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Metropolregion Stuttgart diskutiert saubere Energieversorgung
Stuttgart. Für Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) war klar, wo die Verursacher des Treibhausgases zu suchen sind: 84 Prozent der Kohlendioxidemission, so rechnete der Co-Gastgeber des Metropolkongresses vor, stammen aus der Strom- und Wärmeproduktion. Wie diese verringert werden könne, sei umstritten. Klar aber ist für ihn, dass die Erzeugung regenerativer Energie vor Ort eine zentrale Standortfrage für eine prosperierende Wirtschaft sei.
Im Zentrum der Betrachtung stand der steigende Strombedarf bei gleichzeitiger CO 2 -Reduzierung. Maike Schmidt, Leiterin des Fachgebiets Systemanalyse beim Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg prognostizierte die Verdopplung der hiesigen Energieproduktion binnen 20 Jahren. Von 2020 an müsse sich die Stromerzeugung verdoppeln, von gut 44 auf fast 90 Terrawatt/Stunde im Jahr 2040, um den Erfordernissen der Klimaziele gerecht zu werden.
„Noch Luft nach oben“
Immer größer müssten demnach die Anteile besonders an Fotovoltaik- sowie der Windenergie im Energiemix werden, während der Kohleanteil schrumpfen wird und die Gaskraftwerke gemäß ihrer Brückenfunktion erst mehr liefern, um dann einen Anteil von 6 Prozent als Sicherheitspuffer zu erlangen. Das seien ambitionierte Ziele. Um diese zu erreichen, gebe es beim Industriestrom und der E-Mobilität „noch etwas Luft nach oben“, so Schmidt.
Doch nicht nur die Stromherstellung, auch dessen Transport beschäftigte die Kongressteilnehmer. Steffen Ringwald, Geschäftsführer der Netze BW, bezifferte den Investitionsbedarf auf 35,6 Milliarden Euro bis zum Jahr 2045. Je mehr regenerativer Strom in der Region erzeugt werde, desto höher fallen die Anforderungen an die Netze aus. Umspannwerke müssten hierfür breit aufgerüstet werden.
Zu lange Genehmigungsverfahren
Doch auch der Ausbau anderer Netze, etwa für Gas (Wasserstoff) oder Wärme beschäftigt das Tochterunternehmen der EnBW. Ringwald kritisierte zu lange Genehmigungsverfahren und dass Kommunen Daten aus der Wärmeplanung nicht für andere Netze verwenden dürfen.
Arbeitsgruppen mit den Themenbereichen „Räumliche Planung“, „Energieversorgung und -bedarfe“, „Wasserstoff“, „Energieeffizientes Planen und Bauen“, „Mobilität“ und „Fachkräftesicherung“ zeigten die Schnittstellen der weiteren Zusammenarbeit auf. Immer wieder tauchte in den Podiumsdiskussionen aber auch bei Publikumsfragen der Begriff der Finanzierung auf.
Finanzierung durch Private
Michael Münter, Amtschef des Landesumweltministeriums, meinte, dass die Finanzierung der Energiewende nicht allein durch staatliche Mittel bezahlt werden könnte. In Baden-Württemberg sei die LBBW aktiv, außerdem gebe es Investitionen über Bürgerbeteiligungen an Energieanlagen. Gerade bei der Frage der Akzeptanz sei aber auch der finanzielle Vorteil für Menschen ohne Ersparnisse wichtig, sagte Maike Schmidt. Hier müsse es um Vorteile etwa beim Strompreis gehen.
Den Blick auf die Kommunen richtete Rainer Wieland, als Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart ebenfalls Gastgeber des Kongresses. „Die großen Herausforderungen, welche die Energiewende mit sich bringt, betreffen Kommunen, Kreise und Regionen gleichermaßen. Sie übersteigen aber oft die Handlungsmöglichkeiten einzelner.“ In seinem Schlussstatement forderte er Technologieoffenheit bei der Energiewende ein.
Das ist die Metropolregion
Zur Europäischen Metropolregion Stuttgart gehören die Regionen Heilbronn-Franken, Neckar-Alb, Nordschwarzwald, Ostwürttemberg und Stuttgart sowie die Landeshauptstadt Stuttgart. Sie umfasst 479 Städte und Gemeinden, die in 17 Landkreisen zusammengefasst sind. Das macht 43 Prozent der Fläche des Bundeslandes aus. 5,4 Millionen Menschen leben in der Metropolregion, das ist etwa die Hälfte der Landesbevölkerung.