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Politische Rollenspiele für Jugendliche: Spiel, Satz und Sieg für die Kommunalpolitik

Das Spiel dauert 60 Minuten und am Ende müssen die Bürger und der Kämmerer zufrieden sein. Studierende der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl haben ein Spiel über Kommunalpolitik entwickelt. Es ist nicht das einzige Angebot, um junge Menschen für die Politik in den Städten und Gemeinden zu begeistern.
Studierende der Hochschule Kehl stimmen beim Rollenspiel Community ab.

Studierende der Hochschule Kehl stimmen beim Rollenspiel Community ab.

Dischinger)

KEHL/FREIBURG. Bei Community schlüpft jeder Spieler in eine Rolle, die es auch in der Kommunalpolitik gibt: die des Bürgermeisters, des Kämmerers, eines Gemeinderats oder eines Bürgers. Wichtig dabei ist, die Bürger zufrieden zu machen und die Finanzen der Gemeinde im Blick zu behalten. „Geld und Bürgerwille auszutarieren, darin liegt der Spielauftrag“, erklärt Kerstin Biehler, die das Spiel in einem Fachprojekt der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl mit Projektleiter Marcus Dischinger und elf anderen Studierenden entworfen hat.

Das Planspiel fand im fiktiven Ratsheim statt

Einen fachlichen Input gab es für die Studierenden von einem Mitarbeiter der Spielefirma Ravensburger. Dabei mussten sie zunächst grundsätzliche Entscheidungen treffen: „Eigentlich sollte es ein Brettspiel werden, doch im Laufe der Zeit wurde klar, dass ein Rollenspiel besser zur Idee passt“, erklärt Biehler. Und kooperativ, nicht kompetitiv sollte es sein. Denn es sollte nicht gegeneinander gehen, sondern vielmehr miteinander funktionieren. Die Spielzeit ist deshalb auf eine Stunde begrenzt. „Ich finde es toll, dass wir durch das Spiel vermitteln, was alles in den Zuständigkeitsbereich einer Kommune fällt“, sagt Biehler.

Spiele wie Community sind eine Möglichkeit, um junge Menschen über die Kommunalpolitik zu informieren. Die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) bietet ebenfalls niedrigschwellige Veranstaltungen an, um kommunalpolitische Zusammenhänge zu vermitteln, erklärt Michael Wehner von der LpB-Außenstelle in Freiburg: Von Quizfragen im öffentlichen Raum bis hin zu komplexen Themen wie kommunale Klimaschutzpolitik und Flüchtlingsunterbringung. Die Trainerinnen der Landeszentrale gehen dafür in die Schulen und organisieren Treffpunkte in den Rathäusern.

Kommunen selbst geben Schülern ebenfalls die Chance, die Kommunalpolitik spielerisch zu erleben: In Rust (Ortenaukreis) haben Achtklässler einer Gemeinschaftsschule im vergangenen Jahr am ersten Planspiel teilgenommen. Dabei schlüpften sie in verschiedene Rollen und absolvierten als Gremium der fiktiven Gemeinde Ratsheim eine Gemeinderatssitzung.

Wichtiges Mittel, um diese Zielgruppe zu informieren, sei auch der Kandidat-O-Mat, so Wehner. Die Online-Wahlhilfe wird bald wieder für die Oberbürgermeisterwahl im Juni in Mannheim und dann für die im Dezember in Ulm freigeschaltet. Das Angebot sei laut Wehner ein spielerisches und niedrigschwelliges, gerade für junge Menschen.

Unter dem Strich sei das Thema Kommunalpolitik oft unter Wert verkauft, erklärt Wehner. Natürlich könne man sagen, dass Gesetze des Bundestags mehr Relevanz hätten.

Wehner: kein jugendlicher Overflow in den Räten

Was aber in Gemeinderäten entschieden werde, sei Politik vor der Haustüre und relevant für alle Bürger, erklärt Wehner. Schließlich reichten die Entscheidungen von der Friedhofssatzung bis zur Müllgebühr.
Letztlich sieht Wehner in der neuen Möglichkeit, dass 16-Jährige Gemeinderäte werden können, ein Anreiz für Jugendliche, sich vor Ort einzubringen. Mit einem „jugendlichen Overflow“ bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr rechnet er aber nicht.

Standpunkte vertreten

Karten geben beim Rollenspiel „Community“ vor, welche Rolle ein Spieler bei einer Abstimmung im Gemeinderat vertreten muss, in welcher Bürgergruppe er ist, ob er etwa eine Familie hat und welche Werte er hat. Vor der Entscheidung des Gemeinderats wird diskutiert. Der Bürgermeister moderiert die Debatte, der Kämmerer schaut auf die Finanzen. Das Spiel soll nun in eine Art Verleihsystem gehen, um es verschiedenen Gruppen, darunter Schülern, zugänglich zu machen. Zwölf Studierende der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl haben das Spiel bei einem Fachprojekt entwickelt.

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