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Gesundheitsbenefit hilft bei Mitarbeiterbindung
Stuttgart. „Die betriebliche Krankenzusatzversicherung ist für uns ein ganz wichtiger Baustein im Rahmen des betriebliche Gesundheitsmanagements“, sagt Rüdiger Wünsch, der bei der Autohandelsgruppe Hahn mit Hauptsitz in Stuttgart für Versicherungsthemen zuständig ist. Die Firmengruppe mit rund 2000 Beschäftigten hat die bKV im Jahr 2017 eingeführt und gehört damit eher zu den Pionieren im Mittelstand.
Aktuell bieten mehr als 22 000 Arbeitgeber in Deutschland ihren Beschäftigten eine bKV an, wie der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) mitteilt. Das sind rund drei Mal so viele wie noch im Jahr 2018. Mit dazu beigetragen hat auch die Regelung zur Steuer- und Abgabenbefreiung seit dem Jahr 2020. Knapp 1,8 Millionen Menschen sind demnach derzeit im Rahmen einer bKV versichert.
Die bKV ist eine Zusatzversicherung, die Arbeitgeber für ihre Mitarbeiter abschließen. Im Unterschied zur gesetzlichen oder einer rein aus der eigenen Tasche finanzierten privaten Krankenversicherung werden hierbei zusätzliche Leistungen abgedeckt, die oft über das reguläre Angebot hinausgehen. Hierzu können Zahnbehandlungen, Sehhilfen, alternative Heilmethoden oder auch Vorsorgeuntersuchungen gehören, die sonst privat bezahlt werden müssen.
Handwerksbetrieb verzeichnet kürzere Ausfallzeiten
Das bietet etliche Vorteile für Arbeitgeber. Dazu gehört beispielsweise die Mitarbeiterbindung und Motivation Eine bKV zeigt, dass dem Unternehmen die Gesundheit seiner Mitarbeiter am Herzen liegt. Dies fördert nicht nur Zufriedenheit, sondern auch Loyalität.
„Für uns rechnet es sich auf jeden Fall“, sagt Dachdeckermeister Michael Schneider, dessen Betrieb im Aschau am Inn in Bayern rund 30 Menschen beschäftigt. Das Angebot habe eine hohe Wertigkeit für die Mitarbeiter und bringe dem Betrieb kürzere Ausfallzeiten. Die bKV der Firma Schneider bietet nach Angaben des Unternehmers zum einen die Möglichkeit, im Krankenhaus ein Zweibettzimmer auf der Wahlleistungsstation in Anspruch nehmen zu können. Zum anderen können über einen Dienstleister schnell Termine beim Facharzt organisiert werden.
„Die Mitarbeiter sehen das Angebot sehr positiv“, so Schneider, „nachdem ihnen klar wurde, dass sie dafür nichts zusätzlich bezahlen müssen. Vor allem bei den Mitarbeitern, die schon länger im Unternehmen sind, merke ich, dass sie die Leistungen zu schätzen wissen und gerne darauf zurückgreifen.“
So wird die bKV auch zum Rekrutierungsvorteil. In einem umkämpften Arbeitsmarkt kann sie ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern sein. Die bKV ist aus Mitarbeitersicht auch deswegen besonders attraktiv, weil dabei im Regelfall keine individuelle Gesundheitsprüfung erforderlich ist – anders als bei vielen privaten Krankenzusatzversicherungen.
Doch natürlich gibt es auch Risiken und Fallstricke für Arbeitgeber. Zum einen ist da der Verwaltungsaufwand. Die Einrichtung und der laufende Betrieb einer bKV bindet im Unternehmen gewisse zeitliche und personelle Ressourcen und ist deshalb mit Kosten verbunden. Die bKV kann aus Bausteinen entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammengesetzt werden – das bedeutet Flexibilität, aber auch Informations- und Arbeitsaufwand.
Die Kosten für bKV-Pakete liegen typischerweise zwischen zehn und 40 bis 50 Euro pro Monat und Mitarbeiter, je nach Leistungen. Wie bei jeder Versicherung gibt es das Risiko der Kostensteigerung. Beiträge können steigen, besonders wenn die Leistungen häufig in Anspruch genommen werden.
Die Digitalisierung hat auch vor der bKV nicht Halt gemacht. Das kann das Management der Zusatzversicherung für Arbeitgeber erleichtern. Viele Anbieter setzen auf digitale Gesundheitsplattformen, die Mitarbeiter bei der Prävention und Gesundheitsförderung unterstützen. Zudem werden individuelle Tarifoptionen immer beliebter, bei denen Mitarbeiter selbst entscheiden können, welche Zusatzleistungen sie in Anspruch nehmen möchten. Ein weiterer Trend ist die Integration von Angeboten zur Erhaltung der psychischen Gesundheit.
Verband erwartet größere Nachfrage wegen Fachkräftemangel
Typische Schritte zur Einführung sind eine Bedarfsanalyse mit den Leitfragen „Was wird benötigt? Was wird gewünscht?“, ein Anbietervergleich, Mitarbeiterkommunikation vor und nach Einführung sowie eine laufende Evaluation. „Wir erwarten, dass der Fachkräftemangel die bKV-Nachfrage weiter wachsen lassen wird“, erklärt Holger Eich vom PKV-Verband.