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Eingekreist

Freund, Helfer, Bürgermeister – von Sheriffs im Rathaus

Eine Berufsgruppe sticht bei der Kampfkandidatur gegen Amtsinhaber hervor. Polizisten buhlen regelmäßig um den Chefsessel in den Rathäusern - oft mit Erfolg, wie ein aktuelles Beispiel in Haslach im Ortenaukreis zeigt. 

Ein Bundespolizist schafft den Sieg gegen den Amtsinhaber und damit den Sprung auf den Chefsessel im Haslacher Rathaus.

dpa/imageBROKER/Olaf Schulz)

„In Haslach, there‘s a new sheriff in town“, könnte man in Anlehnung an die historische Rede von US-Vizepräsident Vance sagen. Die Bürger der Stadt im Kinzigtal wählten Amtsinhaber Philipp Saar ab und hievten mit rund 60 Prozent den parteilosen Polizisten Armin Hansmann in Amt und Würden. Ein Paukenschlag – schließlich hatte Saar vor acht Jahren mit 91 Prozent gegen drei Konkurrenten gewonnen und hat als CDU-Fraktionsführer im Kreistag der Ortenau eine einflussreiche Position inne.

Hansmann reiht sich damit in die Gruppe von Polizisten ein, die den Sprung ins Rathaus schafften. In Pforzheim will CDU-Mann Peter Boch im Mai wiedergewählt werden, in Leimen amtiert der ehemalige Kriminalbeamte John Ehret – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Anspruch auf den Chefsessel im Rathaus zurückgezogen

Ein anderer Polizist hat indessen seinen Anspruch auf den Chefsessel im Rathaus von Alpirsbach zurückgezogen. Sven Christmann (parteilos) ließ am Freitag von seinem Anwalt mitteilen, dass er die Urteile des Verwaltungsgerichts Karlsruhe nicht anfechten wird. Das Gericht hatte die Annullierung der Bürgermeisterwahl durch das Landratsamt Freudenstadt bestätigt.

Christmann soll die Wähler mit Blick auf seine berufliche Situation getäuscht haben. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechlichkeit, weshalb er als Kriminalhauptkommissar freigestellt worden war – was er im Wahlkampf nur scheibchenweise preisgab.

Warum sind Polizisten beim Wahlvolk so beliebt?

Ob Haslach, Pforzheim oder Alpirsbach. Warum sind Polizisten beim Wahlvolk so beliebt? Vielleicht, weil die Bürger sich nach Sicherheit und Ordnung sehnen – oder weil sie wissen, dass auch bei der Polizei viel Verwaltungsarbeit anfällt. Zudem gehörten beide Jobs der Exekutiven an: Ein Rathauschef leitet die Gemeinde als Ortspolizeibehörde.

Doch mit dem Recht des Stärkeren kommt keiner weit. Ein Bürgermeister sollte ein „Freund und Helfer“ sein, statt nach dem „Freundchen-ich-helf‘-dir“-Prinzip zu regieren. Das unterscheidet die Kommunalpolitik in Baden-Württemberg dann doch eindeutig von der Machtpolitik in Washington.

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