Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Im Juni vor 50 Jahren fanden in Stuttgart vier Spiele der Fußballweltmeisterschaft statt
Stuttgart. Als Argentinien, Italien, Polen und Schweden im Juni 1974 ihre Fußball-WM-Spiele im Stuttgarter Neckarstadion austrugen, gab es noch kein Public Viewing wie heute. „Die Lostrommel, so hat man in Stuttgart das Gefühl, hat es mit dem Spielort ganz gut gemeint: Vermeintlich starke Mannschaften sollten hier aufeinandertreffen und mit Polen spielte sogar ein Geheimfavorit des Turniers in Stuttgart“, schreibt Heike Meier vom Stadtarchiv Stuttgart in einem Blogbeitrag.
Fußball-Legenden wie Dino Zoff oder Gianni Rivera sehen
Auf das Spiel Argentinien gegen Italien habe sich demzufolge damals besonders die in Stuttgart lebendende und arbeitende italienische Community gefreut, was auch dazu führte, dass dieses Spiel ausverkauft war. Viele wollten die Vize-Weltmeister von 1970 und ihre Fußball-Legenden wie den italienischen Torhüter Dino Zoff (der bei Juventus Turin spielte) oder Sandro Mazzola und Gianni Rivera sehen, die bei Inter und dem AC Mailand unter Vertrag standen.
Als Polen damals gegen Italien mit 2:0 siegte, standen auf polnischer Seite Stars wie der Stürmer Grzegorz Lato oder Torhüter Jan Tomaszewski auf dem Platz.
„Das Begleitprogramm der Stadt atmete aus heutiger Sicht den Charme dieser Zeit“, schreibt Meier weiter und rät doch dazu, in der Beurteilung dessen zurückhaltend sein, schließlich wisse man im Jahr 2024 ja auch nicht, wie Menschen auf das aktuelle Fußballgroßereignis in 50 Jahren zurückblicken werden.
Im Stuttgart des Jahres 1974 hatte man sich entschlossen, das Fußballfest auf die Straße zu bringen. „Zwischen Schillerplatz und Marktplatz gab es jeweils an den Spieltagen eine argentinische (15. Juni), eine italienische (19. Juni) und eine polnische (23. Juni) Nacht“, schreibt Meier.
Am 26. Juni spielte Schweden gegen Polen in der Zwischenrunde. Zum Zeitpunkt der Planung wusste man das aber noch nicht. „Und so wurde diese Nacht ganz pragmatisch als ‚deutsche‘ Nacht angekündigt“. Laut Meier hatte die damalige Stadtverwaltung die Sperrstunde aufgehoben, so dass offiziell bis zwei Uhr nachts gefeiert werden konnte. „Public Viewing war noch völlig unbekannt, aber nach der argentinischen Nacht ist man – abgesehen von den Bierpreisen – in Stuttgart wohl am meisten über die eigene Feierlust erstaunt, also gemessen am Maßstab der 1970er Jahre“, heißt es weiter.
Schlagersänger Heino trat bei der italienischen Nacht auf
Bei der italienischen Nacht wurden nicht nur italienische Lieder gesungen, es trat auch der Sänger Heino auf, der eher bekannt war für seine Hits „Enzian“ und „Schwarzbraun ist die Haselnuss“. Und auch die Fischerchöre hatten einen Auftritt, nämlich bei der polnischen Nacht.
Es gab noch mehr Skurriles in der Landeshauptstadt. Die internationalen Pressevertreter wurden am 20. Juni 1974 zu einem feucht-fröhlichen Presseempfang in das Mineralbad Leuze eingeladen. Doch das Nachrichtenamt vergaß in seiner Einladung darauf hinzuweisen, dass auch Badehosen mitzubringen sind. „Aber natürlich hatte man sich auch hier nicht auf zufällig eingepackte Badehosen verlassen, sondern kaufte im Vorfeld circa 100 Badehosen für die Pressevertreter.“