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Radikaler Bauernführer im Neckartal: Jäcklein Rohrbach
Heilbronn. Am 21. Mai 1525 lässt der Feldherr des Schwäbischen Bundes, Georg III. Truchsess zu Waldburg, Jäcklein Rohrbach (um 1495-1525) an einem Weidenpfahl anbinden und bei lebendigem Leib verbrennen. Was ist der Grund für diese brutale Hinrichtung? Rohrbach ist Besitzer zweier Höfe in Böckingen, das zum Territorium der Reichsstadt Heilbronn gehört. Aufgrund der komplexen Herrschaftsverhältnisse ist er nicht nur Untertan der Stadt Heilbronn, sondern auch Leibeigener der Familie von Neipperg und dem Stift Wimpfen für seine Höfe zinspflichtig.
Er lag im Clinch mit Heilbronn und verweigerte eine neue Steuer
Schon vor 1525 ist er in Händel verstrickt, unter anderem mit der Reichsstadt Heilbronn, die zur Begleichung von Kriegskosten eine neue Steuerschätzung einführt. Diese neue Abgabe steht im Zusammenhang mit der Intensivierung der Herrschaft und durchaus symptomatisch verweigert Rohrbach die neue Steuer.
Am Beginn des Bauernkriegs steht die Weigerung Rohrbachs, seinen Zins dem Stift Wimpfen zu zahlen. Nach erfolglosen Einigungsversuchen wandelt er einen Gerichtstermin in eine Bauernversammlung um. Da gleichzeitig die Zwölf Artikel – die Forderungen, welche die Bauern 1525 in Memmingen gegenüber dem Schwäbischen Bund erhoben hatten – am Neckar bekanntwerden, erhält er eine neue Legitimation für seine Auseinandersetzungen mit dem Stift und schwingt sich zum Anführer des Neckartaler Haufens auf.
Dieser zieht nach Öhringen, wo er sich mit dem Odenwälder Haufen zum Hellen Haufen vereinigt und plündert die Klöster Schöntal und Lichtenstern. Anschließend marschiert der Helle Haufen nach Neckarsulm, das er einnimmt. Auf dem Zug durch das Weinsberger Tal werden die Bauern durch Graf Ludwig von Helfenstein, den Obervogt der österreichischen Regierung Württembergs auf der Burg Weinsberg, beschossen. Auch droht der Graf, die Höfe der Bauern in Brand zu stecken. Infolge dessen kommt es zum Sturm der Bauern auf Weinsberg, in dessen Gefolge Graf Ludwig unter Führung Rohrbachs mit 13 anderen Adligen durch die Spieße gejagt wird – eine Bluttat, die die Anliegen der Bauern in hohem Maß delegitimiert.
Die Stadt musste sich mit den Bauern verbünden
Drei Tage nach dieser Bluttat erzwingen die Aufständischen den Einzug von 200 Bauern in die Stadt wie auch die Plünderung geistlicher Besitztümer. Zudem muss sich die Stadt mit den Bauern verbünden. Inzwischen hat sich Rohrbach mit gemäßigteren Kräften unter den Aufständischen, die nun die Oberhand gewinnen, überworfen und schließt sich mit 200 Anhängern dem württembergischen Haufen an. Allerdings verhinderte er zugleich eine Zerstörung des Klosters Maulbronn.
Gemeinsam mit den württembergischen Bauern unterliegt er am 12. Mai in der Schlacht bei Böblingen, nach der er aufgegriffen und hingerichtet wird.