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Schachfigur aus dem Mittelalter
Stuttgart/Tübingen. In einer bislang unbekannten Burganlage im Landkreis Reutlingen haben Archäologen bei Grabungen eine fast 1000 Jahre alte Spielesammlung samt gut erhaltener Schachfiguren, Spielsteinen und Würfel entdeckt. Die Spielesammlung lag unter dem Schutt einer Mauer, wo sie im Mittelalter verloren oder versteckt wurde, wie die Universität Tübingen, das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart und die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) gemeinsam mitteilten.
Laboranalysen von Farbresten zeigen, dass eine der Parteien mit Rot gespielt habe. Typische Nutzungsspuren wiesen darauf hin, dass der Springer schon damals beim Zug angehoben wurde. „Dies verweist auf eine erstaunliche Kontinuität der Spielregeln“, heißt es weiter.
Gut erhaltene archäologische Funde von Schachfiguren und Spielsteinen für andere Brettspiele aus der Zeit vor dem 13. Jahrhundert sind den Angaben zufolge in Mitteleuropa sehr selten. „Das Schachspiel zählte im Mittelalter zu den sieben Fähigkeiten, die ein guter Ritter beherrschen sollte. Insofern verwundert es nicht, dass bekannte Funde meist von Burganlagen stammen“, sagt Jonathan Scheschkewitz vom LAD. „Die Entdeckung einer ganzen Spielesammlung des 11./12. Jahrhunderts kam für uns völlig überraschend, und die Pferdefigur ist ein echtes Highlight“, betont Lukas Werther vom DAI.
Die Überdeckung trug dazu bei, dass die Oberflächen der Funde außergewöhnlich gut erhalten sind. Neben der Schachfigur wurden vier blütenförmige Spielsteine und ein Würfel mit sechs Augen gefunden. Die Funde sollen erstmals in der Sonderausstellung „Ausgegraben! Ritter und Burgen im Echaztal“ in Pfullingen ab 15. Juni und in der Großen Landesausstellung „THE hidden LÄND“ in Stuttgart ab 13. September präsentiert werden. (sta)