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Stadtführungen: Heute zeigt das Handy die Sehenswürdigkeiten
Leinfelden-Echterdingen. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat ihren seit 2000 bestehenden historischen Pfad in Echterdingen um 360-Grad-Panoramen ergänzt. „An wichtigen Punkten im Stadtraum stehen Tafeln, die Wissenswertes zu Gebäuden, Personen oder Ereignissen vermitteln“, so Yvonne Arras, Leiterin des Stadtarchivs. Über QR-Codes lassen sich Texte und Rundumsichten abrufen. „So lassen sich Perspektiven und Blickwinkel zeigen, in Gebäude reinschauen, wo man sonst nicht hinkommt“, sagt Arras. Umgesetzt wurde die Ergänzung von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit. Kosten: rund 5000 Euro.
Erheblich mehr Mittel mussten für die App „Schauinsland barrierefrei“ aufgebracht werden, die im Juli an den Start ging. Mit rund 150 000 Euro Gesamtkosten rechnet Walter Kemkes, Leitung Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwarzwald. Zur digitalen Erschließung kommen bauliche Maßnahmen hinzu, um Menschen mit Einschränkungen den Schauinsland mit seiner Natur und Kultur erlebbar zu machen. Die App ist ein weiteres Element, um Bildung für nachhaltige Entwicklung im Unesco-Biosphärengebiet umzusetzen.
Drohnen-Videos für Menschen mit eingeschränkter Mobilität
Das Konzept für die barrierefreie Tour wurde mit Schülern der Esther-Weber-Schule in Emmendingen, einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, entwickelt. Dazu kamen Experten der PH und der Uni Freiburg, die die Themen konzeptuell und didaktisch aufbereiteten. Die App bietet Zugänge für Hörgeschädigte, in leichter Sprache wie auch Videos in Gebärdensprache. „Mithilfe der Videos von Drohnenflügen können mobilitätseingeschränkte Menschen nun zum Beispiel die Gänge des Museumsbergwerks Schauinsland erkunden“, erklärte Regierungsvizepräsident Klemens Ficht.
„Auch der Blick vom Schauinslandturm wird durch ein Drohnenvideo allen zugänglich gemacht.“ Das Angebot soll auch touristisch genutzt und beworben werden. „Das A und O solcher Projekte ist, die Perspektive der Betroffenen einzuholen, die muss man mitnehmen, um passgenaue Lösungen zu finden“, sagt Kemkes vom Biosphärengebiet.
Das ist auch der Ansatz in Blaubeuren. Dort gibt es seit vergangenem Monat den digitalen Stadtspaziergang „Blaubeuren erzählt“. „Wir wollen damit auch Besucher in die Stadt lenken und Besucherströme entzerren“, sagt Bernhard Rieger, Sachgebietsleiter Tourismus und Stadtmarketing. Denn bisher kennen Touristen hauptsächlich ein Ziel: den Blautopf.
Dass es daneben auch spannende Geschichten in der Kernstadt gibt, können Besucher nun via App entlang einer Wegmarkierung und QR-Codes an schon bestehenden Steinquadern erfahren. „Wir wollten auch Historisches in kurzweiliger Form und leichten Häppchen vermitteln“, so Rieger, „es sollte Qualität haben und dem Image entsprechen.“ Die Entscheidung für das eigene Format mit 15 Erzählern aus der Stadt fiel am Ende eines längeren Produktionsprozesses. „Wir haben geschaut, was es an Angeboten gibt, und das war oft sehr text- und bildlastig, da hat uns das Authentisch-Lokale gefehlt.“
Nun erzählen regionale Protagonisten die Geschichten zu Ereignissen oder Personen, die auch eine Verbindung zu der Person haben – oder sich selber darstellen wie der ehemalige Langstreckenstar Dieter Baumann. Angesprochen werden hauptsächlich Individualreisende.
„Jeder hat mittlerweile ein Handy dabei, wir schaffen einen Rundgang, an dem sich Menschen orientieren und jederzeit ein- oder aussteigen können“, so Rieger. „Wir haben mit dem digitalen Stadtrundgang ein flexibles Angebot geschaffen, können Stationen herausnehmen oder ergänzen“, meint Rieger. Rund 50 000 Euro hat der Tourismusverein Blaubeuren dafür investiert. Das Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit der Stadt erstellt, die den Content pflegt und die Vermarktung übernimmt und weiterführt.
Am Ende geht es um die passgenaue Lösung im Einzelfall
„Man muss sich umschauen, was man gut findet“, meint Rieger. „Aber man muss auch hinterfragen, haben wir etwas zu vermitteln, passt das Angebot zu unserer Stadt, wie sind wir digital aufgestellt? Das Schlussrezept für eine digitale Präsentation muss man am Ende selber mixen.“
Rhein-Neckar-Kreis setzt auf Augmented Reality
Entdeckungstouren in Vergangenheit und Verborgenes des Rhein-Neckar-Kreises bietet die neue Handy-App „Weitersehen“. Auf der Fahrradtour mit den Titel „Urneckar“ etwa werden mittels Augmented Reality zusätzliche Inhalte eingeblendet: die Figur eines Homo Heidelbergensis oder eine fiktive Forscherin, die Aufgaben stellt. Die Menschen sollten zwar ihr Smartphone nutzen, „aber sie sollen dabei auch in die Natur und Kultur unserer Region eintauchen“, erklären die Tourismusbeauftragte Beate Otto sowie Sylvie Rese, Leiterin des Weitersehen-Projekts, beide vom Rhein-Neckar-Kreis.