Auch Kommunen wollen das KI-Tool F13 bald nutzen
Stuttgart. Von einem unscheinbaren Bürogebäude in bester Stuttgarter Lage aus startet die Landesverwaltung in das Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Die Software F13 wurde hier im InnoLab der Landesregierung erdacht und mit Partnern aus der Wirtschaft entwickelt. Seit September wird das Tool nach und nach in den Ministerien eingesetzt.
„Es geht um die kleinen Gewinne“, betont Projektleiter Johannes Ast, Referent im Staatsministerium, etwas bescheiden, auch weil er weiß, welche Erwartungen mit künstlicher Intelligenz verbunden sind.
Prototyp konnte hohen Ansprüchen noch nicht gerecht werden
Der Boom rund um ChatGPT vor rund zwei Jahren fiel in die F13-Pilotphase als der Prototyp des Heidelberger Unternehmens Aleph Alpha in Ministerien getestet wurde. Mit dem Erfolg des US-Unternehmens Open AI schossen die Erwartungen an KI weltweit in die Höhe. Es waren Ansprüche, denen der damalige Prototyp noch nicht gerecht werden konnte.
Ast spricht deshalb auch von „Erwartungsmanagement“ und betont die Anforderungen der Verwaltung an KI. Denn Rechtsdokumente zusammenfassen und die wichtigsten Punkte etwa „in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung“ zu erkennen, könnte auch ChatGPT Probleme bereiten. Immerhin: Nach der Testphase sagten 70 Prozent der Befragten, dass KI-Anwendungen sie bei ihren Aufgaben unterstützen können.
Für den Start in den Ministerien wurde F13 überarbeitet und hat nun vier Funktionen. Die Mitarbeiter können in Pressemitteilungen der Regierung, Landtagsanträgen sowie eigenen Dokumenten recherchieren und Fragen dazu stellen. Als weitere Aufgabe fasst die Software von Aleph Alpha Texte unterschiedlicher Sprachen zusammen. Und zudem macht F13 per Klick aus einem Word-Dokument eine Kabinettsvorlage.
Kein maschinell erstellter Text darf ungeprüft in die Landesverwaltung
Den F13-Chat, die Funktion die ChatGPT bekannt gemacht hat, bezeichnet Ast als „weißes Papier“. Auf Basis einer E-Mail könne man sich für eine Rede inspirieren lassen oder sich einen Text gliedern lassen, das spare Zeit. „Es geht um die kleinen Gewinne, nicht darum, sich eine komplette Präsentation schreiben zu lassen“, sagt er. Zur Auswahl steht dafür das Aleph-Alpha-Sprachmodell und das des französischen Unternehmens Mistral. Aber: Beim Chatten könne es vorkommen, dass das Programm Dinge erfindet, weil ihm nötige Informationen fehlten. „Was das InnoLab ist, kann diese Funktion nicht wissen“, sagt Ast und macht den Test. Die Frage beantwortet die Mistral-KI dann zumindest teilweise richtig. „Den Anwendern muss klar sein, was faktenbasiert und was ausgedacht ist.“ Eine Herausforderung im Umgang mit KI, dafür gebe es Schulungen.
Die übrigen F13-Funktionen würden auch die Quellen angeben, betont Ast. So könnten die Nutzer überprüfen, ob das Ergebnis stimmt. Denn KI soll die Arbeit ergänzen, nicht ersetzen: Kein maschinell erstellter Text darf ungeprüft in die Landesverwaltung in den Umlauf kommen. Immer muss ein Mensch draufschauen und diesen anpassen.
Allerdings können die Angebote kommerzieller Nutzer die meisten dieser Funktionen ebenso erfüllen. Diesen Wildwuchs soll F13 jedoch verhindern. Ast betont, dass die Software ausschließlich auf Servern des Landes laufe und somit datenschutzkonform sei und vertrauliche Inhalte bearbeiten könne. Das sei auch der Grund, warum F13 eben nicht ChatGPT beinhalte.
Staatsministerium stellt Quellcode bis Ende des Jahres bereit
Für den Projektleiter ist der Rollout von F13 erst der Anfang, die Funktionen würden stets verbessert und erweitert. Ast geht davon aus, dass KI in einigen Jahren in fast allen Fachverfahren der Verwaltung zum Einsatz komme. „Wir wollen nicht abhängig von Anbietern aus dem Ausland sein.“ Von KI erhoffen sich zudem viele Experten, dass es gerade bei einfacheren Aufgaben die Lücke durch fehlende Fachkräfte zumindest etwas kleiner werden lässt.
Das Team sei mit mehreren Bundesländern im Austausch, die Interesse an F13 haben, so Ast. Doch nicht nur Baden-Württemberg arbeitet an einem KI-Tool für die Verwaltung.
Zumindest im Land könnte F13 mit einem Schlag viele weitere Abnehmer bekommen, wenn das Programm auch in Kommunalverwaltungen laufen würde. Sowohl Städtetag als auch Gemeindetag betonen das große Interesse der Rathäuser. Theoretisch möglich wäre das laut Staatsministerium, bis Ende des Jahres soll der Quellcode Open Source bereitstehen.
Praktisch müssten die Kommunen F13 selbst mit eigener Hardware betreiben. Vom kommunalen IT-Dienstleister Komm.One gibt es dafür positive Signale „Die Kommunen können die von ihnen benötigte Hardware bedarfsgerecht über die Komm.One beziehen“, sagt ein Sprecher und betont: Wann F13 in einer Verwaltung vor Ort eingesetzt würden aber die Städte und Gemeinden entscheiden. Die Komm.One begrüße das Angebot des Landes und prüfe über das Bereitstellen von Hardware hinaus, ob und wie sie die Kommunen bei der Nutzung von F13 unterstützen kann.