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250. Geburtstag von Jonathan Bahnmaier: Kirchenmusiker flog von der Uni
Tübingen/Ludwigsburg. Das Musikwissenschaftliche Institut der Uni Tübingen geht auf Jonathan Bahnmaier zurück. Der evangelische Theologe verlor wegen angeblicher Sympathien für einen Attentäter seinen Lehrstuhl. Im Juli vor 250 Jahren wurde Bahnmaier geboren.
Württembergs bekanntester Liedersammler und Chormusiker, Friedrich Silcher, hatte in ihm einen wichtigen Förderer. Bahnmaier hatte nämlich dem Volksliedfan Silcher 1817 die neu geschaffene Stelle eines Musikdirektors an der Universität Tübingen ermöglicht.
Seine Fachgebiete waren praktische Theologie, Pädagogik und Predigtlehre.
Bahnmaier war Pfarrerssohn und durchlief Württembergs kirchliche Kaderschmiede: Klosterschulen in Maulbronn und Denkendorf, Studium der evangelischen Theologie in Tübingen. Eine weitere Station war das Amt des Dekans in Ludwigsburg, bevor er 1810 Theologieprofessor in Tübingen wurde. Seine Fachgebiete: praktische Theologie, Pädagogik und Predigtlehre.
Die Leidenschaft des jungen Wissenschaftlers galt der Musik und den Liedern, von denen er seit seiner Jugend selbst einige gedichtet hatte – Lieder für den Glauben und fürs Vaterland. Bahnmaier sah in vertonten Texten ein wirkungsvolles Mittel, die Gesellschaft positiv zu prägen und der Sittenlosigkeit zu wehren.
Den Theologiestudenten wollte der Professor den Wert der Musik für ihre künftige Gemeindearbeit näherbringen. „Aus dem Amt des Universitätsmusikdirektors ging schließlich das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Tübingen hervor, als dessen Ahnherr Bahnmaier folglich gelten darf“, schreibt der Musikwissenschaftler Stefan Morent.
König Wilhelm I. stoppte die Karriere von Bahnmaier
Mit der wissenschaftlichen Karriere Bahnmaiers war es 1819 überraschend aus. Grund: Als Rektor der Universität verfasste er einen Bericht über einen früheren Studenten, der einen politischen Mord begangen hatte. König Wilhelm I. las darin Sympathien für den Attentäter.
Bahnmaier wurde aus seinen Tübinger Ämtern geschasst und auf die Dekansstelle in Kirchheim bei Esslingen versetzt. Zuletzt wirkte er bei der Erstellung eines Gesangbuchs für die württembergische Landeskirche mit. Die Folgen eines Schlaganfalls beendeten 1841 sein Leben. ( epd )