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Offenburg macht Demokratiegeschichte für Migranten erlebbar

Christoph Heimel vom Integrationsbüro der Stadt Offenburg mit seiner Kollegin Annalena Bürk (links) und Jenny Haas vom Bündnis Aufstehen gegen Rassismus.
Daniel Foltin)Stuttgart. Demokratie ist mehr als ein Konzept – sie ist eine gelebte Realität, die auf historischen Erfahrungen und gesellschaftlichen Werten basiert. Doch wie vermittelt man diese Grundlagen Menschen, die erst seit Kurzem in Deutschland leben? Die Stadt Offenburg hat hierfür ein Konzept entwickelt: Interaktive Stadtführungen, Museumsbesuche und Workshops ermöglichen Geflüchteten einen niedrigschwelligen Zugang zur Geschichte der Demokratie.
Für dieses innovative Bildungsangebot wurde Offenburg mit dem ersten Platz in der Kategorie „Kommune für alle“ beim Staatsanzeiger Award 2024 ausgezeichnet.
Geschichte wird nicht nur erklärt, sondern erfahrbar gemacht
Begriffe wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit oder Menschenrechte sind oft abstrakt und schwer verständlich. Genau hier setzt das Offenburger Projekt an: Durch erlebbare Formate wird Geschichte nicht nur erklärt, sondern erfahrbar gemacht.
Ein zentrales Element sind die Führungen zum Erinnerungsort Salmen. In diesem Gebäude wurden 1847 die „13 Forderungen des Volkes“ verabschiedet – eine der ersten demokratischen Programmschriften Deutschlands. In der „Salmen-Werkstatt“ setzen sich die Teilnehmenden mit den Grundwerten auseinander und können Bezüge zu ihrer eigenen Lebensrealität herzustellen.
Die Rückmeldungen sind überwältigend positiv
Eine weitere wichtige Säule des Projekts sind die Stolpersteinführungen. Junge Guides führen Geflüchtete zu den in der Stadt verlegten Gedenksteinen und erzählen die Schicksale der Opfer des Nationalsozialismus. Ergänzend dazu helfen Stadt- und Museumsführungen Geflüchteten, sich in ihrer neuen Umgebung zu orientieren und einen Einblick in die Geschichte der Stadt zu erhalten.
Seit dem Start des Projekts im Frühjahr 2024 haben bereits über 120 Personen an den Veranstaltungen teilgenommen. Die Rückmeldungen sind überwältigend positiv: Viele nutzen die Führungen nicht nur, um Deutsch zu üben, sondern auch, um ein besseres Verständnis für die gesellschaftlichen Strukturen ihres neuen Wohnortes zu entwickeln.
Stolpersteinführungen haben die Teilnehmenden emotional bewegt
Besonders die Stolpersteinführungen haben die Teilnehmenden emotional bewegt. Einige baten darum, Blumen an den Gedenksteinen niederzulegen, andere verglichen die Berichte über Verfolgung und Vertreibung mit ihren eigenen Erlebnissen. Finanziert wird das Projekt durch Mittel des städtischen Integrationsbüros. Die Veranstaltungen sind für die Teilnehmenden kostenlos.
Die Jury des Staatsanzeiger Awards würdigte Offenburg für diesen beispielhaften Ansatz. Die Stadt zeigt, dass Integration nicht nur über Sprache und Arbeitsmarkt funktioniert, sondern auch durch Bildung und Teilhabe am kulturellen Gedächtnis der Gesellschaft.
Bei Impulsvorträgen können Sie die sechs prämierten Projekte hautnah erleben und davon lernen. Melden Sie sich an unter.
Die Berichterstattung über die Preisverleihung finden Sie hier .