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Serie: Kommunaler Klimaschutz, Teil 1

Mit Contracting Energie und Geld sparen

Derzeit haben viele Kommunen finanzielle Probleme. Straßen sollen saniert werden, Schulen ebenfalls. Pflichtaufgaben nehmen zu. Da noch Gelder für den Klimaschutz und die energetische Sanierung von Gebäuden oder den Austausch von Straßenlaternen aufzubringen, fällt schwer. Contracting ist eine Möglichkeit, den Klimaschutz trotzdem voranzutreiben.

Contracting kann auch für den Austausch von Straßenlaternen genutzt werden. So können Kommunen deutlich bei den Stromkosten sparen.

IMAGO/Panthermedia)

Stuttgart/Karlsruhe. Frank Mentrup, der Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, hat es bereits klargestellt: Das Sondervermögen für Investitionen in Infrastruktur und Klimaschutz ist ein historischer Schritt für Investitionen. Vorausgesetzt, das Geld fließt auch direkt und vollständig an Städte und Gemeinden, so Mentrup. Denn dort ist die finanzielle Situation so schlecht wie seit 1990 nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts verzeichneten die Kommunen im vergangenen Jahr ein Rekorddefizit von 24,8 Milliarden Euro. Da fragen sich viele, wie sie notwendige Investitionen in den Klimaschutz noch finanzieren sollen.

Die Klimaschutz- und Energieagentur des Landes, die KEA-BW, empfiehlt den Kommunen deshalb unabhängig vom Sondervermögen verstärkt auch auf Contracting zu setzen. „Das eignet sich für große und kleine Kommunen“, sagt Anders Berg. Er ist seit Mitte 2022 für den Bereich Contracting bei der KEA-BW verantwortlich.

Zwei Formen von Contracting können Kommunen nutzen

Beim Contracting unterscheidet man das Einspar-Contracting und das Energieliefer-Contracting. Beim Einspar-Contracting nimmt ein Contractor beispielsweise energetische Sanierungen vor und erneuert die Gebäudetechnik. Bezahlt wird er im Schnitt 10 bis 15 Jahre aus den eingesparten Energiekosten. Nach Ende der Vertragslaufzeit profitiert die Kommune dann von den sanierten Gebäuden, der neuen Technik und den geringeren Energiekosten. Beim Energieliefer-Contracting wird ein Vertrag über Strom- und Wärmelieferung abgeschlossen, in der Regel im Zusammenhang mit einer neuen Heizungsanlage.

Die Stadt Brackenheim (Landkreis Heilbronn) ist eine Kommune, die Contracting genutzt hat. Sie hat ein Projekt für die Sanierung ihrer Straßenbeleuchtung ausgeschrieben. Der Contractor hat rund 1500 Leuchten in der Stadt umgerüstet und damit die jährlichen Energiekosten um etwa 95 650 Euro gesenkt. Das entspricht im Vergleich zu früher einer Einsparung um rund 85 Prozent. Zudem haben sich die Wartungs- und Instandhaltungskosten um 15000 Euro reduziert. Und auch der Stromverbrauch insgesamt sank deutlich. Das Projekt kostet 670 000 Euro und läuft über acht Jahre.

Nach Abschluss der Laufzeit kommt die Kommune beim Einspar-Contracting dann in den Genuss der vollen Energieeinsparungen und der neuen Anlagen.

Wann sich Contracting-Projekte rechnen können

Ein Weg, den auch Obernhausen-Rheinhausen (Landkreis Karlsruhe) beschritten hat. Dort ging es um die energetische Sanierung von Schule, Sporthalle und Hallenbad. Erneuert wurde die Wärmeversorgung, die Lüftungsanlage wurde modernisiert, die Badewassertechnik erneuert, die Beleuchtung auf LED umgestellt und auch ein neues Energiemanagementsystem ist installiert. Es ging um Investitionen von mehr als 5,5 Millionen Euro. Zugleich wurden über das Projekt, das über 15 Jahre läuft, die Energiekosten für die Gebäude um 70 Prozent reduziert.

Ab wann sich solche Contracting-Projekte rechnen können? Laut Anders Berg sollten beim Einspar-Contracting die Wärme- und Stromkosten mindestens 100 000 Euro im Jahr betragen, um ein Projekt rentabel zu machen. Meist erreicht man dies mit mehreren Gebäuden. Beim Energieliefer-Contracting sollten Kosten von mindestens 20 000 Euro für Strom und Wärme anfallen.

Doch letztendlich muss man sich jedes Projekt einzeln anschauen. Die KEA-BW bietet dazu eine kostenlose Erstberatung für Kommunen an, die vom Land gefördert wird. Auch verfügt die Landesagentur über ein Netzwerk von Beraterfirmen, die die Kommunen entsprechend durch den Contracting-Prozess begleiten können. Auch Musterverträge gibt es bei der KEA-BW.

Vertragsdauer hängt von Umfang und Einsparungen ab

Die Vertragsdauer für Contracting-Projekte hängt vor allem von den Maßnahmen und den Kosten dafür ab. Will die Kommune bereits vorher von Einsparungen profitieren, dann erhält der Contractor beispielsweise nur 80 Prozent der Gelder aus den Energieeinsparungen und die Kommune behält 20 Prozent. Das verlängert die Vertragslaufzeit.

Laut Berg kann es sinnvoll sein, sehr wirtschaftliche Maßnahmen mit weniger wirtschaftlichen zu kombinieren. Dann kann eine Kommune etwa eine neue Straßenbeleuchtung erhalten und zugleich die Lüftungsanlagen für die Sporthalle mitfinanzieren.

Kommunaler Klimaschutzkongress am 5. Juni

Der Kommunale Klimaschutzkongress findet in diesem Jahr am 5. Juni in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) statt. Veranstalter ist das Umweltministerium in Kooperation mit der KEA-BW, der Klimaschutz- und Energieagentur des Landes. Themen sind unter anderem: Die Finanzierung der Energiewende, auch in Zeiten knapper Kassen, Partizipation beim Klimaschutz, eine klimaneutrale Kommunalverwaltung und wie die Energie- und Wärmewende gemeinsam umgesetzt werden kann. Der Staatsanzeiger greift verschiedene Themen in einer Serie auf.

https://kea-bw.de/veranstaltung/kommunaler-klimaschutzkongress-2025

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