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Der ultimative Klebstoff für jeden Posten

Florian Zejewski residiert in Hamburg und nennt sich selbst „Verwaltungspunk“ und will unkonventionelle Ideen in den öffentlichen Dienst einbringen. Er hat in Mannheim, Tübingen und Bielefeld studiert und berät Kommunen, Behörden oder Hochschulen für bessere Prozesse.
Privat)Es gibt einen Witz, der in Amtsstuben kursiert: „Ich wollte nur kurz bleiben – und jetzt habe ich bald mein Jubiläum für 25 Dienstjahre.“ Klingt lustig, ist aber für viele bittere Realität. Warum bleiben so viele Menschen in Verwaltungsjobs, die sie eigentlich nicht mögen? Die Antwort ist simpel: Sicherheit und ein Rundum-Sorglos-Paket aus günstigen Krediten, Anerkennung der Familie und dem Sorgebedürfnis für die eigenen Kinder. Früher oder später gesteht man sich selbst ein: Eigentlich bin ich nur wegen des Geldes hier.
Für alles gibt es heutzutage Seminare
Wer eine unkündbare Stelle hat, gibt sie selten auf – selbst, wenn die Arbeit ermüdend, die Bürokratie lähmend und die Motivation längst im Keller ist. Als Lehrer ist man erst dann so richtig im Job angekommen, wenn man sich sechs Wochen pro Jahr krankmeldet. Wer diese Fakten anspricht, gilt schnell als Nestbeschmutzer, macht sich unbeliebt und muss früher oder später gehen und wird dann oft Berater für die Verwaltung und da schließt sich der Kreis.
Es gib immer mehr Beratungsbedarf und Coaches und Berater für jedes Thema: „Wie man eine Tür öffnet“, „Wie man eine Kiwi schält“ – alles kann man in Seminaren lernen. Manche versuchen sogar Lottogewinn-Blockaden durch Meditation zu beseitigen. Alles besser, als weiter im Job unzufrieden zu sein. Es muss doch einen Weg raus geben, oder?
Den Job kündigen ist gar nicht so einfach
Die Bürokratie erschwert Einstellungen – aber sie verunmöglicht Kündigungen nahezu. Willst du wirklich gehen? Wie willst du denn dein Haus abbezahlen und was sagen die Kinder dazu? Ringt man sich trotzdem zur Kündigung durch, muss man das richtige Formblatt dazu verwenden. Also lieber doch nicht kündigen – und auf den langsamen, aber sicherer Aufstieg warten und hoffen, mit 67 noch gesund in Rente zu gehen, um sich dann all den Träumen zu widmen, die man all die Jahre hatte.
Da geht mir die Douglas Werbung durch den Kopf: „Come in and find out“ – etwas falsch übersetzt: Komm herein und finde den Weg wieder nach draußen. So bleibt die Verwaltung ein Magnet für jene, die Sicherheit über Selbstverwirklichung stellen. Das ist der ultimative Klebstoff für jeden Posten. Wer einmal drin ist, kommt selten wieder raus.