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Schloss Rosenstein: Ausstellung zeigt verschollene Pläne von Architekt Fontaine
Stuttgart. Im Jahr 1817 fasste Königin Katharina von Württemberg (1788–1819) den Entschluss, ein Landhaus auf dem Rosenstein bei Bad Cannstatt als Sommerresidenz zu errichten für ihre wachsende Familie. Als Baumeister diente ihr der aus Genf angeworbene Florentiner Giovanni Salucci.
„Nach dem frühen und unerwarteten Tod der Königin führte ihr Ehemann, König Wilhelm I. (1781–1864), das Projekt fort. Um sicherzustellen, dass der Neubau internationalen Ansprüchen genügte, ließ er Entwürfe bei führenden Architekten in Europa einholen“, schreiben die Kuratoren einer Ausstellung zum Thema im Hauptstaatsarchiv, Thomas Fritz und Jennifer Meyer. Dazu zählten John B. Papworth aus London, Carlo Rossi aus St. Petersburg und Pierre Fontaine aus Paris. Auch Johann Michael Knapp, später Hofbaumeister in Württemberg, nahm am Wettbewerb teil.
Der Architekt Fontaine wollte nur ein einziges Konzept anbieten
Die Architekten sollten für das Schloss auf dem Kahlenstein, dem heutigen Rosenstein, je drei Entwürfe liefern. „Entgegen dieser Vorgabe erklärte Pierre Fontaine in seiner Projektbeschreibung, nur ein einziges Konzept anzubieten. Dieses sollte aber alle Vorzüge der drei verlangten Varianten vereinen“, schreiben Fritz und Meyer weiter. Die Zeichnungen, so die Kuratoren, zeugen von der Monumentalität, die für die ehemaligen Architekten Napoleons typisch war.
Doch sie standen im deutlichen Gegensatz zu den Vorstellungen von König Wilhelm I. Der bevorzugte einen Entwurf des Hofbaumeisters Salucci. 1824 begannen die Bauarbeiten für das Landhaus Rosenstein, allerdings wurde es nach seiner Fertigstellung 1829 nie wie vorgesehen als Sommersitz für die königliche Familie verwendet, sondern zunächst nur gelegentlich für Bälle und Empfänge.
Schließlich hatte der König schon bald nach dem Tod Königin Katharinas die 19 Jahre jüngere Pauline (1800–1873) geheiratet, die Tochter seines Onkels Ludwig Friedrich von Württemberg. Und diese Ehe war alles andere als harmonisch, sodass es kein gemeinsames Landhausleben mehr gab und Wilhelm sich außerehelich vergnügte. Auch dieses Thema sowie die wechselvolle Nutzungsgeschichte des Hauses, die mit der späteren Unterbringung des Staatlichen Naturkundemuseums 1954 ihren Abschluss fand, wird in der Ausstellung beleuchtet.
Die Pläne von Pierre Fontaine galten lange Zeit als verschollen, bis sie 2022 auf einer Auktion in Frankreich angeboten wurden. Dem Landesarchiv Baden-Württemberg gelang es, diese für das Land zu erwerben. „Durch die Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart soll die Rückkehr nach genau 200 Jahren gewürdigt werden. Sie zeichnet die spannende Entstehungsgeschichte von Schloss Rosenstein nach“, schreiben Fritz und Meyer. Im Mittelpunkt stehen die Planentwürfe Fontaines, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Die kunstreich ausgefertigten Zeichnungen sahen eine gewaltige Anlage vor, die jedoch weder dem Wunsch Wilhelms nach Schlichtheit, noch seinen Preisvorstellungen entsprach und deshalb abgelehnt wurden“, schreiben die Kuratoren. Fontaine war gekränkt und forderte seine Entwürfe wieder zurück, die zwei Jahrhunderte im Privatbesitz seiner Nachfahren verborgen blieben.
Verzicht auf eine mächtige Terrasse mit Blick auf den Neckar
Der Ausführungsentwurf von Giovanni Salucci vermutlich aus dem Jahr 1821 lasse hingegen das Bestreben erkennen, einen möglichst einfachen Baukörper zu schaffen, so Fritz und Meyer weiter. So wurde etwa der in den früheren Plänen vorgesehene, halbrunde Vorbau gestrichen, der einen Ausblick auf den Fluss erlauben sollte. Der vorliegende Plan ist zwar der Ausführungsentwurf, zeigt aber noch eine mächtige Terrassierung auf der Neckarseite. Auch darauf wurde letztlich verzichtet.
„Die wiederentdeckten Pläne für Schloss Rosenstein sind ein archivischer Glücksfall“, sagt Peter Rückert, Leiter des Hauptstaatsarchivs. Weitere Infos unter: : https://www.landesarchiv-bw.de/de/aktuelles/ausstellungen/76984