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Kolumne: Florian Zejewski

Im Namen der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist ein Buzzword der Gegenwart. Selbstverständlich fühlt sich auch die Verwaltung diesem Ziel verpflichtet. Doch lauern Tücken bei der Umsetzung - und das fängt schon mit den unvermeidlichen Arbeitsgruppen dazu an. 

"Verwaltungspunk" Florian Zejewski beschäftigt sich diese Woche in seiner Kolumne mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Privat)

Montagmorgen. Die Kaffeemaschine läuft und im Rathaus herrscht die übliche Trägheit, nur von der Geschwindigkeit einer ausgedruckten E-Mail übertroffen. Die Bürgermeisterin verkündet der Belegschaft feierlich: „Wir müssen nachhaltiger werden und innovative Prozesse einführen!“ Stille. Nur unterbrochen vom leisen Summen des Kopierers. Dann fragt Herr Schulte aus der Buchhaltung: „Innovative Prozesse? Kann man die budgetieren?“ Innovation klingt gut, Nachhaltigkeit noch besser. Aber kombiniert man beides, gibt es einen kollektiven Büro-Schweißausbruch: „Wie sollen wir das alles schaffen? Wir haben doch jetzt schon keine Zeit für unsere ganz normalen Aufgaben.“

Fangen wir mit dem Klassiker an: dem Protokoll. Egal, wie innovativ der Prozess klingen mag, erst wird ein Gremium gegründet, eine Arbeitsgruppe eingerichtet und eine Sitzung angesetzt. Dann kommen Berater:innen oder schlimmer Unternehmensberatungen, die ein paar Präsentationen halten, die super klingen, aber sich nicht durchsetzen lassen. Trotzdem wird alles brav protokolliert. Das Resultat: Die Word-Datei „Protokoll_Nachhaltigkeitssitzung_Version12_ENDGÜLTIG.docx“ – nur weiß niemand, wo sie auf dem Server liegt. Vermutlich auf dem Desktop von Frau Meier, neben 48 Screenshots von Excel-Tabellen. Im Namen der Nachhaltigkeit beschließt man dann, Papier zu sparen und druckt erstmal die „Roadmap Papierfreie Verwaltung 2030“- aus – auf 97 Seiten. Beidseitig bedruckt, immerhin … Innovationen können wir im Prinzip schon – nur für die Umsetzung fehlt die Zeit. Herr Schäfer aus dem Gebäudemanagement muss das Garagentor am Rathaus reparieren, das seit 2017 klemmt. Frau Hoffmann vom Ordnungsamt muss sich um die neuen Regeln zur Elektro-Tretroller-Parkordnung kümmern. Und Herr Schulte aus der Buchhaltung versucht immer noch, den Haushaltsplan von 2023 im SAP-System zu verbuchen.

Am Ende bleibt alles wie immer. Der Wille zur Veränderung ist da – irgendwo, zwischen Kaffee und Aktenstapeln. Doch echte Innovation in der Verwaltung? Das ist wie ein Einhorn auf dem Flur: Es wäre schön, passt jedoch nicht ins Budget. Aber hey – wir haben wenigstens darüber geredet. Das zählt doch auch, oder?

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