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Fremdkapital kann bei der Finanzierung helfen
Stuttgart. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) hat in dieser Woche die Klimadaten der Landesanstalt für Umwelt für das Jahr 2023 vorgestellt. Sie spricht von Wetterextremen, die durch den Klimawandel gerade auch in Baden-Württemberg verursacht werden, von Hitze, von Dürre, von Überschwemmungen. Sie spricht von hohen Folgekosten, von der Anpassung an den Klimawandel und von der Notwendigkeit, den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren und bis 2040 klimaneutral zu werden.
Gerade der Gebäudesektor habe neben dem Verkehrsbereich noch längst nicht genug zur Senkung des CO 2 -Ausstoßes beigetragen, macht Walker deutlich. Beim energiepolitischen Forum „Kommunale Wärmeplanung – und jetzt?“ von KEA-BW und ZSW sagt sie, dass es Zeit werde, nicht nur darüber zu reden, sondern auf der Basis der Wärmeplanung nun gute Entscheidungen zu treffen und in die Umsetzung zu kommen.
KEA-BW und ZSW geben ersten Einblick in Wärmepläne
Und gute Beispiele gibt es bereits. So gibt es etwa in Mannheim ein großes Fernwärmenetz, das bis 2030 dekarbonisiert werden soll. Einen Beitrag dazu leistet eine große Flusswärmepumpe. Im Oberrheingraben soll vielerorts die Tiefengeothermie genutzt werden, die dort viel Wärme bringen kann, so Walker. In Freiburg soll ein Stadteil mit Bestandsgebäuden, zum Teil aus dem 19. Jahrhundert, künftig über ein Wärmenetz versorgt werden. Dazu wird die Abwärme eines großen Betriebs genutzt. Der Wärmeversorger will so attraktiv sein, dass die Bürger sich auch ohne Anschlusszwang für die Nahwärme entscheiden, sagt die energiepolitische Sprecherin der SPD, Gabi Rolland.
Ihr Kollege von der CDU, Raimund Haser, berichtet von einer kleinen Kommune aus seinem Wahlkreis ohne Stadtwerk, die bei einem Neubaugebiet jedes Grundstück gleich mit einem Bohrloch für Geothermie verkauft habe. Niemand müsse es nutzen, aber die Wahrscheinlichkeit von 100-Prozent Geothermienutzung dort sei groß.
In Schwäbisch Hall, so die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Jutta Niemann, gibt es einen Anschluss und Benutzungszwang für das Wärmenetz im Bestand.
Allerdings ist die Wärmewende nicht überall gut zu stemmen. Frank Bonath von der FDP berichtet aus seinem Wahlkreis in Villingen-Schwenningen von sechs Fokusgebieten. Jedoch in der übrigen Fläche sei unklar, wo die Wärmequellen herkommen sollen und auch wie die Wärmewende letztendlich finanziert werden soll. Ähnliche Erfahrungen hat auch Uwe Hellstern (FDP) aus dem ländlich geprägten Wahlkreis Freudenstadt. Er berichtet von hohen Kostensteigerungen bei geplanten Wärmenetzen, die deutlich über dem lägen, was die Bürger derzeit für Öl und Gas zahlten.
Noch viele Herausforderungen für Kommunen
Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA, und Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, haben sich einige Wärmepläne der 104 Kommunen angesehen, die bis Ende 2023 in Baden-Württemberg zur Wärmeplanung verpflichtet waren. Ihr Ergebnis: Die Bestands- und Potenzialerhebung ist weit überwiegend solide.
Um tatsächlich in die Umsetzung der Wärmepläne zu kommen, insbesondere zum Bau von Wärmenetzen, sehen Kienzlen und Staiß noch viele Herausforderungen für die Kommunen. Es geht um Finanzierung, Bürgerbeteiligung, Kommunikation, aber auch um Preise, Flächen für Wärmezentralen, Baukapazitäten, Genehmigungen und Personalressourcen. Es geht um technische Fragen und Betreiberfragen (siehe Staatsanzeiger vom 1. März 2024).
Doch es gibt auch bereits interessante Lösungsansätze. So berichtet Kienzlen etwa, dass sich in Heidelberg Bürger mit Geldanlagen und einer jährlichen Verzinsung an der Finanzierung von Wärmenetzen beteiligen. In Rheinstetten ist man bei der Kommunikation neue Weg gegangen und hat mit Boden-Graffitis und Plakaten für ein komplexes Nahwärmeprojekt geworben und die Bürger bei Bürgerversammlungen und über das Internet umfassend informiert.
Sorgen wegen geänderter Förderung bei Biogasanlagen
In der Diskussion mit den energiepolischen Sprechern wurden auch Probleme angesprochen: So etwa auch wenn es um Biogas geht. Denn durch Änderungen bei der Förderung besteht nun die Gefahr, dass Biogasanlagen nicht mehr weiterbetrieben werden – häufig sind sie jedoch bereits Energielieferanten für ein Wärmenetz oder sollen künftig an ein solches angeschlossen werden. Auch die Finanzierung von Wärmenetzen und die Gewinnung von Kapital war Thema in der Diskussion.