Kann man als Landrat den VfB Stuttgart führen?
Stuttgart. Wer erinnert sich nicht an den CDU-Politiker und Lebemann Gerhard Mayer-Vorfelder? Unter seiner Ägide wurde der VfB Stuttgart 1992 Deutscher Meister. Daran erinnerte der VfB-Fan und grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann diese Woche.
Ob dem CDU-Politiker und Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier dies auch gelingt? Eigentlich sollte er nur Feuerwehrmann spielen im zerstrittenen Führungsgremium um den abgewählten Präsidenten Claus Voigt. Nachdem er die Wogen souverän geglättet hatte, wurde er gebeten, das dauerhaft zu machen. Auch er findet daran Gefallen. Damit es gelingt, werden die hauptamtlichen Strukturen in der Geschäftsstelle verstärkt.
Wie kam es dazu?
„Anfang August dieses Jahres wurde ich vom Vereinsbeirat des VfB Stuttgart gefragt, ob ich interimsweise das Amt des Vereinspräsidenten übernehmen möchte“, erzählt Allgaier. Er habe sich entschieden, diese Aufgabe im Ehrenamt anzutreten und dieses bis zur nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart auszufüllen.
Das lag nahe, sagt der Ludwigsburger Landrat: „Ich engagiere mich schon seit vielen Jahren für den VfB Stuttgart und möchte dem Verein in dieser entscheidenden Phase Stabilität und Kontinuität gewährleisten.“ Dabei lag und sei der Hauptaugenmerkt weiterhin auf meinen Aufgaben als Landrat des Landkreises Ludwigsburg gelegen.
Ein Interviewe
Ist Ehrenamt VfB-Präsident mit dem des Landrats vereinbar?
„Bis vor kurzem habe ich ausgeschlossen, nach meiner Zeit als Interimspräsident beim VfB eine Kandidatur als gewählter Präsident anzustreben, weil sich die beiden Ämter als Landrat und Präsident auf Dauer nicht parallel ausführen lassen“, gibt Allgaier zu. Doch nun hat habe die Situation verändert, weshalb er sich um das Präsidentenamt bewerben werde.
„Zur Weiterentwicklung des Vereins ist – losgelöst von meiner Person – eine grundsätzliche Lösung angedacht“, sgt er. Die operativen Aufgaben im e.V. sollen neu strukturiert werden, was zu einer Entlastung des Präsidenten und des Präsidiums führen wird.
Die finale Entscheidung dazu liegt in den Händen des in der Mitgliederversammlung 2025 zu wählenden Präsidiums. Allgaier: „Mit dieser Lösung wird es künftig möglich sein, ein Ehrenamt beim Verein innezuhaben und parallel einem Vollzeitjob mit großer Verantwortung nachzugehen.“
Der erste Konflikt mit Porsche ist schon da
Und schon hat er den ersten Konflikt am Hals: Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke drängte erfolgreich darauf, sein Aufrücken in den engeren Führungszirkel schneller als von Allgaier gewünscht zu beschließen. Das zeigt schon: Der Job als VfB-Präsident ist nicht ohne.
OB Jürgen Kessing ist Leichtathletikfunktionär
Auch der Bietigheim-Bissinger OB Jürgen Kessing (SPD) hatte acht Jahre lang eine Doppelbelastung. Er war Präsident des Deutschen Leichtathletikverbands. Und musste eine schwierige Strukturreform angehen, an der viele Vorgänger gescheitert sind. Auch hier wurde die Geschäftsführung verändert, damit das möglich ist.
„Die Stadt hat von den Kontakten profitiert“, sagt der 67-Jährige, so richtete sie etwa die Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft aus. Nun hat er das Ehrenamt abgegeben, aber nur, um dafür auf europäischer Ebene im Verbund von 50 Leichtathletikverbänden eine wichtige Aufgabe zu übernehmen.
Jörg Albrecht hört als OB auf und wird Präsident der TSG 1899 Hoffenheim
Etwas anders gelöst hat die Sache Jörg Albrecht: Er legte sein Amt als Oberbürgermeister der Stadt Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) im August vorzeitig nieder. Schnell war klar, dass der 56-Jährige Vorsitzender der Initiative der Dietmar-Hopp-Stiftung „Anpfiff ins Leben“ wird.
Doch dann kam offensichtlich ein weiteres Angebot hinzu. Im September wurde der Diplom-Verwaltungswirt zum ehrenamtlichen Vorsitzenden der TSG Hoffenheim gewählt.
Der Mäzen Dietmar Hopp hatte seinen ehemaligen Jugendclub in Sinsheim bekanntlich mit viel Geld unterstützt, sodass der einstige Dorfverein inzwischen festes Mitglied in der Ersten Fußball-Bundesliga ist.
Doch die Personalie Albrecht war unter den Fans nicht unumstritten. Bei der Mitgliederversammlung im September quittierten Einige die Wahl Albrechts mit Buhrufen. Die Unterstützer des Gegenkandidaten unterstellen dem Verwaltungsprofi eine zu große Nähe zu Hopp.
Albrecht hat bislang keinen Hehl daraus gemacht, dass er auch als OB gut mit dem SAP-Mitgründer zusammengearbeitet habe. Kein leichter Job also, zumal die TSG derzeit sportlich schwächelt.