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Wiederverwertung unbelasteter Böden

Den Deponien der Landkreise geht der Erdaushub aus

Die neue Deponieverordnung ist mindestens das Aus für den Ausbau von Deponien im Bereich der Klasse null, den Deponien also für die Entsorgung von unbelasteten Böden. Einige Kreise haben geplante Erweiterungen gestoppt. Andere lassen erst einmal alles so wie es ist. Gleichzeitig könnte die Verordnung auch neue Möglichkeiten eröffnen.  

Wohin mit dem Erdreich? Immer weniger Abraum geht auf Deponien.

imago images/Shotshop)

Karlsruhe/Stuttgart. Seit dem 1. Januar muss Boden, der auf Baustellen ausgehoben wurde und nicht verunreinigt ist, an anderer Stelle wiederverwertet werden. Die Deponieverordnung regelt, dass Deponien solchen Aushub nicht mehr annehmen und lagern dürfen (siehe Infokasten). Die neuen Vorgaben zeigen Wirkung: Der Kreistag im Kreis Karlsruhe hat kürzlich beschlossen, die geplante und schon beschlossene Erweiterung einer Deponie zurückzunehmen. Zusätzlich sollen Abschnitte stillgelegt werden. Gleichzeitig soll die Kreisverwaltung dem Beschluss zufolge prüfen, wie der Aushub am Standort der heutigen Deponie angenommen und direkt umgeschlagen werden könnte.

Verwertung von Erdaushub hat Vorrang vor der Deponierung

Abgelagert werden darf unbelasteter Bodenaushub auf einer Deponie seit Jahresbeginn nur noch dann, wenn die Verwertung „technisch nicht möglich oder wirtschaftlich unzumutbar ist“, heißt es in einem Rundschreiben des Landkreistags an seine Mitglieder zur neuen Verordnung. Das trifft in der Regel lediglich auf kleine Mengen aus Privathaushalten zu, die für die Verwertung mengenmäßig nicht relevant sind und weiter auf der Deponie untergebracht werden können. Dennoch bleibe ein Bedarf an Deponiekapazitäten bestehen, bis die Maßnahmen der Kreise greifen würden, um die Verordnung vollumfänglich und wirksam umzusetzen, betont Landkreistags-Dezernentin Luisa Pauge. Man sehe das faktische Deponierungsverbot deshalb kritisch.

Kreisverwaltung überlegt Umschlagplatz für Bodenaushub

Im Landkreis Karlsruhe wird der größte Teil des unbelasteten Bodenaushubs schon wiederverwertet. Lediglich etwa 15 bis 20 Prozent werden auf sechs gemeindeeigenen Deponien entsorgt. Der Kreis betreibt zudem eine eigene Deponie dafür, um Bodenaushub aus Karlsbad, Waldbronn und Ettlingen zu entsorgen.  Bis zum Jahr 2026 können noch rund 55 000 Kubikmeter im Abschnitt der Deponie entsorgt werden, der weiter betrieben wird. Auf den beiden anderen Abschnitten ist die mögliche Endhöhe erreicht. Deshalb wurde die Erweiterung beschlossen, zu der es jetzt nicht mehr kommen wird. Die Kreisverwaltung untersucht nun laut Beschluss, „ob am Standort ein Umschlagplatz für Bodenaushub und ein wirtschaftliches Angebot zur Verwertung dessen geschaffen werden kann“. Dies habe zum Ziel, ein Angebot zur Abgabe von verwertbarem unbelastetem Bodenaushub aufrecht zu erhalten.

Ostalbkreis plant Bodentauschbörse

Ähnlich reagiert man auch im Ostalbkreis . Dort sei man gerade mit den Bauinnungen dabei, eine Bodentauschbörse einzurichten, teilt eine Sprecherin mit. Damit wolle man eine zielgerichtete Bodenverwertung organisieren. Deponien zu schließen, sei aktuell nicht angedacht, da diese vor allem für Bauschutt genutzt würden. Das gilt auch für den Landkreis Calw, allerdings gebe es auch keine Pläne für Erweiterungen, antwortet die Pressestelle.

Neue Deponien entstehen kaum noch

Dies sei aufgrund der Deponieverordnung nicht gerechtfertigt. Im Kreis Freudenstadt rechnet man mit einer längeren Laufzeit der Deponien, da über die Jahre weniger Aushub abgelagert werde, betont ein Sprecher. Neue Deponien würden künftig kaum noch entstehen, da sie in der Regel nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden könnten.

Jagsthausener Deponie schließt bald

Die Deponie in Jagsthausen, betrieben vom Landkreis Heilbronn , wird zum 30. Juni dieses Jahres geschlossen. Sie ist nahezu verfüllt mit Aushub. Zwar stünde ein noch nicht ausgebauter Abschnitt zur Verfügung. Darauf wird nun aber verzichtet. Das zuständige Regierungspräsidium würde aufgrund der Verordnung sowieso keine Genehmigung mehr erteilen, betont eine Sprecherin. Auch finanziell sei ein Ausbau sinnlos, weil die Vorgaben für Betrieb, Stilllegung und Nachsorge hoch seien, bei gleichzeitig niedrigem Umfang an Bodenaushub. Die hohen Kosten müssten dann über Gebühren finanziert werden.

Unbelastete Erde soll Kiesabbaustätten verfüllen

Im Kreis Biberach ist die Struktur ganz anders. Dort gibt es rund 60 kleinere und 30 größere Kiesabbaustätten, die mit Bodenaushub verfüllt werden. Dies sei als Verwertung zu verstehen und nicht als Deponierung, teilt die Pressestelle mit. Aufgrund der hohen Anzahl an Abbaustätten und der stark vorhandenen Nachfrage nach Kies und Sand werde auch weiterhin großer Bedarf für unbelasteten Erdaushub bestehen.

Dauerhafter Bedarf im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald

Von weniger Aushub, der anfällt, aber dennoch einem „dauerhaften Bedarf“ für die Beseitigung des Aushubs geht die Abfallwirtschaft Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald aus. Deshalb seien keine Schließungen geplant und auch die bereits begonnen Genehmigungsverfahren würden nicht zurückgenommen.

Schwerpunkt im Kreis Ludwigsburg

Nach Angaben des Statistischen Landesamts fielen im Jahr 2022 in Baden-Württemberg jährlich 27,4 Millionen Tonnen an unbelastetem Boden und Steine an. Das ist ein Viertel des bundesweiten Aufkommens. Um diese Menge zu transportieren, seien mehr als eine Million Lkw-Fahrten mit je 26 Tonnen an Ladung notwendig gewesen. Auf den Deponien gelandet sind faktisch 5,8 Millionen Tonnen, die keiner Verwertung zugeführt werden konnten. Der größte Teil landete in Kies- und Sandgruben. Mit zwei Millionen Tonnen Aushub wurde im Kreis Ludwigsburg die größte Menge an Boden entsorgt.

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