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Czisch und Ansbacher buhlen für Stichwahl um die grüne Wählerschaft

Die OB-Wahl in Ulm geht in die zweite Runde. CDU-Amtsinhaber Gunter Czisch muss sich mit SPD-Herausforderer Martin Ansbacher der Stichwahl stellen. Von einem Durchmarsch wie vor acht Jahren kann für den OB keine Rede sein. Zusätzlich bleibt unklar, was aus den Wählern der Grünen-Kandidatin Lena Schwelling wird.

In Ulm wurde der Oberbürgermeister gewählt. Da keiner der Bewerber die absolute Mehrheit erhielt, kommt es bald zu einer Stichwahl zwischen Gunter Czisch (links, CDU), dem amtierenden Oberbürgermeister von Ulm, und Martin Ansbacher (SPD).

Stefan Puchner)

Ulm. Seit Sonntag steht fest, dass der Oberbürgermeister von Ulm in den kommenden acht Jahren entweder Gunter Czisch oder Martin Ansbacher heißen wird. Die von manchen erwartete absolute Mehrheit für den Amtsinhaber ist mit Czischs 43-Prozent-Ergebnis ausgeblieben. Das neue Wahlrecht sieht nun eine Stichwahl zwischen ihm und Ansbacher vor. Diese findet am 17. Dezember statt. Entscheidend ist, wem die Wähler der drittplatzierten Lena Schwelling folgen werden. Nichts mit dem Wahlausgang hatten die unabhängigen Kandidaten Thomas Treuler (3,78 Prozent) und Querdenker Daniel Langhans (2,62 Prozent) zu tun.

Die grüne Landesvorsitzende hat keine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten abgegeben. Stattdessen rät sie ihren Wählern, anhand von Themen zu entscheiden. Bürokratieabbau und digitale Verwaltung, moderne Mobilität, erneuerbare Energien, die Transformation der Wirtschaft, Grün in der Stadt sowie Quartierstreffs und Sozialraumorientierung sollten nach Schwellings Vorschlag Wahlprüfsteine für die Entscheidung über den neuen oder bisherigen Oberbürgermeister sein.

Kein Kandidat hat eine Empfehlung der Drittplatzierten erhalten

Damit konnte keiner der beiden Kandidaten Schwelling für eine klare Empfehlung gewinnen, obwohl es offenbar Gespräche in diese Richtung gab. Herausforderer Ansbacher betont, dass seine Positionen denen Schwellings in vielen Aspekten ähnlich liegen. Gerade bei der Ansprache von Themen, die junge Wähler interessieren und um die sich Schwelling im Wahlkampf besonders bemüht hatte, sieht sich der SPD-Kreis- und Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat weiterhin verpflichtet.

Ähnliches reklamiert allerdings auch OB Czisch jetzt für sich. Er sieht sich bei vielen ökologischen, Verkehrs- und Transformationsthemen gar nicht so weit von der grünen Linie entfernt. Viele Themen habe er bereits in den vergangenen acht Jahren bearbeitet. Schwellings Wähler seien bei ihm sehr gut aufgehoben.

Für Ansbacher und Czisch hat am Sonntag nun der Endspurt begonnen. Alles geben – diese Selbstverpflichtung hört man von beiden Kandidaten. Das heißt für beide auch, dass sie die eigene Klientel nicht vergessen. Czisch betont, dass er mit seinen Themen schon 43 Prozent der Wählerschaft mobilisieren konnte. Ansbacher will seinen Themen treu bleiben, auch um seine Wählerbasis weiter zu festigen, die in der ersten Runde bei knapp 30 Prozent lag.

Drittplatzierte ist ausgeschlossen von der Stichwahl in Ulm

All diese Fragen stellen sich Lena Schwelling seit Sonntag nicht mehr. Sie ist aufgrund des neuen Wahlrechts als Drittplatzierte mit knapp 21 Prozent Stimmanteil von der Stichwahl am dritten Advent ausgeschlossen. Geknickt wirkt sie deshalb nicht: „Unser 20-Prozent-Ergebnis braucht uns nicht peinlich zu sein“, sagt Schwelling, wenngleich sie selbstverständlich auf mehr gewettet hätte.

Der 31-Jährigen ist bewusst, dass sie dicke Bretter bohrt. Die Grünen tun sich schwer, Oberbürgermeisterämter in Südwest-Rathäusern zu gewinnen, gerade wenn ihnen der politische Wind von Berlin aus ins Gesicht weht. Auch entspricht eine junge Frau dem Bild, das sich viele von einem Rathauschef machen, wohl nicht. Allerdings weiß Schwelling seit dem Public-Management-Studium, dass Frauen oft auf Chefposten in den Rathäusern fehlen, weil sie gar nicht kandidieren – anders als die Grüne.

Schwelling denkt schon an die nächste Kandidatur in Ulm

Folgen fürs Parteiamt sieht Schwelling nicht. Mit der Möglichkeit, die Ulmer Wahl zu verlieren, hat sie die Partei bereits bei ihrer Kandidatur als Co-Parteivorsitzende neben Pascal Haggenmüller vertraut gemacht. Trotzdem wurde sie ins Spitzenamt gewählt. Außerdem komme ihr jetzt ihre Jugend zugute. Denn in acht Jahren könnte die überzeugte Ulmerin wieder für den Chefposten im Rathaus ihrer Heimatstadt kandidieren.

Leitartikel Seite 2.

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