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Kolumne: Florian Zejewski

Es lebe die Städtefreundschaft!

Warum gibt es eigentlich Städtepartnerschaften? Sicherlich, zur Völkerverständigung. Aber ist das tatsächlich schon alles? Darüber macht sich unser Kolumnist Florian Zejewski  Gedanken - durchaus mit einem Augenzwinkern. 

"Verwaltungspunk" Florian Zejewski aus Hamburg prostet diese Woche in seiner Kolumne den Städtepartnerschaften zu.

Privat)

In Süddeutschland liebt man Städtepartnerschaften. Kaum ein Dorf, das nicht stolz ein Schild am Ortseingang stehen hat, auf dem in fein geschwungener Schrift sowas wie „Partnerschaft mit Plouhinec-sur-Mer (Frankreich)“ prangt. Auch wenn man nicht genau weiß, wo dieses Plouhinec liegt – das Gefühl internationaler Freundschaft zählt!

Doch wozu sind diese Städtepartnerschaften eigentlich gut? Die Antwort lautet, wie oft in der Kommunalpolitik: fürs Protokoll und fürs Buffet. Eine Delegation aus der Partnerstadt kommt, man tauscht Fahnen und Anstecknadeln aus, schießt ein Gruppenfoto vor dem Rathaus, dann wird gegessen. Der Bürgermeister hält eine Rede, in der er die tiefen „kulturellen Verbindungen“ beschwört – und derweil packen die Gäste heimlich Schnitzelreste für zu Hause ein …

Spannend wird es auch beim Austauschprogramm der Bürger. Da gibt es in der süddeutschen Kleinstadt plötzlich einen „Bretagne-Abend“, bei dem Dorfbewohner unter französischer Anleitung versuchen, Galettes zu backen. Der Schwabe, von Natur aus skeptisch gegenüber allem, was nicht aus Mehl, Kartoffeln oder Spätzleteig besteht, ruft dann nach dem dritten Versuch genervt: „Des isch doch bloß ein Crêpe, bloß dicker und falsch rum!“

Umgekehrt läuft es nicht besser. Beim Gegenbesuch in Frankreich fragt sich der süddeutsche Delegationsleiter, warum das französische Pendant zum Dorfwirtshaus einen Michelin-Stern hat, aber erst ab 20 Uhr öffnet und so greift man frustriert zu den notfallmäßig eingepackten Leberkäsweckle.

Manche Städtepartnerschaften werfen Fragen auf. Da gibt es Dörfer mit Partnerstädten in Malawi oder Tadschikistan. Wie kam diese Verbindung zustande? Durch einen ambitionierten Reiseveranstalter oder einen ehemaligen Entwicklungshelfer, der Bürgermeister geworden ist. Doch Scherz beiseite – oft gibt es handfeste Gründe dafür: Tropeninstitute und Unikliniken arbeiten gemeinsam an Projekten, es kommt zu wissenschaftlichen Fortschritten und ein Gefühl für die Welt und unsere gemeinsame Verantwortung wächst durch die persönliche Begegnung. Also, Prost auf die Städtepartnerschaft!

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