschule in Mannheim öffentliche Wirtschaft studiert und seine ersten Berufsjahre in Bretten als Verwaltungsangestellter verbracht hat, sieht sich als unabhängiger Kandidat und finanziert den Wahlkampf daher selbst. Als OB will er mit der Familie nach Bretten ziehen.
Engagement für den Kreisrat trotz OB-Kandidatur
In Massenbachhausen läuft Morasts Amtszeit noch bis 2026. Sollte er in Bretten keinen Erfolg haben, hofft er, dass die Wähler seiner bisherigen Gemeinde ihn an seinen Erfolgen im Ort und nicht an der Kandidatur in Bretten messen. Immerhin habe er in seiner Geburtsstadt und nicht andernorts kandidiert – Angebote habe es genügend gegeben. Weil eine OB-Wahl nie eine sichere Sache ist, habe er für die CDU als Kreisrat für den Kreis Heilbronn kandidiert. Sein Streben Richtung Bretten haben ihm seine Wähler hierbei offenbar nicht krumm genommen.
Keine Unterstützung von der CDU
Wiedergewählter CDU-Kreisrat, allerdings im Kreistag von Karlsruhe, ist der amtierende Bürgermeister Brettens, der 51-jährige Michael Nöltner – wohl auch ein Favorit. Seit 2015 ist der gelernte Maschinenbauer und Politologe als Dezernent in Bretten tätig und zuletzt für das Ordnungsamt, Bildung und Kultur sowie Bauen, Gebäudemanagement und Umwelt zuständig. Nun will Nöltner in seiner Geburtsstadt Oberbürgermeister werden. Trotz seiner Parteimitgliedschaft gibt es auch für ihn von der Brettener Christdemokraten keine Unterstützung. „Ich möchte unabhängig sein“, lautet seine Reaktion gegenüber dem Staatsanzeiger.
Bürgerbeteiligung soll ausgebaut werden
Diese Unabhängigkeit will Nöltner für die Planung und Gestaltung der Landesgartenschau nutzen. Außerdem möchte er die Bürgerbeteiligung ausbauen, ebenso die Sanierung und den Neubau der Schulen sowie den Hochwasserschutz. Dieser war angesichts der jüngsten Fluten auch Thema seiner Instagram- und Facebook-Posts. Von seinem nun scheidenden Chef unterscheide er sich bei der Frage der Kommunikation. Diese will Nöltner ausbauen.
OB-Kandidat verpasst den Einzug in den Gemeinderat
Das kann sich auch Fabian Nowak vorstellen. Der promovierte Diplominformatiker war bis zur Kommunalwahl Stadtrat der Grünen, verpasste aber den Einzug in den Gemeinderat. Nowak bleibt aber weiterhin Ortschaftsrat von Gölshausen. Einen Zusammenhang des Wahlergebnisses mit der OB-Wahl drängt sich für den 43-Jährigen nicht auf, die Leute würden zwischen den beiden Ämtern unterscheiden.
Grüne angeblich auf Seiten Morasts
Nowak will neben der Digitalisierung und der besseren Bildung , etwa durch verstärktes Eigenengagement der Stadt als Kita-Trägerin, auch die Bürgerbeteiligung ausbauen. Der Grüne wird von seiner Partei nicht unterstützt, diese habe sich ohnehin dem konservativsten Kandidaten, Nico Morast, zugewandt, so Nowak.
Parteiunabhängigkeit ist selbst für Parteimitglieder wichtig
Ebenfalls auf ihre Parteiunabhängigkeit pocht die jüngste Kandidatin und einzige Frau im Personaltableau, Jana Freis. Die 24-Jährige hatte sich in Bretten schon als Jugendgemeinderätin bekannt gemacht. Sie will bei der Gartenschau Innenstadt und Ortschaften einbinden. Der Verkehr soll weg von Schulen, Kitas und Bahnhöfen. Vereine und Unternehmen will Freis durch Förderung und Events in den Mittelpunkt rücken.
Spendenkonto bei einem Verein
Stadträtin wollte Freis nicht werden , Ratsbeschlüsse will sie als Oberbürgermeisterin mitbestimmen und deren Umsetzung steuern. Ihren Wahlkampf finanziert die seit diesem Jahr beim Demokratiezentrum Baden-Württemberg angestellte Diplom-Juristin durch Ersparnisse und Spenden, die sie über ein Konto des von ihr mitgegründeten Vereins Akademie Jugendpolitik abwickelt.
Zwei Kandidaten ohne Webseite
Auch wenn Politik bitterernst sein kann, „Die Partei“ und ihre Kandidaten bringen Humor in die Sache. So bezeichnet sich der 46-jährige Frank Trippel als „Leuchtfeuer der Hoffnung gegen die Dunkelheit der Mittelmäßigkeit“. Keinen Spaß versteht Trippel bei der AfD. Sein Protest gegen die in Teilen rechtsextreme Partei bescherte ihm jüngst den Rauswurf aus dem Brettener Ratssaal. Wie Trippel verzichtet auch der Ex-Leiter des Brettener Grünpflegemanagements, der 57-jährige Manfred Westermayer, auf eine Internetpräsenz. Der Karlsruher Gärtnermeister und Mitarbeiter der Stadt Germersheim im Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz rühmt sich, in Bretten „keiner Seilschaft“ anzugehören.