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Ausstellung in der Landesbibliothek widmet sich dem Thema Zeit
Stuttgart. Was haben ein Kupferstich von Christoph Weigel dem Älteren aus dem Jahr 1720, die Astronomia nova von Johannes Kepler aus dem Jahr 1609, Tagebücher oder Kalender gemeinsam? Sie alle haben etwas mit dem Thema Zeit zu tun, wenn auch in ganz unterschiedlichen Formen. Und sie sind derzeit in einer Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek zu sehen.
„Zeit bestimmt unser Leben und begleitet uns im Alltag. Vom Weckerläuten am Morgen bis zum Glockenschlag um Mitternacht“, schreiben die Ausstellungsmacher zur Schau unter dem Titel „Geteilte Zeit“, die bis 14. September zu sehen ist.
Die Herrschaft der Könige und Herzöge als Diagramm
Christoph Weigel war ein deutscher Kupferstecher und Verleger. Im Jahr 1718 kreierte er eine Zeittafel der Herrschaft der Könige und Herzöge in Italien von dem Jahr 1000 ab als kreisförmiges Diagramm. Jeder Kreis entspricht dabei einem Herzogtum. Kepler hingegen begründet in seinem astronomischen Hauptwerk anhand einer durchgehenden Physikalisierung der Astronomie eine neue Theorie der Planetenbewegung, was zum Bruch mit bisherigen Vorstellungen führte, dass sich die Himmelskörper gleichförmig bewegen.
„Es ist uns selbstverständlich, unser Leben zeitlich zu organisieren. Aber viele der Einteilungen sind erst nach und nach entstanden und haben kulturell die unterschiedlichsten Ausprägungen gefunden“, heißt es weiter bei der Landesbibliothek. Deshalb widme sich die Ausstellung auch weniger der Astronomie, Physik oder Philosophie, sondern dem gesellschaftlichen Umgang mit der Zeit.
Die Schau ist so konzipiert, dass in sechs Kapiteln der Blick auf das Empfinden der natürlichen und die Organisation der kultivierten Zeit gelenkt. Gefragt wird etwa nach dem Messen der Zeit von der Sonnenuhr bis zur Unix Time ebenso wie nach politischen und religiösen Ordnungen der Zeit. Ausgestellt sind auch Kalendersprüche oder Materialien aus Streiks für eine kürzere Arbeitszeit.
Insgesamt sind rund 100 teils sehr seltene Exponate zu sehen wie Dokumente Eberhards zu Württemberg, ein aztekischer Kalender, der vermutlich älteste erhaltene chinesische Lunisolarkalender, außerdem Tuschelbilder des Autors, Grafikers und Malers Ernst Gundolf (1881-1945).
Garten- und Frauenkalender sowie Zeitleisten und Zeitstrahlen
Sie alle korrespondieren mit moderneren Werken, die das Thema Zeit bespielen wie Garten- und Frauenkalender, Zeitleisten und Zeitstrahlen aus dem 18. Jahrhundert sowie Exponate aus dem Uhrenindustriemuseum Villingen-Schwenningen.
Auf den 4. Oktober 1582 folgte unmittelbar der 15. Oktober. Dies hatte damit zu tun, dass Papst Gregor XIII. die überzähligen zehn Tage, die seit dem Konzil von Nicäa bereits aufgelaufen waren, aus dem Kalender entfernen ließ. Auch davon erzählt die Ausstellung mit Exponaten, die größtenteils aus dem Bestand der Landesbibliothek stammen.