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Marcel Musolf gewinnt im ersten Wahlgang
Filderstadt . Und plötzlich ist das Wahlergebnis da. Als der scheidende Landrat Heinz Einiger (CDU) die 53 Stimmen für Marcel Musolf von den Freien Wählern verkündet, bricht der Applaus los. Musolf ist überwältigt und dankt seinem Mitbewerber Peter Rosenberger für den fairen Wahlkampf. Der CDU-Kandidat versammelte 40 Stimmen hinter sich. Damit hat Musolf bereits im ersten Wahlgang die Hürde der absoluten Mehrheit von 48 Stimmen deutlich genommen, anwesend waren alle 93 wahlberechtigten Räte, Musolf selbst war als Kreisrat befangen.
AfD will Mehrheit beschafft haben
Diese Mehrheit kam auch durch die Stimmen der AfD zustande. Dies zumindest behauptet deren Fraktionsvorsitzender Ulrich Deuschle nach der Wahl. Man habe sich für den Freien Wähler entschieden, um einen Kandidaten jenseits der Regierungsparteien der Landesregierung zu unterstützen. Trotz der vorherigen Bekundungen verschiedener Parteien für jeweils einen der beiden Kandidaten hätte es rechnerisch in den ersten beiden Wahlgängen tatsächlich für keinen gereicht – außer mit den AfD Stimmen.
Musolf bezweifelt AfD-Unterstützung
Diese Unterstützungserklärung zog Musolf in Zweifel. Er habe sich in seiner Vorstellung deutlich von der AfD abgegrenzt und bei seiner Rede gespürt, dass er damit bei sehr vielen in der Halle auf offene Ohren gestoßen sei. Dass es keine Überschneidung mit seinen politischen Ansichten und denen der AfD gebe, habe er in seiner Bewerbung deutlich gemacht. Dies gab Deuschle zwar zu, aber bei der Gratulation habe man schon eine Distanzverminderung erlebt.
Sind die Grünen abgesprungen?
Deuschle dürfte seine Einschätzungen allerdings eher exklusiv haben. Vertreter anderer Fraktionen glaubten eher, dass bei den Grünen die Zustimmung zu Rosenberger geschwunden war, zumal nach Musolfs Einlassungen zu Öko- und Nachhaltigkeitsthemen. Der AfD-Sprecher habe eher das Ansinnen, sich als Königsmacher hervorzutun.
Brandmauer zur AfD hochgezogen
Tatsächlich zog Musolf eine deutliche rhetorische Brandmauer hoch. Vorschläge der AfD wie die Direktfinanzierung von Jugendvereinen durch den Kreis sollen nur der AfD unliebsame Organisationen aussparen, so Musolfs Einschätzung. Die Forderung nach Unterstützung des Handwerks ignoriere die Notwendigkeit, Arbeitskräfte auch durch Migration zu gewinnen. Die Partei breche komplizierte Sachverhalte auf einfache Lösungen herunter, die dann angeblich auf der Hand lägen. Mit ihm als Landrat werde es wegen der AfD eine Diskussion über den Zuschnitt und die Besetzung von Ausschüssen geben.
Rosenberger bleibt weniger deutlich
Ganz so deutlich gelang dem CDU-Mitbewerber Peter Rosenberger die Distanzierung nicht. „Ihnen müsste der erste Teil meiner Rede gefallen haben“, quittierte er zum Beispiel die Frage zur Wirtschaftsförderung eines AfD-Kreisrats. Zweimal wurde er gefragt, ob er mit der AfD Kontakte habe, erst beim zweiten Mal verneinte er eher verhuscht – in seiner Rede hatte er das Nein übrigens angedeutet. Außerdem erklärte Rosenberger, er werde die demokratischen Rechte der AfD beachten, seine ablehnende Haltung gegenüber der Rechtsaußen-Partei habe er zuvor bereits kundgetan.
Faktensicherer Kandidat
Vor dem Wahlgang präsentierte sich Marcel Musolf den Kollegen als faktensicheren Kandidaten, der bis in einzelne Zahlen hinein Auskunft geben kann und eine Fülle von Stichworten abarbeitete. Den Landkreis bezeichnete er als seine Heimat, die Kandidatur daher als Herzensangelegenheit. Der ehemalige Fechter im Deutschlandkader zeigte sich selbstbewusst. „Ich habe immer Spitzenleistungen abgeliefert“. Er bezeichnete sich als einen Kandidaten, der nur die Versprechungen macht, die er sicher halten kann. Haltbare Versprechen stärken das Vertrauen in das demokratische Staatswesen, ebenso wie eine funktionierende Verwaltung.
Erfahrener Kommunalpolitiker von außen
In einem Punkt ist sich Musolf mit seinem Herausforderer deckungsgleich: Der Sozial- sowie der Jugendausschuss sollen wieder beschließend werden. Rosenberger empfahl sich als erfahrenen und rhetorisch gewandten Kommunalpolitiker, der in Zusammenhängen für sich warb und dafür passende Themen aufgriff, etwa eine schnellere Verwaltung, eine möglichst niedrige Kreisumlage oder die Kliniken.