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Weinbautradition beim Kloster Maulbronn besteht seit 800 Jahren
Maulbronn. Sie brauchen beständig Pflege und Kontrolle – auch die Rebstöcke im „Closterweinberg“ direkt beim Unesco-Welterbe Kloster Maulbronn. „Wer je das einstige Zisterzienserkloster besucht hat, kennt diese ehrwürdige Weinlage. Es ist der steile Hang, der gleich hinter den Klostermauern aufsteigt“, schreiben die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG) auf ihren Internetseiten.
Kloster Maulbronn ist nicht nur das am besten erhaltene Zisterzienserkloster des Mittelalters nördlich der Alpen. Es hat auch eine lange Weinbautradition, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht.
Autonome Eigenversorgung in mühevoller Handarbeit
Die Zisterzienser folgten dem Prinzip der autonomen Eigenversorgung und kultivierten und bewirtschafteten die umliegende Landschaft – dazu zählte auch der Weinanbau, der die Region bis heute prägt. Die Mönche bauten ihren Wein am nahe gelegenen „Closterweinberg“ an, der mit den typischen Sandsteinmauern, Treppchen und Terrassen beeindruckt. Die Laienbrüder bearbeiteten die Maulbronner Weinberge damals mühevoll von Hand und trugen mit dem Weinhandel zugleich zum Wohlstand des Klosters bei.
Der Schriftsteller und Dichter Victor von Scheffel verfasste in diesem Zusammenhang die feuchtfröhliche Maulbronner Fuge mit dem Refrain A.V.K.L.W.H: All Voll, Keiner Leer, Wein Her. Einer Legende nach soll der Wein nicht lyrisch, sondern real im Herrenrefektorium, dem Speisesaal, an der mittleren Säule aus einem Fass in eine Rinne gelaufen sein. Die Mönche durften dort ihre zehn Finger hineinstecken und ablecken. Einer soll nach SSG-Angaben gesagt haben: „Ach, hätte ich doch nur elf Finger.“
Auf einem etwa zwei kilometerlangen Weg rund um das Kloster kann man einen Blick zurück in diese Zeit werfen: Auf der Strecke berichten zahlreiche Infotafeln von der Geschichte des Closterweinbergs und vom Weinanbau.
In den 1990-Jahren war der einstige Weinberg zur Wildnis aus Brombeeren und Schwarzdorn geworden. Von den typischen Mauern war kaum noch etwas sichtbar. Dann wurde gerodet und seit mehr als 25 Jahren wird er wieder bewirtschaftet von Frank und Patricia Jaggy. Der Familienbetrieb aus Ötisheim setzt auf naturnahen und umweltschonenden Weinbau. Die Weine, die hier entstehen, gibt es auch im Kloster zu kaufen.
Sonderführung durch den Weinberg mit Weinprobe
Die SSG laden am Sonntag, 7. April, zu einer Sonderführung mit Frank Jaggy ein. Auf einem Rundgang durch den Closterweinberg erhalten Besucher einen Einblick in den Weinanbau zur Zeit der Zisterziensermönche und heute – inklusive Weinprobe. Eine telefonische Anmeldung unter +49(0)70 43. 92 66 10 oder an info@kloster-maulbronn.de ist dazu erforderlich.