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Gendern wie die Niedersächsinnen – amtlich korrekt?
Während Markus Söder in Bayern das Gendern in Behörden verboten hat, prescht der Landkreis Rotenburg an der Wümme in Niedersachsen um Lichtjahre voraus. Dort heißt Landrat Marco Prietz (CDU) künftig Landrätin. Ein Amtsleiter, egal ob männlich oder weiblich, wird zur Amtsleiterin.
Die Behörde nutzt künftig, zumindest intern, konsequent die weibliche Form. Sternchen, Doppelpunkte oder Schrägstriche seien unleserlich, erklärt Prietz. „Deshalb haben wir uns auf eine Variante verständigt“, so der Landrat, der davon ausgeht, dass das „im Jahr 2024 alle männlichen Kollegen gut ertragen können“. Zudem würden für den Kreis überwiegend Frauen arbeiten.
Das Go müsste von den Männern ausgehen
Wenn es nach dem reinen Proporz geht, dann müssten Behörden im Südwesten mit der weiblichen Anrede nachziehen – schließlich sind Frauen in so mancher Verwaltung in der Überzahl, ebenso längst an den Verwaltungshochschulen.
Nur in den Spitzenämtern sind sie klar in der Minderheit: Von 35 Landräten gibt es in Baden-Württemberg bekanntlich zwei Landrätinnen und von den weit über 1000 Bürgermeistern sind rund zehn Prozent weiblich. Das Go für die radikale Form des Genderns müsste also, wie im Kreis Rotenburg, von den Männern ausgehen.
Mitarbeiterinnen auch auf dem Papier sichtbar machen
Warum ist hierzulande niemand auf die Idee gekommen? Vielleicht liegt es daran, dass ein Landrat in Niedersachsen von den Bürgern gewählt wird und das nur auf fünf Jahre – anders als im Südwesten, wo die Landräte vom Kreistag auf acht Jahre bestimmt werden.
Auch wenn der Christdemokrat Prietz sicher aus ganzer Überzeugung gehandelt hat, so hat ihn die Aktion bundesweit in die Schlagzeilen gebracht, was sicher nicht von Nachteil ist, wo doch im Kreis Rotenburg in gut zwei Jahren erneut gewählt wird. Vielleicht ist das Ganze bloß Ausdruck amtlicher Korrektheit, dass eine Behörde die Mehrzahl ihrer Mitarbeiterinnen auch auf dem Papier sichtbar macht?