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Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Audio-Interview
Antonia Walch (parteilos), Bürgermeisterin von Sternenfels (Enz), und Alexander Maier (Grüne), Rathauschef von Göppingen, haben eines gemeinsam: Sie zählen zu den jüngsten Bürger-, beziehungsweise Oberbürgermeistern Deutschlands (Stand Februar 2021).
Alexander Maier, Oberbürgermeister von Göppingen
Nach Angaben des Netzwerks Junger Bürgermeister (Stand Februar 2021) ist Alexander Maier der jüngste Oberbürgermeister Deutschlands. Der 29- Jährige ist Mitte Januar 2021 in der 58 000 Einwohner-Stadt Göppingen zum Rathauschef gewählt worden. Im November 2020 wurde er im zweiten Wahlgang mit 41,76 Prozent der Stimmen gewählt – mit 79 Stimmen Vorsprung vor dem damaligen Amtsinhaber Guido Till (CDU). Von 2016 bis 2020 saß Maier für die Grünen im Landtag.
Im Audio-Interview erklärt er, was ältere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von jüngeren lernen können.
Frage: Sie hätten auch als junger Landtagsabgeordneter Karriere machen können. Warum wollten Sie Oberbürgermeister werden?
Da gibt es viele Gründe. Mir hat die Arbeit im Landtag durchaus Spaß gemacht. Allerdings ist man im Parlament etwas abstrakter unterwegs und weiter weg – nicht im Sinne davon, dass sich das Parlament von den Bürgern entfernt; aber wir beschließen Gesetze und haben vielleicht nicht den direkten Blick auf die Auswirkungen. Das ist in der Stadt komplett anders. Wenn ich hier etwas beschließe, dann sehe ich direkt die Auswirkungen. Ein Kollege hat es einmal so beschrieben: Im Parlament ist man ein kleiner Fisch im großen Teich und als Bürgermeister ist man ein großer Fisch im kleinen Teich.
Beruflich haben Sie schon viel gemacht: Sie waren Radiojournalist und haben im Landtag und Gemeinderat Politik gemacht. Profitieren Sie jetzt von diesen Erfahrungen?
Als Oberbürgermeister profitiert man wahrscheinlich von allen Erfahrungen, die man gemacht hat. Speziell profitiere ich davon, was man als Journalist lernt: Objektivität, anderen zuzuhören, sich in die Lage eines anderen Menschen hineinversetzen zu können. Das sind Eigenschaften, die mir jeden Tag helfen. Auch die Zeit im Landtag hat mir viel gebracht. Strategien und Menschen einschätzen zu können – und neugierig zu bleiben. Das ist mit die wichtigste Eigenschaft, gerade bei den unterschiedlichen Themen.
Vermissen Sie schon jetzt manchmal eine Verwaltungsausbildung?
Ich finde es erstaunlich, dass manche Leute gesagt haben, ich hätte keine Verwaltungserfahrung. Das stimmt ja so nicht. Man kann nicht fünf Jahre im Parlament sein und keine Verwaltungserfahrung sammeln. Ein Parlament ist auch eine Verwaltung. Außerdem war ich zuvor im Gemeinderat in Göppingen. Aber ich habe hier gute Leute, die mich unterstützen. Von daher habe ich es bisher nicht vermisst.
Das ganze Interview können Sie im Staatsanzeiger vom 19. Februar 2021 sowie im E-Paper nachlesen – oder im Audio-Interview anhören.
Antonia Walch, Bürgermeisterin von Sternenfels (Enz)
Antonia Walch ist laut dem Netzwerk Junger Bürgermeister (Stand Februar 2021) gemeinsam mit Sarah Süß, Bürgermeisterin in Steinhagen im Kreis Gütersloh, die jüngste Bürgermeisterin Deutschlands. Beide sind Jahrgang 1992. Im Jahr 2020 ist Walch in Sternenfels im Enzkreis gewählt worden, davor war sie die Hauptamtsleiterin der Gemeinde und hat parallel noch ihren Master an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl gemacht.
Im Audio-Interview erklärt sie, wie es ist, als junge Frau das Amt der Bürgermeisterin zu bekleiden.
Frage: Warum haben Sie als Bürgermeisterin kandidiert?
Schon während des Studiums wollte ich Bürgermeisterin werden und irgendwann muss man auch die Chancen, die sich bieten, ergreifen. Auf der einen Seite war es der Wunsch nach Beständigkeit, ich kann mein eigener Herr sein, ich bin nicht mehr in der Abhängigkeit von Vorgesetzten. Zum Anderen stellte sich die Frage, ob ich bleiben und mir etwas Langfristiges aufbauen möchte.
Sie entsprechen nicht dem typischen Bild eines Bürgermeisters, diese sind meist männlich und wesentlich älter. War das ein Thema im Wahlkampf?
Das Alter war erstaunlicherweise kein Thema. Großes Thema war jedoch das Thema Frau-Sein. Bei der Kandidatenvorstellung bin ich beispielsweise gefragt worden, wie es ausschaue, wenn ich einmal Kinder haben werde, ob ich dann zwei Jahre in Elternzeit gehen würde und die Gemeinde dann führungslos sei. Die Frage kann ich generell schon verstehen, schließlich steht man als Bürgermeisterin in der Öffentlichkeit. Ich war in dem Moment jedoch total perplex und fand es toll, dass von den Zuhörern auch klare Reaktionen kamen.
Was raten Sie jungen Frauen, die sich vielleicht noch nicht entschieden haben, ob sie kandidieren?
Mut zu haben und den Schritt zu gehen. Man sollte offen mit seinem Partner und der Familie sprechen, ob diese sich das vorstellen können. Offen sollte man auch mit den eigenen Ängsten und Bedenken umgehen. Klar ist es möglich, dass man verliert und dass der alte Wahlkampf noch im Netz auffindbar ist. Doch auch aus dem Scheitern kann sich wieder etwas Neues ergeben.
Das ganze Interview können Sie im Staatsanzeiger vom 12. Februar 2021 sowie im E-Paper nachlesen – oder im Audio-Interview anhören.