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Nationalpark Nordschwarzwald

Nationalparkerweiterung: Nun beginnen die Gespräche mit Kommunen und Bürgern

Die Pläne für die Erweiterung des Nationalparks hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit CDU-Fraktionschef Manuel Hagel ausgehandelt. In dieser Woche wurden sie dem Nationalparkrat vorgestellt. Dieser will zustimmen, wenn die Belange der betroffenen Bevölkerung hinreichend berücksichtigt werden. Besonders betroffen sind rund 150 Bürger im zum Baiersbronn gehörenden Langenbachtal.

Im Nationalpark gibt es bereits Flächen mit abgestorbenen Bäumen.

Stefanie Schlüter)
Nationalparkleiter Wolfgang Schlund erläutert an einer Karte die geplante Erweiterung des Schutzgebiets.

Baiersbronn. Noch sind die kleinen Weiler und Höfe entlang des Langenbachtals vom Privatwald der Murgschifferschaft umgeben. Wenn es nach den Plänen der Landesregierung geht, soll sich das bis Ende des kommenden Jahres ändern. Dann liegen sie künftig mitten im Nationalpark Nordschwarzwald. Denn die beiden derzeit getrennten Teile des Nationalparks im Nordschwarzwald sollen verbunden werden.

Die Murgschiffer sollen für ihren Wald einen wertgleichen Wald aus Landesbesitz bei Enzklösterle erhalten. Zugleich hat sich das Land im Zusammenhang mit dem Tausch mit der Murgschifferschaft darauf verständigt, dass die Landesanteile an der Genossenschaft an die Murgschifferschaft verkauft werden. In Medien wurde bereits ein Betrag von 40 Millionen Euro genannt. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sprach in dieser Woche davon, dass für den Wert des Waldes der 1. Januar 2025 als Stichtag gelte. Walker sprach auch von einer Chance, die beiden Teile des Nationalparks durch einen Lückenschluss zusammenzufügen. Das schaffe gute Perspektiven für das Schutzgebiet und könne einen Mehrwert für Natur, Tourismus und die Menschen in der Region bieten.

Insgesamt soll der Nationalpark um 1500 Hektar erweitert werden. Das derzeit vorgesehene Gebiet für den Lückenschluss umfasst etwa 2000 Hektar, die Tauschfläche rund 2900 Hektar. Doch die Außenränder des Parks werden sich noch ein wenig verändern. So werden Bereiche der Pufferzone, in denen intensiv überwacht wird, dass Borkenkäfer vom Nationalpark nicht auf den Wirtschaftswald übertreten, die bislang zum Nationalpark gehörten, künftig vom Landesforstbetrieb Forst BW verwaltet.

Auch der kleine zu Forbach gehörende Ort Hundsbach, wo sich die Bürger im Vorfeld große Sorgen gemacht haben, dass sie künftig zu drei Seiten vom Nationalpark eingeschlossen sein könnten, liegt jetzt an der von Forst BW bewirtschafteten Pufferzone und wird nicht direkt an den Nationalpark grenzen.

Der Nationalparkrat, in dem auch die anliegenden Kommunen vertreten sind, hatte sich bereits im Mai 2023 offen für eine Erweiterung des Nationalparks gezeigt, unter der Bedingung, dass die Belange der Bevölkerung hinreichend berücksichtigt werden. „Dazu stehen wir noch“, sagt der Freudenstädter Landrat Klaus Michael Rückert (CDU) , der auch Vorsitzender des Nationalparkrats ist.

„Wir werden unsere Vorstellungen und Ansprüche formulieren“

Wie dies für die Anwohner des zu Baiersbronn gehörenden Langenbachtals aussehen kann, soll nun verhandelt werden. Nationalparkleiter Wolfgang Schlund sprach bereits davon, dass in dem betroffenen Gebiet eine Managementzone eingerichtet werden könnte. Auch wird es darum gehen, Wege für die betroffenen Bürger offen zu halten, die für den Nationalpark grundsätzlich nicht benötigt würden.

Ortsvorsteherin Christine Günter, in deren Bereich auch das Langenbachtal fällt, macht deutlich: „Das ist unser Naherholungsgebiet.“ Und das wollen die Bürger auch weiterhin nutzen können wie bisher. Denn ein Verlust an Wegen im Wald wirke sich nicht auf die Gäste aus. Doch die Einheimischen hätten bereits viele Einschränkungen durch den Nationalpark erfahren.

„Wir werden unsere Vorstellungen und Ansprüche formulieren“, sagt auch Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf . Neben der eingeschränkten Bewegungsfreiheit fürchten die Menschen auch um ihren Wald. Was genau darunter zu verstehen ist, zeigt Ortsvorsteherin Günter im kleinen Ort Leimiß, der abseits des Tals auf einer Anhöhe liegt. Der Blick auf den Schwarzwald und den Nationalpark ist wunderschön. Doch bei genauerem Hinschauen sieht man auch große Flächen mit abgestorbenen Bäumen. Für viele Anwohner kein so schöner Anblick. Hinzu kommt eine weitere Sorge: Wenn der Wald stirbt, fürchten sie auch, dass sich durch den Klimawandel immer häufiger auftretende Starkregenereignisse stärker auf ihre Orte auswirken könnten.

Gespräche mit der Bevölkerung sollen nun beginnen

In Baiersbronn ist man allerdings froh, dass das Forsthaus Auerhahn, ein großes Hotel am Ende des Tals, künftig wohl in der von Forst BW verwalteten Pufferzone liegen wird. Damit werden Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Derzeit gibt es hier auch ein Bebauungsplanverfahren, mit dem die Zukunft des Topbetriebs gesichert werden soll, so Ruf.

„Jetzt beginnen die Gespräche mit der Bevölkerung und den betroffenen Kommunen“, macht Rückert deutlich. Wenn die abgeschlossen seien, werde der Rat sich erneut mit der Erweiterung befassen. Stimmt der Nationalparkrat dann zu, kann der Gesetzgebungsprozess seinen Lauf nehmen.

Er zeigte sich überzeugt, dass man einen guten Fahrplan gefunden habe, doch man habe auch noch ein ordentliches Stück Arbeit vor sich. Es handele sich nicht um ein „gemähtes Wiesle“. Neben den Gesprächen mit den rund 150 Anwohnern im Langenbachtal müssen auch Gespräche mit allen Kommunen geführt werden, die zusätzliche Flächen in den Nationalpark eingebracht haben, da es ja einige Verschiebungen geben wird. Dass die Menschen im Tal weiterhin wie gewohnt im Wald Pilze suchen oder mit dem Hund spazieren gehen können, ist laut Rückert eine Voraussetzung, dass der Nationalparkrat der Erweiterung am Ende zustimmt.

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