Die Wasenboje bietet einen sicheren Hafen
Stuttgart. Dumme Anmache, Belästigung, Bedrohung oder K.O.-Tropfen – eigentlich steht auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart fröhliches Feiern im Vordergrund. Doch oftmals ist der Wasen auch ein Raum für Situationen, die Unsicherheit oder Gefährdung bedeuten können. Ein Projekt der Kommunalen Kriminalprävention und der Abteilung für Chancengleichheit der Stadt Stuttgart will hier einen Ankerpunkt schaffen. Erstmals wurde auf dem Cannstatter Wasen die „Wasenboje“ eingerichtet. Sie dient als „Safer Space“, als sicherer Anlaufpunkt für Mädchen und Frauen sowie alle, die sich entsprechend identifizieren. Mitgetragen wird das Projekt vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart und weiteren Kooperationspartnern.
„Es ist ein niederschwelliges, zielgruppenspezifisches Angebot“, sagt die Chancengleichheitsbeauftragte Barbara Straub. Das Pilotprojekt läuft drei Jahre und wird über die Stadt finanziert: während des Wasens, des Frühlingsfestes oder auch während der Fußball-Europameisterschaft. Ziel ist die Verstetigung des Angebots.
Ein ähnliches Konzept gibt es auf dem Oktoberfest in München
Es gehe darum, die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden von Frauen und Mädchen auf dem Cannstatter Volksfest zu erhöhen, betonte auch Ordnungsbürgermeister Clemens Maier. „Dieser Safer Space ist eine Anlaufstelle für hilfesuchende Frauen und ein geschützter Ort, an dem Fachfrauen aus dem psychosozialen Bereich professionell auf die konkrete Situation der Mädchen und Frauen eingehen und sie bei den nächsten Schritten begleiten.“ Ein ähnliches Konzept wird schon seit zwanzig Jahren auf dem Oktoberfest in München umgesetzt.
Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, sieht in dem Pilotprojekt der Stadt für das Volksfest einen Mehrwert: Die Wasenboje biete „neben Polizei, Ordnungsdienst und Rotem Kreuz eine Anlaufstelle, die sich speziell an Mädchen und Frauen richtet und die schon bei kleineren Notsituationen weiterhilft“.
Das Projekt „Nachtboje“ soll ab Oktober beworben werden
Erfahrungen mit sicheren Anlaufstellen hat man in Stuttgart schon mit dem Projekt „Nachtboje“ gesammelt, das ab Oktober verstärkt beworben werden soll. Bars, Hotels oder Kioske der Nachtwirtschaft sind hier offene Anlaufstellen für Mädchen, Frauen oder andere vulnerable Personengruppen wie der LSBTTIQ-Community, wenn diese sich nachts in einer Situation unwohl oder unsicher fühlen. Eine psychosoziale Betreuung kann hier nicht geleistet werden, aber es werden Adressen und Telefonnummern vermittelt.
„Verbale und physische Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Thema – leider auch beim Feiern“, sagt Straub. In der aktuellen Pilotphase schaffe man mit der Wasenboje daher zunächst ein exklusives Angebot für Mädchen und Frauen. „Mittelfristig können wir uns auch Safer Spaces für andere vulnerable Gruppen vorstellen“, so Straub.