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Der Bauernkrieg hatte religiöse Motive

In der Bewertung des Bauernkriegs vor 500 Jahren kommen nach Einschätzung des Theologen Berndt Hamm die religiösen Beweggründe für den Aufstand zu kurz.

Medaille auf Georg Truchsess von Waldburg, den „Bauernjörg“ (1488-1531), und ein leibeigener Bauer mit Gänsen im Korb.

Landesmuseum Württemberg)

Ulm.  Im Mittelpunkt der Veranstaltungen und Forschungsarbeiten zum Bauernkrieg, der im März 1525 seinen Höhepunkt hatte, stünden vor allem die sozialen Missstände und politische Unterdrückung der Bauern, sagte Hamm, früher Theologieprofessor an der Universität Erlangen, bei einer Veranstaltung des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben im Ulmer Stadtarchiv.

Forderung nach Freiheit und Gleichheit aus der Bibel abgeleitet

Dabei hätten die Bauern ihren Aufstand gegen die Obrigkeit mit Argumenten und direkten Zitaten aus der Bibel begründet. Aus der Bibel hätten sie ihre Forderung nach Freiheit und Gleichheit aller Menschen abgeleitet, erläuterte Hamm.

Diese Position sei diametral den Bestrebungen des herrschenden Adels entgegengestanden, der in dieser Zeit die Rechte der Obrigkeit ausbauen und die alten Rechte der Bauern aufheben wollte. Einen entscheidenden Schub für die aufständischen Bauern habe die Reformation gebracht, die ebenfalls von der Freiheit für jeden einzelnen Menschen ausgegangen sei. Die Bauern hätten ein völlig neues genossenschaftliches Gesellschaftsmodell formuliert, das alle Lebensbereiche umfasste.

Während der Reformator Martin Luther eine Trennung von Religion und dem weltlichen Staat propagiert und den Bauernaufstand mit drastischen Worten verurteilt habe, hätten viele reformatorische Theologen die Bauern unterstützt und ihnen die biblischen Argumente geliefert. Deshalb habe sich durch Süddeutschland eine „Blutspur von hingerichteten Predigern“ gezogen.

Obwohl die Auseinandersetzungen mit einer vernichtenden Niederlage der Bauern und rund 100 000 Toten zu Ende gegangen seien, sieht Hamm auch positive Auswirkungen. Der Bauernkrieg sei ein „großes Versprechen“ gewesen, die Forderungen seien mit einer langen Verzögerung schließlich doch umgesetzt worden. So trage etwa die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 mit ihrer Festschreibung von Freiheit und Gleichheit die DNA des Bauernaufstands vor 500 Jahren.

Mehrere Vorträge begleiten die Große Landesausstellung

Bis April widmet sich auch in Stuttgart eine Vortragsreihe im Alten Schloss dem Bauernkrieg von 1524/25. Veranstaltet wird sie vom Landesmuseum Württemberg und dem Landesarchiv Baden-Württemberg. Die Vorträge begleiten die Große Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“ des Landesmuseums sowie die Ausstellung „Herzog Ulrich von Württemberg und die Bauern im Krieg von 1525“ im Hauptstaatsarchiv Stuttgart.

Kooperationspartner sind der Württembergische Geschichts- und Altertumsverein, die Evangelische Kirche in der City Stuttgart und das Katholische Bildungswerk. (epd/rik)

Medaille auf Georg Truchsess von Waldburg, den „Bauernjörg“ (1488-1531), Hans Schwarz, nach 1520 | Herkunft/Rechte: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch (CC BY-SA 4.0)

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