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Deutschlandticket: Kommunen und Kreise locken Mitarbeiter mit Freifahrtschein

Die Einführung des Deutschlandtickets ist für Kommunen und Landkreise zum wichtigen Instrument in Sachen Mitarbeitergewinnung geworden. Die Verwaltungen überbieten sich derzeit gegenseitig, wenn es um Ticket-Vergünstigungen für ihre Mitarbeiter geht. In nicht wenigen Fällen wird aus dem Ticket ein deutschlandweiter Freifahrtschein.
Deutschlandticket

Das Deutschlandticket soll Anreiz zur Verkehrswende sein. Arbeitgeber nutzen es zur Mitarbeiterwerbung.

dpa/ Panama Pictures/Dwi Anoraganingrum)

KÜNZELSAU. Es gilt überall im Nahverkehr und deshalb sollen Millionen Menschen Nutzer des Deutschlandtickets werden. Dazu werden viele Beschäftigte in den Stadt- und Landkreisverwaltungen gehören. Sie profitieren von besonders günstigen Angeboten ihrer Arbeitgeber, die von den Gemeinderäten und Kreistagen im ganzen Bundesland beschlossen werden.

Eine politische Diskussion darüber gibt es meist nicht. Zu verlockend ist es, sich über das Deutschlandticket von anderen Kommunen und Landkreisen als Arbeitgeber abzuheben und potenzielle Bewerber in die eigene Verwaltung zu holen. Dafür greifen Kommunen und Landkreise teilweise tief in die Tasche, nutzen dafür aber selbst einen Rabatt.

Gesetzliche Regelung vergünstigt Deutschlandticket

Der Preis für das Deutschlandticket von 49 Euro verringert sich bei der Nutzung als Jobticket. Behörden oder Unternehmen können eine Regelung nutzen, wonach sie einen fünfprozentigen Rabatt auf das Ticket erhalten. Voraussetzung ist, dass sie ihren Mitarbeitern einen Mindestzuschuss von 25 Prozent auf den reduzierten Ausgabepreis gewähren. Wer diese Vorgabe erfüllt, kann das Deutschlandticket als Jobticket seinen Mitarbeitern für 34,30 Euro anbieten. Die meisten kommunalen Jobticket-Anbieter in Baden-Württemberg gehen aber noch deutlich darüber hinaus.

Mehr Mitarbeiter werden Angebot nutzen

Vor wenigen Tagen hat der Kreistag im Hohenlohekreis beschlossen, das Deutschlandticket als Jobticket anzubieten. Für die Beschäftigten übernimmt der Kreis etwas mehr als 80 Prozent des Preises von 49 Euro.

Die Mitarbeiter müssen monatlich noch neun Euro übernommen. Auszubildende, Studierende und Freiwilligendienstleistende erhalten das Ticket kostenfrei. Ausgenommen sind Beschäftigte in Elternzeit, Beurlaubung und in Freiphasen der Altersteilzeit. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass sich die Zahl der Nutzer von 100 auf 150 Personen erhöht. Das wären dann Aufwendungen in Höhe von rund 72 000 Euro pro Jahr für den Landkreis. Ein faktisches Neun-Euro-Ticket – so haben es auch die Gemeinderäte in Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) und Esslingen beschlossen. Dort geht man davon aus, dass etwa die Hälfte der Mitarbeiter dass Angebot annimmt. Das sind pro Jahr rund 40 000 Euro an Aufwendungen. Nur fünf Euro pro Monat müssen Beschäftigte der Stadt Heilbronn noch bezahlen, den Rest übernimmt die Stadt.

Das schlägt im Haushalt mit 1,2 Millionen Euro pro Jahr zu Buche. 6,50 Euro – das ist der Preis, der in Ravensburg gezahlt wird. Möglich ist das durch die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Bodensee Oberschwaben. „Damit wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen, die Mobilitätswende für mehr Klimaschutz unterstützen“, teilt ein Sprecher mit.

In Neckarsulm (Kreis Heilbronn) beträgt der Zuschuss für Mitarbeiter sogar 100 Prozent. Auch Böblingen übernimmt sämtliche Kosten für das Deutschlandticket von Mitarbeitern. Wegen der Gleichbehandlung übernimmt die Stadt zusätzlich Ticketkosten in Höhe bis zu 49 Euro, die bei Autofahrten zur Arbeit oder wieder nach Hause anfallen.

Fahrtkostenzuschüsse steigen teils sprunghaft an

Weniger attraktiv gestaltet Baden-Baden das Deutschlandticket. Es bezuschusst es jeweils zur Hälfte. Dort will auch Göppingen hin, so ein Sprecher. Bisher übernimmt die Stadt ein Viertel der Kosten. Ende Juni soll der Gemeinderat darüber entscheiden, was die Kommune rund 100 000 Euro im Jahr kosten könnte. Beim bisherigen Jobticket subventionierte Göppingen etwa 6000 Euro.

Noch 2023 wird es in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) eine Entscheidung über das Deutschlandticket geben. Die Einführung des Deutschlandtickets als Jobticket prüft auch Friedrichshafen (Bodenseekreis). „Grundsätzlich ist das Deutschlandticket für uns als Arbeitgeberin ein geeignetes Instrument, die Mitarbeitergewinnung und -bindung weiterhin positiv zu fördern“, sagt eine Sprecherin. Anders macht es Talheim (Kreis Heilbronn). Dort könnte das Deutschlandticket künftig eine Rolle spielen. Schon eingeführt wurde aber zu Jahresbeginn das Job-Bike als Förderung beim Radleasing.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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