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„Ich wurde vom ersten Tag an stark bekämpft“
Hans Reinwald: Ich bin vom ersten Tag an von weiten Kreisen in dieser Stadt stark bekämpft worden, auch unsachlich. Ein Stück weit kann man das wegstecken, aber irgendwann nicht mehr.
Sie hatten zuerst angekündigt, wieder zu kandidieren und dann später den Rückzug verkündet. Warum?Es gibt nicht nur einen Grund für meine Entscheidung. Ich habe im Sommer Bilanz gezogen und hab auch geschaut, was mich in den nächsten acht Jahren erwartet, und ob sich etwas zum Besseren ändern würde. Das habe ich nicht gesehen. Auf der anderen Seite leidet auch die eigene Familie darunter, wenn man 21 Jahre lang Bürgermeister ist. Ich habe meine Kinder nicht aufwachsen sehen, das hat alles meine Frau gemacht. Ich bin jetzt 55 Jahre alt und möchte ein paar schöne Sachen erleben.
Im Sommer 2023 haben Sie eine „Schmutzkampagne“ gegen sich öffentlich gemacht. Was war passiert?Ich habe Drohschreiben bekommen. Es wurden Gerüchte verbreitet über meine Familie und über mich, die nicht der Wahrheit entsprochen haben. Diese gab es während meiner ganzen Amtszeit. Wenn einer behauptet, ich hätte keinen Führerschein mehr, dann berührt mich das eigentlich nicht sonderlich. Man sieht ja, dass ich weiter mit dem Auto unterwegs bin. Auch wenn erzählt wird, es gebe Verhältnisse und uneheliche Kinder. Ich weiß ja, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Wenn das aber meine Frau oder die Kinder erfahren und sie oder auch Dritte, die einem nahestehen, selbst Gegenstand von Gerüchten werden, dann ist das verletzend.
Hätten Sie, im Nachhinein betrachtet, mehr auf Ihre Gegner zugehen sollen?Ich habe immer versucht, mit allen zu sprechen, offen zu sein. Ich bin auf meine Gegner zugegangen. Aber eine Aussprache war leider unmöglich. Ich rede immer mit jedem, aber irgendwann ist auch mal gut, dann muss man seine Konsequenz daraus ziehen.
Es gab Stimmen, die sagten, dass Sie die Gerüchte durch Ihre Pressemitteilung erst so richtig in die Öffentlichkeit gebracht haben.Ich bin zu einem Zeitpunkt damit an die Öffentlichkeit gegangen, in dem ich mir noch nicht ganz im Klaren war, ob ich noch mal antrete. Solche Gerüchte können Sie ernst nehmen oder nicht, aber wenn Sie die nicht kommentieren, dann werden sie in einem Wahlkampf zu einem Thema. Unabhängig von einer Wiederwahl würde ich einem Vorwurf immer möglichst transparent begegnen, eine Salamitaktik kommt für mich nicht infrage.
Wissen Sie, wer die Gerüchte gestreut hat?Nein, nicht genau, ich habe nur Vermutungen.
Haben Sie eine Anzeige gestellt?Ich bin Jurist, war bei der Staatsanwaltschaft, und ich weiß, wie lang so ein Verfahren dauert. Wir reden da über Beleidigungsdelikte, Verleumdungen. Diese Dinge werden eingestellt, selbst wenn es gegen einen Amtsträger geht.
Wäre eine Anzeige nicht ein Signal gewesen: Ich lasse mir das nicht bieten?Ich habe mir das lange überlegt, aber ich wollte nicht, dass das Thema in die Verlängerung geht. Das wäre mir zu sehr unter die Haut gegangen.
Auf was sind Sie stolz in Ihrer Amtszeit?Wir haben zwei Rathäuser saniert, wir haben viele Straßenbauprojekte umgesetzt, wir haben einen Kindergarten, eine Schule und ein Jugendzentrum gebaut. Den Umbau des Rathausplatzes haben wir leider bis jetzt nur angefangen. Der hätte schon fertig sein können, wenn nicht so viel dagegen geschossen worden wäre. Aber es sind noch viele andere Projekte umgesetzt worden, ob das jetzt im Wasserbereich oder Abwasserbereich ist, auf die man schon stolz sein kann. Damit bin ich in Anbetracht der Finanz- und Personalsituation, die wir haben, zufrieden.
Wie hat sich das Amt des Bürgermeisters verändert?Die Gestaltungsfunktion ist sehr zurückgegangen in den letzten Jahren. Der Respekt hat auch sehr stark nachgelassen. Man wird heute mehr als Repräsentant des Staates wahrgenommen.
Was werden Sie jetzt tun?Ich war vorher Rechtsanwalt und ich werde wieder als Jurist arbeiten.
Rathauschef Reinwald wehrt sich gegen Gerüchte
Im vergangenen Jahr hat Hans Reinwald, Oberbürgermeister von Leimen , Stellung zu den Vorwürfen gegen ihn genommen. So wies er in einer Mitteilung die Behauptung zurück, dass er ohne Führerschein gefahren war. Auch dass er Vater von Kindern seiner Sekretärinnen sei und eine Geliebte habe, sei falsch, so der dreifache Familienvater, der zuvor 13 Jahre lang Bürgermeister in Graben-Neudorf (Kreis Karlsruhe) war. Zudem sei die Behauptung unrichtig, dass seine Frau ihre Zulassung als Rechtsanwältin verloren habe.