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Paukenschlag aus Ulm, Favoritensieg in Leinfelden-Echterdingen
Ulm/ Leinfelden-Echterdingen . Paukenschlag in Ulm: SPD-Herausforderer Martin Ansbacher gewinnt gegen den CDU-Amtsinhaber Gunter Czisch. Überraschend war für Ansbacher aber weniger der Gewinn, sondern der Vorsprung von rund zehn Prozent, mit dem die Ulmer ihn ins Amt gewählt hatten. Durch sein Abschneiden beim ersten Wahlgang, bei dem er fast 30 Prozent der Stimmen geholt hatte, sah er eine reelle Chance auf den Sieg, wie er gegenüber dem Staatsanzeiger erklärt.
Erfreulich war für Ansbacher, dass er in der Stichwahl rechnerisch neben den Stimmen für die ausgeschiedene Grünen-Kandidatin Lena Schwelling noch weitere Stimmen geholt hatte. Für die Landesvorsitzende der Grünen hatten im ersten Wahlgang 7502 Ulmer votiert. 8292 Stimmen mehr bekam Ansbacher bei der Stichwahl. Dabei habe die intensive Werbung auf den sozialen Medien geholfen sowie die Konsistenz, mit der er seine Themen gespielt hatte.
Ansbacher will als erste Tat eine Mietpreisallianz schmieden
Soziale Themen sowie Sicherheit und Sauberkeit der Stadt kamen bei den Ulmern offenbar gut an. Wohnen wurde immer wieder aufgerufen und soll ihn zum Start der Amtszeit ab 1. März beschäftigen. Ansbacher will mit den Ulmer Wohnungsbau-Akteuren ein Bündnis für bezahlbares Wohnen gründen.
Dass Lena Schwelling nach ihrem Scheitern an der Stichwahlregel keine Empfehlung abgegeben hatte, sei nicht weiter ins Gewicht gefallen. Die Kandidatin der Grünen hatte ihren Wählern eine Entscheidung anhand ihrer Wahlkampfthemen vorgeschlagen. Vorab hatte es aber Verabredungen über Wahlempfehlungen zwischen den beiden gegeben, Schwelling hatte aber trotzdem anders entschieden. „Das ist Schnee von gestern“, sagt Ansbacher, er habe weiterhin Vertrauen in Schwelling und wolle auch als Oberbürgermeister im Rat gut mit ihr zusammenarbeiten.
Lob für den unterlegenen Amtsinhaber Gunter Czisch
Lob findet Ansbacher für seinen Stichwahl-Kontrahenten. Der Wahlkampf sei stets fair gewesen. An die Leistung von Czisch als OB möchte er gerne anknüpfen. Noch weiter geht die Generalsekretärin der Landes-CDU Nina Warken in ihrem Lob: „Gunter Czisch hat in den vergangenen Jahren einen erstklassigen Job gemacht.“ Czisch selbst bezeichnete in den sozialen Medien das Wahlergebnis als bitter, habe er sich doch 23 Jahre lang „mit größtmöglichem Einsatz in den Dienst der Stadt Ulm gestellt“. Er beglückwünschte Ansbacher, der eine sehr gut aufgestellte Stadt übernehme. Vor acht Jahren setzte sich der damalige Erste Bürgermeister als Nachfolger von Ivo Gönner (SPD) bereits im ersten Wahldurchgang mit 53 Prozent durch. Nun erreichte Czisch bei der Stichwahl knapp 45 Prozent, verlor aber 131 Stimmen gegenüber dem ersten Wahlgang, wo er bei höherer Beteiligung 43 Prozent erzielte.
Schon in diesem Stadium war für Sascha Binder, Generalsekretär der Landes-SPD, eine Wechselstimmung in Ulm erkennbar. Wohl an Schwellings Adresse sagt er: „Das Ergebnis zeigt auch, dass eine selbstbewusste Bürgerschaft in einer Stichwahl keine Wahlempfehlung braucht, um die richtige Entscheidung zu treffen.“ SPD-Landeschef Andreas Stoch freut sich über eine weitere SPD-geführte Großstadt. Generalsekretärin Warken erinnert aber an die CDU-Vorherrschaft in den Rathäusern, etwa in Stuttgart und in der einstigen SPD-Hochburg Mannheim.
Leinfelden-Echterdingen wählt erstplatzierten Köngener Bürgermeister
Das Sagen im Rathaus von Leinfelden-Echterfinden hat ab März der nach dem ersten Wahldurchgang erstplatzierte Freie Wähler Otto Ruppaner . Der Köngener Bürgermeister verzeichnete ein Plus von 1527 Stimmen im zweiten Wahlgang. Der SPD-Kandidat Raiko Grieb steigerte das Ergebnis der ersten Runde um 2172 Stimmen, es blieb aber ein Sechseinhalb-Prozent-Abstand.
Ruppaner hatte mit einem engen Rennen gerechnet und ist mit dem Ergebnis umso zufriedener. Bürger hatten ihm im Gespräch Siegchancen signalisiert. „Meine Erfahrung als Bürgermeister mit Budget- und Personalverantwortung haben mir sehr geholfen bei der Wahl“, sagt Ruppaner.
Mehr Wahlempfehlungen hätten Grieb helfen können
Dass dies gezogen hat, vermutet auch der Stuttgarter Bezirksvorsteher und Ministerialbeamte Grieb, der aber trotzdem von einer gelungenen Aufholjagd spricht. Allerdings konnte sich außer der ausgeschiedenen CDU-Kandidatin Birgit Mertens und der Grünen-Jugend der Stadt kein weiterer kommunalpolitischer Player zu einer direkten Empfehlung durchringen. „Das hätte mir sicher geholfen“, sagt Grieb, der aber keinen Punkt für sich alleine als Ursache für den Wahlausgang gelten lassen will.