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Jugendliche bald im Gemeinderat

Junge Kandidatin setzt auf Kommunalpolitik statt auf Klebeaktionen

Es wird eine der besonders spannenden Fragen im Nachgang der Kommunalwahlen sein: Wie viele junge Menschen zwischen 16 und 18 Jahren schaffen den Sprung in die Gemeinderäte? Derzeit laufen die Nominierungen und Claire Gantner aus Baden-Baden ist eine Person aus dieser Altersgruppe, die es tatsächlich schaffen könnte.

Sie könnte bald eine der jüngsten Gemeinderätinnen sein: Claire Gantner kandidiert für die CDU in Baden-Baden.

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Baden-Baden. Streng genommen kann die 15 Jahre alte Claire Gantner Stand heute noch gar nicht in einen Gemeinderat gewählt werden. Sie feiert aber in wenigen Tagen Geburtstag und erreicht damit ganz offiziell die Wählbarkeit. Für viele junge Menschen in diesem Alter ist die Kandidatur für ein kommunalpolitisches Ehrenamt kein Thema, mit dem sie sich ausführlich beschäftigen.

Für die junge Baden-Baden erin jedoch hat eine spannende Reise begonnen. Sie tritt für die CDU in ihrer Heimatstadt bei der Kommunalwahl 2024 an. Wenn sie gewählt wird, gehört sie zu den vermutlich wenigen Personen in Baden-Württemberg im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, die ab dem Sommer verbindlich mitentscheiden über all das, was in einer Stadt oder Gemeinde zu regeln ist. Der Landtag hatte den Weg dafür im Frühjahr 2023 freigemacht.

Die junge Frau fragt sich, was sie eigentlich hier macht

Bei der Nominierungsveranstaltung vor wenigen Wochen wurde die junge Frau auf Listenplatz zwölf gewählt. Insgesamt umfasst die Liste 40 Personen in Baden-Baden. Platz zwölf erscheint ganz aussichtsreich, davon ausgehend, dass etliche Stammwähler die gesamte CDU-Liste unangetastet in den Wahlumschlag stecken und dann vor allem die oben Platzierten zum Zuge kommen.

Hinzukommen könnte aber der Effekt, dass das Angebot einer sehr jungen Kandidatin Menschen ganz gezielt dazu bringt, an Claire Gantner Stimmen zu verteilen. Und schließlich hat die CDU in Baden-Baden das erklärte Ziel, wieder mehr als die zehn Vertreter in den Gemeinderat entsenden zu wollen. Eine etwas seltsame Situation war es in jedem Fall für die 15-Jährige, als sie sich bei der Nominierungsveranstaltung vor allem älteren Herrschaften gegenübersah. „Warum mach ich sowas hier“, habe sie sich im ersten Moment durchaus gefragt, als sie mit ihrer Vorstellungsrede an der Reihe war. Gleichzeitig sei es für sie keine ungewohnte Situation, auf einer Bühne zu agieren. Claire Gantner singt in ihrer Schule, der katholischen Klosterschule vom Heiligen Grab in Baden-Baden, in Musicals mit und ist im Schülerrat aktiv.

Zwischenapplaus bei der Bewerbungsrede

Bei der Nominierung erhielt sie als erste Kandidatin den ersten Zwischenapplaus während einer Rede. Und zwar für den Satz, sie wolle sich nirgends festkleben, sondern mit ihrem Engagement tatsächlich etwas bewirken.

Doch wie kam es überhaupt zur Kandidatur? Familiäre Verbindungen zur CDU und der Orgellehrer von Claire Gantner wiederum mit Verbindungen zum CDU-Vorsitzenden in Baden-Baden waren der Auslöser für ein erstes Gespräch im Sommer mit ihr. „Dann hat sie wirklich monatelang überlegt, ob sie kandidieren soll“, berichtet ihr Vater Florian Gantner , der auf Listenplatz 13 kandidiert. „Ich habe das durchaus gesehen bei ihr, dass sie sich auch hinstellt und deutlich sagt, wenn Dinge nicht gut laufen“, ergänzt er mit Blick auf die Neigung der Tochter, sich gerne einzubringen.

Schule, Digitalisierung, Vereine und Freizeit sind Themen für sie

Die selbstbewusste und zugleich zurückhaltend agierende Claire Gantner selbst sieht in der Rückschau mit einem Augenzwinkern „natürlich“ auch eine gewisse Überredungstaktik durch die CDU-Verantwortlichen. Eine Erfahrung, die viele potenzielle Kandidaten im ganzen Land in ähnlicher Form machen.

Aktuell macht sich Claire Gantner Gedanken über den Wahlkampf und das Wahlprogramm. „Den ersten Entwurf habe ich schon gesehen.“ Jetzt geht es darum, in den kommenden Monaten die Inhalte festzuklopfen und auch Punkte unterzubringen, die für junge Menschen wichtig sind. Das betreffe Themen aus dem Schulbereich, aber auch die Digitalisierung oder das Vereinsleben, erläutert sie. Kümmern will sie sich auch um die Frage, welche Möglichkeiten an Freizeitaktivitäten es in der Stadt Baden-Baden für junge Menschen gibt.

Kandidatur folgt einem besonderen Interesse

„Politik interessiert mich vielleicht schon mehr als andere junge Menschen“, stellt sie fest. Als sie im Schülerrat ihrer Schule erzählt habe, dass sie kandidiert, hätten das alle toll gefunden. Einer ihrer Mitstreiter war so begeistert davon, dass er sich nun in einer Nachbargemeinde aufstellen lassen will. Was sie genau erwartet, würde sie wirklich den Sprung in das Gremium schaffen, weiß die Jugendliche noch gar nicht so genau. Fest steht nur: Das Zusammenspiel von Schule und Gemeinderatsamt muss dann gut organisiert werden. Es bestehen bei Claire Gantner kaum Zweifel, dass sie das nicht gut hinbekommen könnte.

Landtag macht Weg für Jugendliche frei

Zum ersten Mal können sich am 9. Juni Personen ab 16 Jahren für ein Mandat in einem Gemeinderat bewerben. Wählen durften sie schon bei den vergangenen Kommunalwahlen ab diesem Alter. Der Landtag hatte Anfang April des Jahres 2022 eine entsprechende Änderung mit Blick auf das passive Wahlrecht vorgenommen. Um die Reform durchzusetzen, war eine Zweidrittelmehrheit im Landtag notwendig. Sie wurde in diesem Punkt mit den Stimmen der Regierungsfraktionen, der SPD und der FDP erreicht.

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