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Serie: Kommunalwahl

1000 Wahlhelfer im Einsatz für die Demokratie

Ohne Wahlhelfer könnten keine Wahlen stattfinden: Sie sind diejenigen, die zuerst im Wahllokal das grundgesetzlich verbriefte Recht auf eine geheime Wahl umsetzen und später dafür sorgen, dass bei der Auszählung keine Stimme vergessen wird, wie das Beispiel Karlsruhe zeigt.

Landesweit garantieren am 9. Juni 80 000 Personen den Ablauf der Kommunal- und Europawahlen.

dpa/Uwe Anspach)

Karlsruhe. Die Idee hatte Selma John gar nicht selbst. Eine gute Freundin hatte die 17-jährige Karlsruherin darauf angesprochen, ob sie bei den anstehenden Kommunal- und Europawahlen als Wahlhelferin dabei sein wolle. Gemeinsam mit fünf anderen Freunden bewarb sie sich bei der Stadt Karlsruhe für das Ehrenamt.

Vor einigen Tagen kam nun die Zusage per Brief von der Stadtverwaltung: Selma John wird zum ersten Mal Wahlhelferin in der Fächerstadt sein. Neben vielen langjährigen Wahlhelfern und zahlreichen Beschäftigten der Verwaltung wird sie mithelfen, die beiden Wahlvorgänge abzuwickeln.

In den Wahllokalen braucht es einige Beisitzer

In Baden-Württemberg braucht es für ein ordnungsgemäßes Durchführen der beiden Urnengänge am 9. Juni rund 80 000 Personen. Das ist ein Vielfaches der Anzahl an Kandidaten für die Kommunalwahl. Im demokratischen Rechtsstaat sind Wahlen das höchste Gut und deshalb stellt den enormen Personal- und Kostenaufwand niemand infrage. Kostenintensiv ist der Einsatz deshalb, weil jeder Wahlhelfer eine Entschädigung erhält.

In Karlsruhe sind es für einen Beisitzer im Wahllokal beispielsweise 50 Euro. Städtische Beschäftigte können zwischen der Entschädigung und einem freien Tag wählen. In manchen Orten war es schwierig, die nötige Anzahl an Wahlhelfer zu finden. Das ist nicht unbedingt nur ein Proble m in großen Städten.

Selma John wird eine Beisitzerin sein 

In Karlsruhe sind es rund 1000 Ehrenamtliche, und auch hier gab es mehrere interne Aufrufe innerhalb der Verwaltung und der kommunalen Gesellschaften, man solle sich doch bitte als Wahlhelfer engagieren. Flankiert wurde dies von öffentlichen Aufrufen. Neben dem Wahlvorsteher gibt es die vielen Beisitzer, die Stimmzettel ausgeben, die Wahlberechtigung prüfen, die Urne für den Einwurf des Stimmzettels freigeben oder – nach dem Schließen der Wahllokale um 18 Uhr – bei der Auszählung helfen.

Selma John wird eine dieser Beisitzerinnen sein. Sie wird in der städtischen Gartenhalle eingesetzt – das ist in Karlsruhe so etwas wie das „Auszählzentrum“. Der wachsende Anteil an Briefwählerstimmen wird hier ausgewertet. Ob sie das für die Kommunal- oder Europawahl machen wird, weiß sie noch gar nicht. „Im Benachrichtigungsbrief stand dazu nichts Genaueres, aber ich denke mal, das bekommt man vor Ort erklärt.“

„Ich mache mir schon Sorgen“

Überhaupt ist für sie wichtig, den demokratischen Wahlvorgang in irgendeiner Form zu unterstützen. Und damit gleichzeitig auch für die Demokratie einzustehen, die im Grundgesetz unverrückbar verankert ist und aktuell dennoch verletzlich und gefährdet scheint.

Das spürt auch die 17-jährige Abiturientin: „Ich mache mir schon Sorgen“, betont sie. Im Freundeskreis seien antidemokratische Tendenzen, wie sie beispielsweise die AfD vertritt, ein Thema. Vor allem das Treffen in Potsdam, das vom Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt wurde, hat Wellen geschlagen. Sie selbst engagiert sich unter anderem auf Fridays-for-Future-Demonstrationen für den Klimaschutz.

In vielen Ländern verdienen „Wahlen“ den Namen nicht mehr

Genau wegen jener antidemokratischen Tendenzen hält Selma John Wahlen für ein wichtiges Wesensmerkmal der Demokratie. „Ich finde es wichtig, seine Meinung miteinzubringen und sein Wahlrecht zu nutzen. Viele Menschen an anderen Orten auf der Welt können das nicht“, erinnert sie an die zahlreichen Länder mit mindestens autokratischen Tendenzen und „Wahlen“, die unter rechtsstaatlichen Bedingungen den Namen nicht mehr verdienen.

Über die große Weltpolitik informiert sich Selma John beispielsweise über die Tagesschau-App. „Es bleibt aber oft bei den Überschriften. Ich würde aber bei vielen Themen gerne tiefer einsteigen.“ Sogar noch etwas weiter weg ist die Kommunalpolitik. Das könnte sich spätestens am 9. Juni ändern.

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