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Kirchenarchiv: Pfarrer ermutigten im Bauernkrieg zum Aufstand
Stuttgart. Ein Teil der evangelischen Pfarrer in Württemberg stand in der Zeit der Bauernkriege, die sich dieses und im kommenden Jahr zum 500. Mal jähren, offensichtlich auf der Seite der Aufständischen.
Obwohl die beiden Reformatoren Martin Luther und Johannes Brenz sich damals gegen die Erhebung der Bauern ausgesprochen hätten, habe die lutherische Lehre „tatsächlich einen Einfluss auf das Entstehen der großen Aufstandsbewegung“ gehabt, schreibt Andreas Butz vom Archiv der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in einem Blogbeitrag. Einzelne Theologen hätten dafür laut historischen Dokumenten sogar mit ihrem Leben bezahlt.
Ein Tübinger Theologe sollte inhaftiert werden
Butz verweist auf einen namentlich nicht genannten lutherischen Pfarrer von Schützingen bei Pforzheim, der 1525 gefangen genommen und zum Tode verurteilt worden sei, weil er sich auf die Seite der Aufständischen geschlagen habe. Der Auftrag lautete, ihn in einem Wald an einen „dürren Ast“ zu binden und dort hängen zu lassen. Ein Tübinger Theologe namens Dr. Gall sollte wegen Predigten, die sich gegen die Obrigkeiten richteten, auf der Burg Hohenurach inhaftiert werden. Ein Franz Gigelin aus Stuttgart sollte unter Folter befragt und dann gerichtet werden.
Die Quellensuche gestaltet sich laut Butz schwierig, weil im Landeskirchlichen Archiv erst ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Materialien aufgenommen seien. Ein Einfluss Luthers auf die Aufständischen sei gleichwohl aus Dokumenten anderer Archive feststellbar, weil der Reformator die Autorität der Kirche und damit auch die gesellschaftliche Ordnung infrage gestellt habe.
Große Landesausstellung in mehreren Teilen
Das Land Baden-Württemberg widmet 2024 dem Bauernkrieg 500 Jahre nach seinem Beginn eine Große Landesausstellung in Stuttgart. Die Schau unter dem Titel „Protest! Von der Wut zur Bewegung, ist Teil dieser Landesausstellung und wird vom 27. Oktober 2024 bis 4. Mai 2025 im Landesmuseum gezeigt. (epd/rik)