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Serie: Das Exponat

Die Guillotine als Denkmal einer nicht mehr zeitgemäßen Justiz

Mit einer Guillotine wurde 1949 Richard Schuh aus dem Landkreis Tübingen hingerichtet. Es war die letzte Vollstreckung eines Todesurteils, bevor die Todesstrafe abgeschafft wurde.

Die Guillotine, mit der das letzte Todesurteil in Westdeutschland vollstreckt wurde, steht im Ludwigsburger Strafvollzugsmuseum.

Strafvollzugsmuseum)

Ludwigsburg/Rastatt. Offiziell heißt sie „Tiggemann’sche Fallbeilmaschine“. Mit einer Guillotine aus dem Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg wurde vor 75 Jahren das letzte Todesurteil eines westdeutschen Zivilgerichts vollstreckt.

Heute befindet sich die Guillotine, die man damals in Tübingen verwendete, im Ludwigsburger Strafvollzugsmuseum. „Das Badische Landesmuseum stellt sie uns als Dauerleihgabe zur Verfügung“, verrät Susanne Opfermann, die Leiterin des justizgeschichtlichen Hauses. „Wir zeigen noch andere Hinrichtungsgeräte wie etwa ein Richtschwert, trotzdem begegnen die Besuchenden keinem der Exponate mit so viel Distanz wie der Guillotine.“

Ursprünglich entstand das Monument einer nicht mehr zeitgemäßen Rechtspraxis für die französische Militärverwaltung in Rastatt und war zur Exekution von NS-Verbrechern vorgesehen. Eine Schlosserei im nordrhein-westfälischen Hamm hat sie 1946 angefertigt. Aus dem Betrieb stammen noch zwei weitere Guillotinen ähnlicher Bauart. Eine für Dortmund, eine für Mainz.

Die Wippe macht den Unterschied zu anderen Exponaten

„Was unser Exponat von den beiden anderen unterscheidet“, erklärt Opfermann, „ist die Bascule.“ Der Begriff (frz. für Wippe) bezeichnet die Kippbank, auf der man den aufrecht stehenden Delinquenten bäuchlings festschnallt. Anschließend wird die Bank um 90 Grad gedreht, so dass sich die Person in der Waagerechte befindet. Die bauliche Änderung kam auf Initiative des badischen Scharfrichters Wilhelm Burkhard zustande. Er hat auch Richard Schuh geköpft.

Im Gegensatz zu den ersten Guillotinen, die während der Französischen Revolution Berühmtheit erlangten, ragt das Ludwigsburger Exemplar weniger hoch auf. „Die Klinge“, so Opfermann, „ist relativ schwer und entwickelt bereits nach einer kurzen Fallstrecke ausreichend Schlagkraft, um den Hals des Delinquenten glatt zu durchtrennen.“

In Ludwigsburg hat man das Messerblatt sicherheitshalber doppelt fixiert. Zu Demonstrationszwecken vorgeführt wird der Mechanismus nicht mehr – auch wenn Aufnahmeteams von TV-Sendern hin und wieder danach fragen. „Das wäre schon aus konservatorischen Gründen zu heikel, heute kennt sich niemand mehr damit aus“, sagt die Museumschefin. „Außerdem wollen wir keinerlei Sensations-Interessen bedienen.“

Die Fallbeilmaschine wurde noch weitere Male verwendet

Der verurteilte Raubmörder Richard Schuh, dessen Gnadengesuch trotz einer Fürsprache des Tübinger Gefängnisdirektors kein Gehör fand, war allerdings nicht der letzte Mensch, der unter Tiggemanns Fallbeilmaschine starb. Noch zweimal nutzte das französische Militär die Guillotine zur Exekution verurteilter Kriegsverbrecher.

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