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Ausgrabungen

Riedlingen: Spektakuläre Grabkammer der frühen Kelten entdeckt

Bei Ausgrabungen nahe der Heuneburg bei Riedlingen (Kreis Biberach) haben Archäologen eine Grabkammer aus frühkeltischer Zeit entdeckt. Sie ist 2600 Jahre alt, vollständig erhalten und liegt im Zentrum eines riesigen Grabhügels mit einem Durchmesser von rund 65 Metern.

Roberto Tarpini (rechts), Referent und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesamt für Denkmalpflege, steht an der Grabkammer und erläutert Vertretern aus Politik und Medien den Fund und die Ausgrabung einer komplett erhaltenen Grabkammer aus Holz.

Thomas Warnack)

Riedlingen. Bei archäologischen Ausgrabungen wurde in der Donauebene bei Riedlingen eine Grabkammer aus frühkeltischer Zeit gefunden. Sie lag im Zentrum eines riesigen Grabhügels. Ursprünglich dürfte er eine Höhe von über sechs Metern aufgewiesen haben.

Politiker und Archäologen schwärmen von dem neuesten Fund. „Die neu entdeckte Grabkammer stellt ein herausragendes Zeugnis unserer reichen Denkmallandschaft dar“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Andrea Lindlohr (Grüne) beim Termin an der Ausgrabungsstätte.

Der Grabhügel gehört zur zahlenmäßig kleinen und exklusiven Gruppe der sogenannten Fürstengrabhügel. Solche Hügel errichteten die Kelten Südwestdeutschlands in der Zeit zwischen 620 und 450 vor Christus für hochstehende Persönlichkeiten.

„Das Riedlinger Grab ist ein Glücksfall für die Archäologie: Die wissenschaftliche Bedeutung dieses modern untersuchten und vollständig erhaltenen keltischen Kammergrabs reicht weit über die Grenzen Baden-Württembergs und Süddeutschlands hinaus“, schwärmt auch Dirk Krausse vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart (LAD) von dem Fund.

Die Ausgrabungen sollen dieses Jahr abgeschlossen werden

Die Ausgrabungen sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Freilegung und Analyse erfolgen unter Einsatz modernster Grabungs-, Dokumentations- und Restaurierungstechnik und in enger Zusammenarbeit zwischen Archäologie, Restaurierung und Naturwissenschaften.

„Die nach Abschluss der Ausgrabungen anstehenden Untersuchungen und Analysen lassen weitere wichtige Erkenntnisse erwarten, insbesondere zur Frage, für wen dieses monumentale Hügelgrab errichtet worden ist“, betont Roberto Tarpini (LAD), der die Ausgrabungen vor Ort wissenschaftlich leitet.

Der Grabhügel liegt nur rund sieben Kilometer nordöstlich der Heuneburg, die als älteste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gilt und zu den bedeutendsten archäologischen Fund- und Ausgrabungsstätten Mitteleuropas zählt.

In etwa gleicher Entfernung liegt mit dem Berg Bussen eine weitere bedeutende archäologische Fundstätte der Bronze- und Eisenzeit. Die Heuneburg und ihr Umfeld werden aktuell im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg geförderten Langfristvorhabens durch das LAD erforscht.

Um die Datierung sowie den Aufbau des Grabhügels zu klären und die Erhaltung der durch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung stark gefährdeten Grabbefunde zu überprüfen, wurden im letzten Jahr archäologische Ausgrabungen begonnen, die aktuell noch andauern.

Die Hölzer der Grabkammer sollen museal präsentiert werden

„Alle Hölzer der Grabkammer werden sorgfältig geborgen und in den Werkstätten des Landesamts für Denkmalpflege in den nächsten Jahren konserviert und restauriert, um die vollständig rekonstruierte Kammer einem breiten Publikum museal präsentieren zu können“, sagt LAD-Präsident Claus Wolf.

Bei der Entdeckung stießen die Archäologen im Zentrum des Grabhügels nur knapp 70 Zentimeter unter der rezenten Oberfläche auf massive Eichenhölzer der vollständig erhaltenen Grabkammer. Der Befund sei allein schon deshalb einzigartig und von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung, weil sich Holz unter normalen Bedingungen nur wenige Jahre bis Jahrzehnte erhält. Obwohl Holz das wichtigste Baumaterial in frühkeltischer Zeit war, gehören entsprechende Funde zu den archäologischen Raritäten.

Eine vollständig erhaltene keltische Grabkammer wurde bisher überhaupt erst einmal in Deutschland entdeckt. Dies war im Jahr 1890 bei Villingen im Schwarzwald. Allerdings wurde diese damals nur unzureichend dokumentiert und erst später in Teilen konserviert.

Diese Keramikgefäße wurden unter dem Grabhügel entdeckt. Foto: LaD/Yvonne Mühleis

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