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Arbeitsbelastung der Berufsschullehrer ist hoch
Stuttgart. Der Berufsschullehrerverband (BLV) im Südwesten verlangt angesichts aktuell erheblicher Mehrarbeit der Lehrkräfte vom Land die Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos. Ein solches Konto sei im Koalitionsvertrag von Grün-Schwarz vereinbart worden, doch die Umsetzung lasse noch immer auf sich warten, kritisierte der BLV-Vorsitzende, Thomas Speck, am vergangenen Freitag in Stuttgart. „Wir müssen die Lehrkräfte motivieren: Wir sehen, dass es aktuell schwierig ist, aber wir brauchen euch und bieten euch deswegen etwas an. Da wäre das Lebensarbeitszeitkonto eine kleine Einstiegsmöglichkeit“, sagte Speck.
Lebensarbeitszeitkonto steht im Koalitionsvertrag
Laut Koalitionsvertrag wollen sich die Regierungspartner für ein Lebensarbeitszeitkonto einsetzen, „bei dem Mehrarbeitsstunden über einen begrenzten Zeitraum angespart und abgebaut werden können». Im Nachbarland Hessen gibt es ein solches Konto laut Speck bereits seit langem. 2017 wurde es dorteingefuhrt.
Was ist der Grund für die Mehrarbeit? „Lehrkräfte unterrichten nicht nur, sondern übernehmen auch eine Vielzahl anderer Tätigkeiten“, so Speck. In keiner anderen Schulart gebe es so viele Prüfungen wie an beruflichen Schulen. Insgesamt mache der Unterricht selbst nur ein Drittel der Arbeitszeit aus. Verwaltungsaufgaben und Projektarbeiten hätten einen hohen Umfang. Immerhin plane das Kultusministerium, zusätzliche Arbeitszeit für Innovationsprojekte bereitstellen, lobte Speck.
Lehrer leisten pro Woche im Schnitt drei Stunden Mehrarbeit
Berufsschullehrer arbeiten im Schnitt rund drei Stunden mehr pro Woche als vorgesehen, Schulleiter sogar acht Stunden. Das hatten Wissenschaftler der Universität Mannheim in einer Studie in Zusammenarbeit mit dem BLV ermittelt. Die Studie wurde im Herbst vorgestellt.
Laut dem BLV-Vorsitzenden will der Verband jetzt Lehrkräfte unterstützen, die deswegen vor Gericht ziehen: „Wir suchen nun Musterkläger, um über den Rechtsweg die Anerkennung der Mehrarbeit und eine Absenkung der Unterrichtsverpflichtung zu erreichen“.
SPD fordert auch Neuregelung der Arbeitszeiterfassung
Die Opposition unterstützt die Forderungen des Verbands. „Ja, eine neue Regelung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte zu erarbeiten wird ein echter Kraftakt“, sagt Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Doch dieser sei geboten. Dringlich sei eine Entlastung der Lehrkräfte von unterrichtsfernen Aufgaben“, so Fulst-Blei. „Deshalb brauchen wir multiprofessionelle Teams, mehr Schulsozialarbeit und IT-Fachkräfte an unseren Schulen.
Auch sein FDP-Kollege Timm Kern kritisierte: „Die Lehrkräfte bekommen immer mehr Aufgaben und immer mehr Bürokratie aufgebürdet.“ Daher stiegen Arbeitsbelastung und Arbeitszeit seit Jahren.