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Mieterhöhungen 

Mieten belasten ärmere Haushalte

Mieter im Südwesten mussten 2022 laut einer Erhebung des Statistischen Landesamts im Schnitt 28 Prozent ihres monatlichen Einkommens für die Nettokaltmiete aufbringen. Diese betrug im Durchschnitt 8,27 Euro pro Quadratmeter, wobei der Wert je nach Größe einer Gemeinde stark variiert.

Iris Beuerle, Direktorin des Verbands baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen, und Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, bewerten die Lage am Wohnungsmarkt unterschiedlich.

Stuttgart. In Orten mit weniger als 5000 Einwohnern betrug die Miete 6,84 Euro pro Quadratmeter. In Stuttgart, der einzigen Stadt mit mehr als 500 000 Einwohnern, waren durchschnittlich 10,23 Euro zu entrichten. Die Mietbelastungsquote lag damit knapp über dem bundesweiten Schnitt von 27,8 Prozent. Haushalte mit einem niedrigen Einkommen sind durch Mietzahlungen besonders stark betroffen gewesen. So mussten Haushalte mit einem Einkommen von unter 1500 Euro im Schnitt fast 50 Prozent davon für die Miete verwenden.

Mieten legen zu

Die Mieten legten demnach auch im vergangenen Jahr weiter zu. Laut Statistik lag der Index zur Entwicklung der Nettokaltmieten in Baden-Württemberg im Jahr 2023 bei einem Wert von 108 Punkten. Dies entspricht einem Anstieg um acht Prozent gegenüber dem Basisjahr 2020. Demnach hat sich die durchschnittliche Nettomiete im Land in den vergangenen 20 Jahren um 30 Prozent verteuert. Musste ein Haushalt im Jahr 2005 durchschnittlich 557 Euro für Miete ohne Nebenkosten ausgeben, stieg der Wert bis 2022 auf 850 Euro. Die Nettokaltmiete ist die reine Grundmiete, die der Mieter für die Überlassung der Wohnung oder des Hauses an den Vermieter zahlen muss. Dieser Betrag enthält per Definition keinerlei Nebenkosten.

Mietpreisbremse für 89 Städte

Um die Mietentwicklung in 89 Städten mit angespannten Wohnungsmärkten zu begrenzen, gilt hier vorerst bis Ende Juni 2025 eine Mietpreisbremse. In diesen Kommunen wohnt, bezogen auf die Einwohnerzahl, rund ein Drittel der Bevölkerung im Land. Hier darf ein neuer Mietvertrag die örtliche Vergleichsmiete höchstens um zehn Prozent übersteigen. Das gilt allerdings nicht für Neubauten und für umfassend modernisierte Wohnungen.

Unterschiedliche Bewertung

Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB)

„Die Lage am Wohnungsmarkt spitzt sich weiter zu: Steigende Mieten, kaum Neubau und keine Besserung in Sicht. Es fehlen mehr als 900.000 bezahlbare Sozialwohnungen im Bundesgebiet. Die Krise mit immer höheren staatlichen Zuschüssen fürs Wohnen zu lösen, führt ins Leere. Stattdessen braucht es jetzt endlich eine effektive Begrenzung von Mieterhöhungsspielräumen und deutlich mehr Ausgaben für den Bau von Sozialwohnungen. Nur so lässt sich die Negativspirale am Mietmarkt durchbrechen und bezahlbares Wohnen langfristig sicherstellen.“

Iris Beuerle, Direktorin des Verbands baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw)

„Die Durchschnittsmiete unserer im VBW organisierten 276 Wohnungsunternehmen liegt bei rund 7,30 Euro pro Quadratmeter. Unsere kommunalen Gesellschaften und Wohnungsgenossenschaften bieten mit ihrem Geschäftsmodell dauerhaft bezahlbare Wohnungen. Die Mieten unserer Mitgliedsunternehmen sind fair. Sie umfassen nur so viel, wie die Wohnungen tatsächlich kosten – einschließlich dem Aufwand für Verwaltung und Unterhalt. Übrige Einnahmen werden wieder in den Bestand oder Neubau investiert. Darüber hinaus unterstützen manche Wohnungsunternehmen ihre Mieterinnen und Mieter mit zusätzlicher finanzieller Förderung.“

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